WADA - Weltagentur mit Imageproblem im Anti-Doping-Kampf
25. Februar 2025
Warum gibt es die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA)?
Die WADA wurde im Februar 1999 bei einer Welt-Anti-Doping-Konferenz in Lausanne auf den Weg gebracht. Die Initiative dazu kam vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und wurde damals von rund 140 Staaten unterstützt. Auslöser war der große Dopingskandal bei der Tour de France 1998 um das französische Radteam Festina. Es war zu diesem Zeitpunkt die größte aufgedeckte Dopingaffäre der Sportgeschichte. Bei einer Razzia bei dem erfolgreichen Team waren große Mengen verbotener Substanzen sichergestellt worden. Bis dahin war kein Festina-Fahrer bei Dopingtests aufgefallen. Das zeigte, dass die nationalen Kontrollen häufig ins Leere liefen und dringend reformiert werden mussten.
Bei der Konferenz in Lausanne verständigten sich die Teilnehmenden auf eine internationale Anti-Doping-Agentur, um den Kampf gegen Doping weltweit zu vereinheitlichen und zu koordinieren. Sie sollte bis zu den Olympischen Sommerspielen 2000 in Sydney voll einsatzbereit sein. Am 10. November 1999 wurde die WADA bei einer weiteren Anti-Doping-Konferenz in Washington offiziell gegründet.
Welche Aufgaben hat die WADA?
Die WADA soll dafür sorgen, dass der Welt-Anti-Doping-Code eingehalten und gegebenenfalls auch an neue Entwicklungen angepasst wird. Der Code ist das international und für alle Sportarten gültige Regelwerk im Kampf gegen Doping. Eine erste Version wurde 2003 verabschiedet, Neufassungen in den Jahren 2007, 2009, 2015 und 2021.
Darin sind unter anderem die Standards festgelegt, wie Dopingkontrollen ausgeführt werden sollen. Im Welt-Anti-Doping-Code steht auch, dass Spitzensportlerinnen und -sportler eine Meldepflicht über ihren Aufenthaltsort haben, damit sie jederzeit und überall getestet werden können. Die Nationalen Anti-Doping-Agenturen - wie die NADA in Deutschland - sind dafür zuständig, die Vorgaben des Codes in den jeweiligen Staaten umzusetzen.
Die WADA aktualisiert zudem jährlich die Liste der im Sport verbotenen Substanzen. Und sie benennt die Doping-Kontroll-Labore, in denen weltweit Dopingproben analysiert werden dürfen. Derzeit gibt es 30 von der WADA akkreditierte Kontrolllabore, zwei davon in Deutschland: in Köln und Kreischa bei Dresden.
Wie wird die WADA finanziert?
Die WADA ist eine Stiftung. Ihr Etat - 2025 beträgt er rund 53 Millionen US-Dollar - wird zur einen Hälfte vom IOC getragen. Die andere Hälfte steuern die inzwischen mehr als 190 Staaten bei, die den Anti-Doping-Code unterzeichnet haben. Die Beitragsanteile sind nach Kontinenten gestaffelt. Der Verteilungsschlüssel wurde 2003 bei einer Weltkonferenz gegen Doping in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen festgelegt. Danach trägt Europa mit 47,5 Prozent den größten Anteil, es folgen Nord-, Mittel- und Südamerika mit 29 Prozent und Asien mit 20,5 Prozent. Am wenigsten müssen die Staaten aus Ozeanien (2,5 Prozent) und Afrika (0,5 Prozent) beisteuern.
Im WADA-Haushalt 2025 entfallen die höchsten nationalen Beiträge auf die USA (rund 3,8 Millionen Dollar), Kanada (1,9 Mio.), Japan (1,5 Mio.) sowie die europäischen Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Russland (je 1,4 Mio.). In Afrika sind Ägypten, Algerien, Marokko, Nigeria und Südafrika die Staaten mit den höchsten Beiträgen (jeweils knapp 6000 Dollar).
Warum ist die WADA-Zentrale in Montreal in Kanada angesiedelt?
Nach der Gründung 1999 war der Sitz der WADA zunächst in Lausanne in der Schweiz, wo auch das IOC beheimatet ist. Im Jahr 2000 startete die Organisation Montreal International, die für Investitionen im Großraum der kanadischen Metropole wirbt, eine Initiative mit dem Ziel, die WADA-Zentrale in die Stadt zu holen. 2002 war die Kampagne erfolgreich. Dabei half sicher auch, dass der erste Vorsitzende der WADA, der frühere IOC-Vizepräsident Richard Pound, Kanadier war.
Lausanne wurde zum WADA-Regionalbüro für Europa. Weitere gibt es in Kapstadt in Südafrika (für Afrika), in Japans Hauptstadt Tokio (Asien und Ozeanien) sowie in Montevideo, der Hauptstadt Uruguays (Lateinamerika und Karibik). Der Vertrag mit Montreal wurde 2019 bereits zum zweiten Mal verlängert und gilt mindestens bis Ende 2031.
Wie viele Mitarbeitende hat die WADA?
Nach eigenen Angaben beschäftigte die WADA Ende 2023 in der Zentrale in Montreal und in den Regionalbüros 187 Personen aus 52 Ländern. Seit 2020 steht der frühere polnische Sport- und Tourismusminister Witold Banka an der Spitze der Agentur. Vizepräsidentin ist Yang Yang. 2002 gewann sie in Salt Lake City als Eisschnellläuferin im Shorttrack die erste Goldmedaille für China bei Olympischen Winterspielen.
Wie steht es um den Ruf der WADA?
Galt die WADA vor zehn Jahren zur Zeit des Skandals um systematisches Doping im russischen Sport noch als unumstrittene Autorität, ist ihr Image inzwischen angekratzt. Kritiker werfen der WADA vor, unter Banka und Yang zunehmend den eigenen Grundsätzen untreu zu werden.
Vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris deckte die ARD-Dopingredaktion einen Skandal im chinesischen Schwimmsport auf: 23 Aktive, darunter Weltmeister und Olympiasieger, waren 2021 positiv auf eine verbotene Substanz getestet, aber nicht einmal suspendiert worden. Die WADA wies den Vorwurf zurück, den Fall vertuscht zu haben. Sie verklagte Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur (USADA), der genau dies öffentlich behauptet hatte. Die US-Regierung unter Ex-Präsident Joe Biden legte aus Protest ihren finanziellen Beitrag zum WADA-Budget auf Eis. Inzwischen hat die WADA die Klage gegen Tygart zurückgezogen.
Auch bei den jüngsten prominenten Dopingfällen im Tennis wurde heftige Kritik an der WADA laut, weil sie die Erklärungen der Beschuldigten für ihre Vergehen akzeptiert hatte. Im Fall des Weltranglistenersten Jannik Sinner aus Italien war die WADA zunächst vor den Internationalen Sportgerichtshof gezogen, hatte sich dann aber mit dem Topspieler auf eine nur drei Monate dauernde Sperre verständigt. Im Fall der Weltranglistenzweiten Iga Swiatek aus Polen hatte die WADA auf einen Einspruch gegen die verhängte Sperre von nur einem Monat verzichtet.