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Spionageverdacht: US-Außenminister stoppt China-Reise

3. Februar 2023

Über dem Nordwesten der USA treibt ein großer weißer Ballon aus China. Die US-Regierung befürchtet Spionage. China dementiert. US-Außenminister Blinken verschiebt eine Reise nach Peking.

Chinesischer Spionageballon über den USA
Ist dieser über dem US-Bundesstaat Montana gesichtete Ballon ein chinesisches Spionage-Instrument?Bild: Larry Mayer/The Billings Gazette/AP/dap/picture alliance

Der Ballon sei am Mittwoch über dem Bundesstaat Montana im Nordwesten der USA entdeckt worden, teilte das US-Verteidigungsministerium in Washington mit. Die Flugbahn des Ballons werde genau verfolgt. Brisant ist, dass sich in Montana die Malmstrom Air Force Base befindet, Standort eines Atomraketen-Silos.

Auf dem Stützpunkt der US-Luftwaffe in Montana lagern nach Angaben der Zeitung "Wall Street Journal" 150 mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen vom Typ Minuteman III. Die Spionagesysteme eines Ballons lieferten aber nur einen "begrenzten Mehrwert" im Vergleich zu Informationen, die China mit Satelliten sammeln könne.

"Derzeit gehen wir davon aus, dass dieser Ballon nur einen begrenzten Zusatznutzen für die Informationsbeschaffung hat", hieß es auch aus dem Pentagon. Schon in der Vergangenheit habe es ähnliche Vorfälle gegeben. Diesmal halte sich der Ballon aber länger als sonst über den USA auf. Er stelle keine militärische Bedrohung oder Gefahr für Menschen am Boden dar. Auch für Flugzeuge sei der Ballon aufgrund seiner extremen Flughöhe ungefährlich.

Der Pentagon-Beamte sagte, Peking sei auf verschiedenen Kanälen kontaktiert worden. "Wir haben ihnen deutlich gemacht, wie ernst wir diese Sache nehmen." Der "relativ große" Ballon sei bereits vor einigen Tagen in den US-Luftraum eingedrungen und fliege in großer Höhe über den Nordwesten der USA, sagte der Beamte. "Ziel des Ballons sei Spionage und sein aktueller Weg führe ihn über sensible Stützpunkte", so der Pentagon-Vertreter. Darunter seien nicht nur Luftwaffen-Stützpunkte, sondern auch unterirdische Raketen-Standorte.

China spricht von einem zivilen Luftschiff

China bestreitet dagegen, dass es sich um einen Spionageballon handelt. Stattdessen handele es sich um ein "ziviles" Luftschiff für Forschungszwecke vor allem meteorologischer Art, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking. Es sei wegen beschränkter eigener Steuerungsfähigkeit durch starke Westwinde "weit von seinem geplanten Kurs abgekommen". Der Sprecher fügte hinzu: "China bedauert den unerwarteten Eintritt in den Luftraum der USA durch höhere Gewalt." China werde weiter mit den USA kommunizieren und angemessen mit dieser "unerwarteten Situation" umgehen. 

Rakete in der Malmstrom Air Force Base im US-Bundesstaat Montana, wo US-Atomwaffen lagernBild: Tristan Day/U.S. Air Force via AP/picture alliance

US-Präsident Joe Biden ordnete nach Entdeckung des Ballons an, einen möglichen Abschuss zu prüfen. Verteidigungsminister Lloyd Austin und Spitzenkräfte des Militärs hätten sich letztlich dagegen entschieden, weil bei einem Abschuss durch die herunterfallenden Teile zu viele Menschen am Boden gefährdet seien.

Der Zwischenfall mit dem mutmaßlichen Spionage-Ballon belastet die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen den USA und China weiter. US-Außenminister Antony Blinken verschob wegen des Überflugs des Ballons eine eigentlich für dieses Wochenende geplante Reise nach Peking. 

haz/uh/kle/sti/mak/AR (dpa, afp, rtr, ape)

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