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Spotify ist an der Börse

3. April 2018

Ein Novum in der Börsengeschichte: Spotify ging den Weg aufs Parkett ohne große Banken. So dauerte es länger als sonst, bis der erste Kurs des Unternehmens berechnet wurde. Der lässt sich dennoch sehen.

New York Börse Spotify IPO
Bild: Getty Images/AFP/B. R. Smith

Da war Spannung drin: Erst mehr als drei Stunden nach Handelsauftakt der New York Stock Exchange (NYSE) stand der erste Kurs für den Musik-Streamingdienst Spotify fest. Die Papiere des Schwedischen Unternehmens lagen demnach bei 165,90 US-Dollar. Damit starteten die Aktien 26 Prozent über dem von der NYSE gesetzten Referenzkurs von 132 Dollar. Das bedeutet, die Aktien waren zum Auftakt deutlich mehr wert  bei privaten Transaktionen vor dem Börsengang.

Dass sich der Handelsstart der Anteilsscheine so lange hinzog, liegt auch an dem ungewöhnlichen Verfahren der Direktplatzierung, das Spotify gewählt hatte. Die Schweden verzichteten weitgehend auf die - für eine Firma ihrer Größenordnung eigentlich übliche - Betreuung durch Investmentbanken: Deshalb wurden die Aktien nicht vorab Investoren angeboten und anhand derer Interessen ein Ausgabepreis ermittelt. Stattdessen ergab sich der erste Kurs aus den Kauf- und Verkauforders nach Beginn des Handels. Dadurch sparte Spotify Millionen an Gebühren für Berater-Banken. 

Wird sich über den Start von Spotify wohl freuen: Unternehmens-Chef Daniel EkBild: Getty Images/AFP/T. Yamanaka

Noch vor dem Börsendebüt hatte Spotify-Chef Daniel Ek die Erwartungen gedämpft. "Ich habe keine Zweifel daran, dass es Aufs und Abs geben wird", schrieb der Schwede im Unternehmensblog des weltgrößten Musik-Streamingdienstes. "Manchmal sind wir erfolgreich, manchmal straucheln wir." Durch den aktuellen Kurs von 165,90 US-Dollar wird das Unternehmen insgesamt mit fast 30 Milliarden Dollar bewertet.

"Großer Moment für Wagniskapital"

Der neue Weg, den Spotify nun für das Börsendebüt einschlug könnte Schule machen. Beobachter gehen davon aus, dass andere Unternehmen auch auf den Geschmack kommen könnten, per Direktplatzierung an die Börse zu gehen. Interessant könnte der Weg vor allem für Unternehmen sein, die über eine bekannte Marke verfügen, und deswegen auf eine Roadshow im Vorfeld eines Finanzmarktdebüts verzichten können. Zu möglichen Anwärtern zählen die am Privatmarkt bereits teuer gehandelten Mitfahrdienste Uber und Lyft. "Das ist ein großer Moment für die Wagniskapital-Industrie", sagte der Partner des Finanzinvestors Felix Capital, Frederic Court im Vorfeld des Börsengangs.

Die Umsätze der Streaming-Anbieter stiegen 2016 global um etwa zwei Drittel und waren damit Wachstumstreiber der Musikbranche. Die Wirtschaftberatung PwC schätzt, dass der Streaming-Markt von 6,7 Milliarden Dollar 2016 auf 17 Milliarden Dollar 2021 anwachsen wird.

Im bislang von CD-Liebhabern geprägten deutschen Markt kamen vergangenes Jahr laut dem Bundesverband Musikindustrie 45,4 Prozent des Branchenumsatzes aus dem CD-Verkauf und 34,6 Prozent aus dem Audio-Streaming. Die Umsätze aus letzterem nahmen dabei um 43 Prozent im Vergleich zu 2016 zu.

Noch keinen Gewinn

Spotify hatte Ende 2017 nach eigenen Angaben 159 Millionen monatlich aktive Nutzer. 71 Millionen Kunden hatten einen zahlungspflichtigen Account, wer nichts zahlt, bekommt Werbung ausgespielt. Zum Vergleich: Apple Music hat weniger als halb so viele zahlende Abonnenten.

Allerdings haben die Schweden noch nie Gewinn gemacht. Während der Umsatz von rund drei Milliarden Euro 2016 auf vier Milliarden Euro 2017 stieg, stiegen die Verluste von 540 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro. Konkurrenten wie Apple, Google und Amazon, die erst deutlich später in den Markt eingestiegen sind, können solche Verluste mit Gewinnen aus anderen Bereichen eher ausgleichen.

Die meistgestreamten Künstler auf Spotify

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Der Analyst Paul Verna vom Marktforschungsunternehmen eMarketer glaubt, dass Spotify trotz dieser mächtigen Konkurrenz überleben kann: "Besonders Teenager lieben Spotify", sagt er. "Das ist ein gutes Zeichen für anhaltende Markentreue". Die Nutzer haben Verna zufolge kein Interesse daran, Playlists und Profile bei einem anderen Dienst neu zu erstellen, solange Spotify ein gutes Angebot hat.

Spotify-Chef Daniel Ek hatte bereits vor dem Börsendebüt angekündigt, nicht für Interviews zur Verfügung stehen. Ebenso verzichtete das Unternehmen auf das übliche Läuten der Glocke. Auch damit wählt das Unternehmen einen anderen Weg als andere an der Wall Street notierte Techunternehmen wie Facebook oder Alibaba.

nm/sam (dpa, rtr, afp)

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