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Spitzen-Duell beim Spitzenspiel

Andreas Sten-Ziemons3. Oktober 2015

Das Top-Spiel FC Bayern gegen Borussia Dortmund steht an. Der Erste spielt gegen den Zweiten der Fußball-Bundesliga. Eine Partie in der viel steckt und bei der besonderes Augenmerk auf den beiden Top-Torjägern liegt.

Deutschland Fußball UEFA Champions League FC Bayern München - Dinamo Zagreb
Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

Es ist das Spiel des 8. Spieltags der Fußball-Bundesliga: FC Bayern gegen Borussia Dortmund. Der Tabellenführer spielt gegen den bereits um vier Punkte distanzierten Zweitplatzierten, der erfolgreichste Klub der Liga gegen den hippsten und in den sozialen Medien angesagtesten Verein. Es ist ein Duell der beiden Teams mit den auch international größten Fangemeinden, ein Vergleich zweier Mannschaften mit Trainern, die eine ähnliche Philosophie verfolgen und sich auch schon einmal abseits des Rasens getroffen haben, um im Restaurant mit Salzstreuern und Weingläsern taktische Situationen auf dem Fußballplatz nachzustellen und zu diskutieren.

Bayern gegen Dortmund, das ist die Partie, die sich innerhalb der vergangenen Jahre zu einer Art deutschem "Clasico" entwickelt hat. Es gab zahlreiche umkämpfte Duelle in der Liga, zwei DFB-Pokalendspiele, eines davon legendär, das 5:2 der Dortmunder im Mai 2012. Gipfel war wohl das Champions-League-Finale 2013 im Londoner Wembley-Stadion, das die Bayern durch ein spätes Tor von Arjen Robben knapp mit 2:1 für sich entschieden. Gewürzt wurde das ganze noch durch eine in den Medien ausgetragene Feindschaft zwischen den Vereinsbossen und einigen Transfers, bei denen die Bayern den Dortmundern ihre besten Spieler wegkauften.

Duell der Top-Torjäger

Immer mit dabei war auf wechselnden Seiten Torjäger Robert Lewandowski - von 2010 bis 2014 für Dortmund, seit Sommer 2014 im Trikot des FC Bayern. Im schwarz-gelben Dress erzielte er gegen die Rot-Blauen viele Tore und brachte den Bayern einige schmerzhafte Niederlagen bei. Nach seinem Wechsel nach München traf er bislang dreimal auf sein altes Team und erzielte jeweils ein Tor - zwei in der Liga, eins im Pokal. Nun steht der Pole erneut im Fokus. Zum einen, weil er an den ersten sieben Spieltagen bereits zehn Mal getroffen hat. Andererseits aber auch, weil beim BVB mit Pierre-Emerick Aubameyang endlich ein adäquater Lewandowski-Nachfolger gefunden zu sein scheint, wenn er auch nicht ganz an die Klasse des Polen heranreicht.

Bayer-Torjäger Robert Lewandowski trifft in dieser Saison, wie er will - auch gegen den BVB?Bild: Getty Images/Alex Grimm

Lewandowski gilt als kompletter Stürmer. Er besitzt einen guten Schuss, findet immer wieder genau die Lücken, in die ein Stürmer stoßen muss, um zur Stelle zu sein, ist technisch perfekt, kann sich auch auf engstem Raum gegen mehrere Abwehrspieler behaupten. Dazu verfügt er über einen ausgezeichneten Kopfball und hat immer die Übersicht für den besser postierten Nebenmann. "Er hat alles drauf - technisch, spielerisch, physisch", sagte Ex-Bayern-Torjäger Giovane Elber im "kicker" über Lewandowski und bekam dabei Unterstützung von einem anderen ehemaligen Bundesliga-Torjäger. "Für mich ist Lewandowski eine epochale Erscheinung wie Marco van Basten vor 20, 30 Jahren", schreibt "kicker"-Kolumnist Fredi Bobic. "Er beherrscht Ballan- und -mitnahme grandios und ist in seiner Gesamtheit der beste Mittelstürmer der Welt." Aubameyang dagegen sei nicht der filigrane Kombinationsspieler, dafür aber mit Abstand am schnellsten.

Tuchel-System steigert Aubameyangs Effektivität

Tatsächlich gehört der Gambier zu den schnellsten Spielern der Bundesliga. Gerade im Antritt hat er ein so hohes Tempo, dass er oft Lücken reißt, die zu gefährlichen Chancen und Toren führen. Aubameyang ist sehr athletisch, weiß seinen Körper einzusetzen und ist mit dem Kopf noch besser als Lewandowski. Nach dem Abgang des Polen aus Dortmund vor knapp anderthalb Jahren, hatte Aubameyang zunächst Mühe, die großen Fußstapfen Lewandowskis auszufüllen. Ins System des damaligen Trainers Jürgen Klopp wollte er nicht recht hineinpassen, musste öfter mal auf den ungeliebten Flügel ausweichen und konnte seine Stärken nicht zur Geltung bringen. Trotzdem erzielte er in der vergangenen Saison 16 Tore in der Bundesliga, dazu drei Treffer in der Champions League und fünf im DFB-Pokal.

Pierre-Emerick Aubameyang (r.) profitiert enorm vom neuen System unter Trainer Thomas Tuchel (2.v.l.)Bild: picture-alliance/dpa/K. Mayama

Seitdem Thomas Tuchel das Ruder in Dortmund übernommen hat, strahlt der Stern Aubameyangs heller denn je. Während Marco Reus in einer Formkrise steckt und immer mehr zur Randfigur im Dortmunder Spiel verkommt, ist Aubameyang neben Henrikh Mkhitaryan der große Gewinner des Trainer- und Systemwechels. "Auba ist ein anderer Spielertyp als Robert Lewandowski, aber genauso wertvoll für uns", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. "Die Umstellung auf das Spiel mit ihm in der Spitze hat etwas gedauert, funktioniert aber sehr gut, wie man in den vergangenen Wochen sehen konnte."

Zwei Tormaschinen auf Betriebstemperatur

Der stets auffallend frisierte Aubameyang hat schon 13 Pflichtspieltreffer in dieser Saison erzielt. In der Bundesliga traf er an jedem Spieltag mindestens einmal. Der eher zurückhaltende und introvertierte Lewandowski steht sogar schon bei 14 Pflichtspieltoren. Beim Spiel in Wolfsburg traf er fünf Mal innerhalb von nur neun Minuten und stellte gleich mehrere Bundesliga-Rekorde auf.

Auf Betriebstemperatur sind beide, das Spitzenspiel in München am Sonntag (ab 17:30 Uhr MESZ im DW-Liveticker) könnte ihre nächste große Bühne werden. Dass sie auch im direkten Duell wieder treffen, ist zu erwarten, dass einer von ihnen den entscheidenden Treffer macht, wahrscheinlich. Und davon, dass es ein schönes Tor sein wird, darf man getrost ausgehen.

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