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Spiele für Jung und Alt

Klaus Dahmann5. Februar 2004

Der Spiele-Boom, der in Deutschland schon in den 1980er Jahren begann, hat mittlerweile auch andere Länder erreicht. Allerdings mit unterschiedlichem Erfolg.

Für "Die Siedler von Catan" hat Klaus Teuber schon Pokale erhaltenBild: dpa


Sanja greift von Argentinien aus mit drei Armeen David in Brasilien an, der wehrt sich verzweifelt, doch vergebens: Das Würfel-Glück ist diesmal auf Sanjas Seite - mit einem souveränen Lächeln schiebt sie ihre drei Steinchen über die Grenzlinie.

Das Strategie-Spiel "Risiko" ist ein Klassiker unter den Spiele-Fans in Deutschland. Und das ist hier bei weitem kein reiner "Kinder-Kram": Im Familien-Kreis sind solche Gesellschafts-Spiele ebenso beliebt wie unter Studenten. Auch Sanja und David, beide über dreißig Jahre alt, veranstalten regelmäßig Spiele-Abende.

Spiele decken Charaktere auf

Und dabei geht es dann heiß her. Beim Spielen treten auch Emotionen zu Tage, die man im Alltag eher unterdrückt: David, ein sonst eher ruhiger Mensch, fängt plötzlich an zu fluchen. Und die eigentlich immer liebenswürdige Sanja zeigt schon mal offen ihre Schadenfreude. Sie hat auch festgestellt: "Männer spielen viel mehr mit Aggression." Auch David hat sich zu diesem Thema so seine Gedanken gemacht: "Männer sind schon etwas verbissener, legen großen Wert aufs Gewinnen, während bei Frauen mehr die Geselligkeit im Vordergrund steht."

Einen regelrechten Boom in Deutschland setzte vor rund zehn Jahren ein als das Gesellschafts-Spiel "Siedler von Catan" auf den Markt kam. Hier gilt es, eine Insel zu besiedeln, mit Rohstoffen Straßen und Städte zu bauen - und das eben schneller als die Gegner. Innerhalb kürzester Zeit schossen die Verkaufszahlen in die Höhe, und das "Siedler"-Fieber hält nahezu unvermindert an. Der Autor des Spiels, Klaus Teuber, hat inzwischen eine ganz Reihe neuer Varianten auf den Markt gebracht - und verdient damit so gut, dass er sogar seinen Zahntechniker-Beruf aufgeben konnte.

Auch für den Spiele-Verlag "Kosmos" sind die "Siedler von Catan" eine Gold-Grube: Hunderttausendfach hat es sich verkauft, der Verlag schätzt die Zahl der Spieler auf rund zehn Millionen. Unternehmens-Sprecher Fritz Gruber ist stolz darauf, dass die "Siedler von Catan" im Osten Deutschlands eine neue Spiel-Kultur geschaffen hat: "Es war so, dass in den neuen Bundesländern das Vorurteil sehr stark war: Spiele sind was für Kinder. Das hat sich mittlerweile ganz entscheidend geändert."

Spiel ohne Grenzen

Der Erfolg der "Siedler von Catan" geht längst über die deutschen Grenzen hinaus: Der "Kosmos"-Verlag hat die "Siedler von Catan" mittlerweile in acht Sprachen herausgebracht. Gerade in Ländern wie Polen, Russland oder Japan, wo Gesellschafts-Spiele für Erwachsene eher unbekannt gewesen seien, werde der Markt immer größer, so Gruber.

Noch nicht erfasst hat der Spiele-Boom hingegen die südeuropäischen Länder. Das stellt auch Sanja fest, wenn sie ihrer Verwandtschaft in Kroatien von den Spiele-Abenden mit Freunden erzählt: Da werde sie belächelt, sagt sie. "In Kroatien sieht es so aus, dass meistens ältere Leute oder Jugendliche Karten spielen", erklärt Sanja. "Und das sind meistens reine Männerabende. Frauen spielen nicht so sehr, vielleicht in gewissen Schichten, aber in der breiten Bevölkerung nicht."