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Wie mächtig ist Spotify?

3. Januar 2018

Spotify wird von einem Label in den USA auf 1,6 Milliarden Dollar Schadenersatz verklagt - nicht das erste Mal, dass es Stunk gibt. Wie funktioniert der mächtige Streamingdienst und was macht er mit der Musikindustrie?

Musik-Streaming-App Spotify
Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Der Verlag Wixen Music Publishing, der Lizenzen an Songs wie "Free Fallin" von Tom Petty und "Light My Fire" von The Doors besitzt, ist sauer auf Spotify. Tausende Lieder sollen verwendet worden sein, ohne Lizenzgebühren an Wixen abzuführen. Deshalb hat das US-Label nun Klage eingereicht und fordert für jedes Lied eine Entschädigung von umgerechnet 125.000 Euro.

Die Nummer Eins auf dem Markt für Musik-Streamingdienste hatte schon zuvor Ärger mit Plattenfirmen und Künstlern. Die Klage von Wixen schließt an ein ähnliches Verfahren an, in dem Spotify in einem Vergleich die Zahlung von 43 Millionen Dollar zugesagt hatte. Diese Einigung ist bisher nur vorläufig von dem zuständigen US-Richter abgesegnet worden, eine endgültige Bestätigung steht noch aus. Wixen scherte auch dort aus und legte Widerspruch gegen den Deal ein, weil er unzureichend sei.

2014 sprachen sich die US-amerikanische Sängerin Taylor Swift und andere Künstler gegen Spotify aus und stellten teilweise ihre Musik nicht mehr auf der Plattform zur Verfügung, weil der Konzern ihrer Meinung nach Künstler nicht fair entschädigte.

Doch Macht und Beliebtheit des Platzhirschs unter den Streamingsdiensten sind ungebrochen: Im Sommer knackte Spotify nach eigenen Angaben die Marke von 60 Millionen zahlenden Nutzern. Das 2006 in Schweden gegründete Unternehmen wird inzwischen mit mindestens 19 Milliarden Dollar bewertet. Für dieses Jahr plant es den Gang an die Börse.

Wie funktioniert Spotify?

Spotify ist eine Art digitale Leihbibliothek für Musik und mittlerweile auch Podcasts, Videos und Hörbücher: Nutzer haben sowohl am PC als auch mobil auf Smartphone und Tablet Zugriff auf Millionen von Titeln. Diese können sie über die Suchfunktion finden, hören und zu Playlists zusammenstellen. Downloaden kann man die Titel jedoch nicht.

Um zu starten, müssen Nutzer die Spotify-Software herunterladen und einen Account erstellen. Sie können sich zwischen einer kostenlosen und einer Premiumvariante entscheiden. Bei "Spotify Free" werden zwischen einigen Songs Werbeblöcke gespielt und man kann seine Playlists nur online hören. Eine weitere Einschränkung ist der Shuffle-Modus: Hört man eine Playlist oder einen Künstler, dann entscheidet ein Algorithmus von Spotify, welches Lied als nächstes kommt. Lediglich sechs Songs pro Stunde können übersprungen werden. Spotify Premium Abonnenten dagegen können für 9,99 Euro im Monat ihre Musik in beliebiger Reihenfolge und ohne Werbung hören, und das auch ohne Internetverbindung. 

Spotify kooperiert eng mit Facebook: Registriert man sich mit seinem Facebook-Konto, kann man sehen, welche Titel Freunde aus dem sozialen Netzwerk hören. Zu Beginn war ein Facebook-Profil sogar Voraussetzung, um sich bei Spotify anmelden zu können - nach massiver Kritik von Datenschützern hob der Streamingdienst den Facebook-Zwang in Deutschland jedoch auf.

Mehr dazu: Spotify weiß, welche Musik dir gefällt – oder doch nicht?

Wie arbeitet Spotify mit Künstlern zusammen?

Die Kooperation mit Musikern und Songwritern erfolgt meist über deren Musiklabels. Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young analysierten im Auftrag des Verbandes der französischen Musikindustrie (SNEP), wer welchen Anteil an den 9,99 Euro erhält, die ein Nutzer monatlich für ein Premiumabo zahlt. Laut der 2015 veröffentlichten Studie behält Spotify gut 2 Euro ein, 1,67 Euro entfallen auf Steuern. 4,56 Euro gehen an das Musiklabel, ein Euro an Songwriter/Komponisten. Für die Musiker bleiben letztendlich 68 Cent.

Pro Aufruf eines Songs durch einen Premium-Nutzer verdiene eine Plattenfirma 0,2 bis 0,3 Cent, so Holger Gechter vom deutschen Independent-Label Timezone. Hört ein Nutzer der kostenlosen Variante das Lied, liegen die Verdienste laut Gechter "im homöopathischen Bereich". Die Anteile, die die drei weltgrößten Musiklabels Sony, Warner und Universal von Spotify erhalten, schätzt er höher.

Kritiker werfen Spotify vor, Künstler durch den kostenlosen Basistarif auszunehmen und der ohnehin verbreiteten Kostenloskultur weiter Vorschub zu leisten. Auch Gechter würde sich wünschen, das "Spotify Free" abgeschafft wird. Ansonsten ist er aber zufrieden über die Zusammenarbeit.

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Wie hat Spotify die Musikbranche verändert?

Dass Spotify und ähnliche Streamingdienste sich bei Musikliebhabern immer größerer Beliebtheit erfreuen, ist dadurch zu erklären, dass sie ein bequeme und günstige Alternative zu illegalen Angeboten darstellen. Darüber hinaus wird, anders als beim Downloaden, nicht pro Lied zusätzlicher, wertvoller Speicherplatz verbraucht.

Für die Musikindustrie waren nach 15 Jahren weltweiter Talfahrt Spotify & Co bei ihrem Aufkommen die Hoffnung auf neue Verdienstmöglichkeiten. Und trotz der in den vergangenen Jahren lautgewordenen Kritik an manchen Geschäftspraktiken hat sich diese Hoffnung zumindest ansatzweise erfüllt. Laut Florian Drücke, dem Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), hat Streaming für deutliche Zuwächse gesorgt - sowohl auf dem internationalen als auch auf dem deutschen Musikmarkt. In Deutschland habe es mittlerweile einen Anteil von 35 Prozent.

Für professionelle Künstler sind Spotify und vergleichbare Anbieter heutzutage eine reale Möglichkeit, um Geld zu verdienen. Zumindest in Deutschland ist bislang jedoch weiterhin der CD-Markt größer. Das bestätigt auch Gechter von Timezone: "Für unsere Künstler spielt der CD-Verkauf auf Konzerten und im Laden immer noch eine größere Rolle." Drücke vom BVMI sieht legales Musikstreaming insgesamt als "wichtigen neuen Kanal zur Musiknutzung", bei dem die Vorteile für alle Beteiligten überwiegen.

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