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Spotify weiß, welche Musik dir gefällt – oder doch nicht?

Philipp Kretschmer11. April 2016

Spotify heißt der DJ, der Songs vorschlägt. Zehn Jahre nach seiner Gründung hat sich der schwedische Anbieter als Marktführer etabliert. Doch welchen Einfluss haben Streamingdienste auf unseren Musikkonsum?

Band auf der Bühne beim Festival SXSW Badbadnotgood in Austin/USA, Foto: John Davisson/Invision/AP
Bild: picture alliance/AP Images/J. Davisson

Der Erfolg von Streaming-Diensten

04:10

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Millionen Menschen weltweit hören mittlerweile Musik über Streamingdienste. Allein der schwedische Marktführer Spotify hat zehn Jahre nach der Unternehmensgründung mehr als 75 Millionen Nutzer, davon rund 30 Millionen zahlende Abonnenten. Und auch andere Dienste wie Apple Music, Napster oder Deezer können mittlerweile Millionen Menschen davon überzeugen, für den Online-Zugang zu Musik monatlich Geld zu bezahlen. Dafür können sie auf eine riesige Bibliothek zugreifen: mehr als 30 Millionen Songs sind bei den großen Anbietern zu finden. Doch wie orientiert man sich in diesem riesigen Angebot?

Spotify-Algorithmen sehen mehr

"Das Stöbern im Plattenladen ist vorbei, diese Kulturpraxis ist tot", sagt Stephan Baumann vom Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz. Der promovierte Informatiker ist selbst DJ und erinnert sich noch an viele schöne Stunden im Plattenladen seines Vertrauens. Doch denen weint er nicht nach. Der Zugang zur Musik habe sich eben verändert, meint der 52-Jährige pragmatisch. Das bringe auch Vorteile mit sich.

Denn die Frage, wie der Nutzer sich bei der Masse an Musik zurechtfinden soll, haben die Streamingdiensten mit ausgefeilten Empfehlungs-Algorithmen beantwortet. Diese analysieren den Musikgeschmack des Nutzers anhand seiner bisherigen Auswahl und präsentieren automatisch neue Musikstücke, die zu diesem Geschmack passen. Dank der heute verfügbaren Rechenleistung können sie dabei die ganze Welt im Blick behalten: "Algorithmen können auch Perlen finden, die irgendwo in der Welt hochgeladen und gelikt wurden und die wir als einzelne Menschen wahrscheinlich übersehen würden."

Hauptsitz von Spotify in StockholmBild: DW/J. Tompkin

Der richtige Mix – eine Frage des Gefühls

Seit mehr als 15 Jahren forscht Stephan Baumann zu Empfehlungssystemen, einer Disziplin der Künstlichen Intelligenz. Kaum einer kennt sich so gut mit den Vorteilen der algorithmischen Systeme aus. Doch Baumann ist sich auch über die Schwächen bewusst: Emotionen zeigen. Denn gerade Musik ist für viele Menschen emotional aufgeladen: Mit bestimmten Liedern verbindet man bestimmte Erinnerungen oder Ereignisse. Der Forscher weiß: "So lange man diese Lebenshistorie nicht im Rechner hat, ist der Algorithmus erst mal emotionslos."

Gefahr von Streamingdiensten: Überraschungen fehlen

Den richtigen Mix zu finden ist also gar nicht so einfach. Das zeigt sich auch an einem anderen Problem, das für algorithmische Systeme typisch ist: die sogenannte "Filter Bubble". Dadurch, dass der Nutzer nur noch vorgeschlagen bekommt, was ihm gefällt, nimmt er andere Meinungen nicht mehr wahr. Mit der Zeit besteht bei Streamingdiensten also die Gefahr, dass die Musikauswahl immer geradliniger wird und Überraschungen fehlen. Stephan Baumann sieht das nüchtern: "Wir haben uns doch alle gemütlich eingerichtet in der Filter Bubble. Wenn ich ein aktiver Facebook-User bin, dann akzeptiere ich, dass in meiner Timeline gewisse Dinge niemals auftauchen werden, die eigentlich von meinen Freunden gepostet wurden." Das gelte auch für Musik. Als Ausgleich für diese Einschränkung müsse sich der User nicht alleine durch die Flut guter Musik kämpfen. Und so seien die Algorithmen trotz ihrer Schwächen sehr nützliche Helfer.

Auch Apple startete ins Streaming-GeschäftBild: picture alliance/DPA/M.Gambarini
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