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Neue Erkenntnisse im Anti-Doping-Kampf?

Maximilian v. Mauch
29. März 2017

Die Doktorarbeit von Simon Krivec, in der mehrere bundesdeutsche Leichtathleten zugeben, in den vergangenen Jahrzehnten anabole Steroide genommen zu haben, sorgt schon vor ihrer Veröffentlichung für mächtig Wirbel.

Symbolbild Dopingverdacht Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland
Bild: Fotolia/Sven Bähren

Das Dopinggeständnis westdeutscher Top-Athleten sorgt in der Leichtathletik weiter für Aufsehen. Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), erwartet die Doktorarbeit des Apothekers Simon Krivec, in der 31 bundesdeutsche Leichtathleten zugegeben haben, in den 1960er, 70er und 80er Jahren anabole Steroide genommen zu haben, mit großem Interesse. "Ich bin gespannt darauf, die Studie zu lesen, um die neuen Erkenntnisse richtig einordnen zu können", sagte Prokop. "Wie sahen die Strukturen aus, vor welchem Hintergrund geschah das damals?"

Schwere Bürde für die "Spitzensportreform"

Die Tatsache alleine, dass sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland gedopt wurde, könne "niemanden mehr wirklich überraschen", so der Sportfunktionär weiter. Dennoch hat die Doktorarbeit, die am kommenden Montag veröffentlicht werden soll, schon längst ihren Schatten vorausgeworfen. Die alles entscheidende Frage scheint dabei zu sein: Welche Konsequenzen werden als Ergebnis der Studie gezogen? Dies gilt besonders mit Blick auf die Spitzensportreform, die stark auf den Gewinn von Medaillen ausgelegt ist. "Die gegenwärtige Spitzensportreform ergibt nur Sinn, wenn sie sich den bitteren historischen Hypotheken des organisierten deutschen Sports endlich stellt", sagte Ines Geipel, ehemalige Sprinterin und Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfevereins (DOH): "Hier darf nichts mehr hinter einer Nebelwand verschwinden, weder in Ost noch in West. Das sind wir den vielen Opfern schuldig."

Nur gute Ergebnisse rechtfertigen Förderung

Der Verfasser der Studie, Simon Krivec, betrachtet das ganze sehr skeptisch. Seiner Meinung nach wird die heutige Athleten-Generation durch die Reform des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in eine Zwickmühle getrieben, wie früher ihre Vorgänger: Entweder sie dopen und bringen Ergebnisse, oder sie verlieren durch weniger gute Platzierungen ihre Förderung. Der DOSB glaubt hingegen nicht an die Gefahr gesteigerten Doping-Missbrauchs durch die Reform: "Bei allen aktuellen Diskussionen zur langfristigen Entwicklung des deutschen Leistungssports wird die Anti-Doping-Arbeit und deren weltweite Umsetzung natürlich berücksichtigt", so ein Sprecher des DOSB. Des Weiteren, ergänzt der DOSB, sei der Sinn der Neuordnung, "die Rahmenbedingungen für Athletinnen und Athleten so zu gestalten, dass sie ihre Potenziale ausschöpfen können." Prokop ist sich sicher, dass die "Fixierung auf Medaillen im Rahmen der Reform stets kritisch beäugt wird, weil gerade in der Leichtathletik eine enorme internationale Leistungsdichte herrscht." Dagegen helfe nur intelligentes Training, dass dazu führe, das man mit den anderen Nationen mithalten könne, die sich durch unzureichende Kontrollsysteme einen Vorteil verschafft hätten. "Inwieweit die Krivec-Studie zur Beurteilung einer aktuellen Reform dienen kann, bleibt abzuwarten", so der Vorsitzende des DLV abschließend. Ebenso ist offen, ob der DOSB mit seiner Spitzensportreform und die Athleten mit hartem Training die gewünschten Ergebnisse erzielen - und zwar ohne Doping.

Clemens Prokop, Präsident des DLVBild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

mvm/sn (sid)

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