Sprichwörter für alle Lebenslagen
Wenn Sprichwörter zu Bildern werden
Sprichwörter sind wie Gebrauchsanweisungen für jede Lebenslage. Die Illustratorin Antje Herzog hat für uns die berühmtesten deutschen Sprichwörter gezeichnet - und wir erklären deren Sinn und Herkunft.
Jeder sollte vor seiner eigenen Tür kehren
Dieses Sprichwort ist der kleine Bruder von "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen". Das heißt: Bevor du andere kritisierst, vergewissere dich, ob du nicht auch irgendwo einen Fehler gemacht hast. Wenn du sicher bist, oder im übertragenen Sinne: Wenn du selbst alles fein sauber gemacht hast, dann kannst du zum Nachbarn gehen und dich über den Dreck vor seinem Haus beschweren.
Wer rastet, der rostet
Ob die alten Ritter auch Rost angesetzt haben, wenn sie sich zu wenig bewegt haben, ist urkundlich nicht erwähnt. Im deutschen Sprachgebrauch tauchte das Sprichwort um 1830 auf - zu Beginn der Industrialisierung. Und heutzutage ist der Spruch ganz eindeutig eine Aufforderung sich körperlich und geistig in Bewegung zu setzen. Denn dies ist - wissenschaftlich erwiesen - lebensverlängernd.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte
So kann's gehen: Zankt man sich mit jemandem um etwas, verliert man schnell den Blick für die Umgebung. So wie der Wolf und der Hund, die so lange um ein Stück Fleisch kämpfen, bis beide vor Erschöpfung umfallen. Ein Adler hat das Ganze beobachtet, nutzt die willkommene Gelegenheit sich den Fleischbrocken zu schnappen und ist damit der lachende Dritte.
Wer ernten will, muss säen
Wenn du erfolgreich sein willst, dann musst du auch etwas dafür tun. In der Regel kommt Erfolg ja nicht von selbst. Sondern erst dann, wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Natürlich kann man Tomaten im Supermarkt "ernten". Aber ist es nicht von viel mehr Erfolg gekrönt, wenn man sie selbst gezüchtet hat - vom Samen bis zur Frucht? Ganz bestimmt schmecken die besser als jede gekaufte.
Jeder Topf findet seinen Deckel
Diese Weisheit ist Grund zur Hoffnung für jeden Single, der auf Partnersuche ist. Denn irgendwo hat sie sich sicher versteckt, die große Liebe - man muss nur lange genug suchen und irrt sich auch manchmal. Das klingt für Suchende zwar nicht unbedingt motivierend. Aber es passiert immer wieder: Ganz plötzlich ist der Mensch da, der hundertprozentig passt - ohne dass etwas rutscht oder klappert.
Liebe geht durch den Magen
Eigentlich ist Liebe doch eine Herzensangelegenheit. Und eine Sache des Bauchgefühls - das ist die/der Richtige! Nicht so bei diesem Sprichwort. Hier geht es einzig und allein darum: je besser das Essen schmeckt, desto größer die Liebe. Klingt nicht besonders romantisch, aber: Geistiges und körperliches Verlangen sind eng miteinander verzahnt. Und so sieht es - kurz gesagt - auch mit der Lust aus.
Wo Rauch ist, da ist auch Feuer
Wenn über eine Person gewisse Behauptungen geäußert werden, könnte einiges davon durchaus stimmen. Wenn der Motor eines Autos merkwürdig klingt, dann ist bestimmt etwas kaputt. Wo soll der "Rauch" denn sonst herkommen, wenn da nicht irgendwo ein kleines "Feuerchen" brennt? Also aufpassen - bei allem, was einem komisch vorkommt.
Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige
Es gibt kaum ein "deutscheres" Sprichwort! Man könnte es sozusagen in eine Kuckucksuhr eingravieren. Aber eigentlich kommt es aus Frankreich. König Ludwig XVIII prägte den Satz. Pünktlichkeit sei ein Zeichen von Wertschätzung, das einem König gut anstünde. Der Spruch gelangte nach Deutschland. Et voilà - er wurde auch hier zum Credo der feinen Gesellschaft. Heute aber legt jeder Wert darauf.
Das Auge isst mit
Jeder Instagrammer weiß: Gut geknipstes Essen bekommt viele Likes. Restaurantbetreiber verkaufen ihr Essen besser, wenn es hübsch präsentiert wird. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bei erhöhter Zugabe von Lebensmittelfarbe etwa das Empfinden von Süße um bis zu zehn Prozent gesteigert wird. Fragt sich, wie es bei einem "Dark Dining" (Essen in absoluter Dunkelheit) schmeckt...
Die Welt ist ein Dorf
Da stehst du mitten in - sagen wir mal: New York - guckst auf den Stadtplan und wirst von hinten angestupst. Dein Nachbar aus dem dritten Stock. Und schon wird die Welt winzig klein. Man kann das Sprichwort auch anders benutzen: Irgendwie sind wir Menschen doch alle gleich. Wir lachen, weinen, schlafen, essen und wollen im Grunde doch alle nur das Gleiche: Ein glückliches Leben.
Das letzte Hemd hat keine Taschen
Das letzte Hemd ist in der Regel das Totenhemd. Und das hat keine Taschen um etwas hineinzutun. Denn wenn man tot ist, nützt einem der irdische Reichtum nichts mehr: Im Jenseits sind alle gleich. Die Bibel sagt es so: "Ihr sollt nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie von Motten und Rost gefressen werden und wo Diebe einbrechen und sie stehlen. Sammelt Schätze im Himmel - denn dort ist dein Herz."
Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz
Zwei negative Eigenschaften auf dem selben Nährboden. Das Sprichwort impliziert, dass stolze, eitle oder hochmütige Menschen nicht unbedingt schlau sind. Stolz ist eine der Todsünden - das ist nichts für gebildete Menschen. Man schreibt es eher den Dümmeren zu. Und tatsächlich: Sieht man Superkicker Cristiano Ronaldo auf dem Platz herumstolzieren, wirkt dies auch schnell mal etwas dümmlich.
Wer schön sein will, muss leiden
Die Herkunft dieses Sprichwortes ist selbst für Experten schwer zu ermitteln. Aber die Bedeutung ist klar: Willst du schlank sein, musst du dich mit Diät und Sport quälen. Ein tolles Tattoo auf den Rücken stechen lassen - das tut richtig weh. Eine Schönheits-OP kann dich in den finanziellen Ruin stürzen. Highheels von Loubutin sehen super aus, aber die Füße kann man nach einem Abend vergessen...
Der Ton macht die Musik
Egal, was auch immer Sie zu wem zu sagen haben: Teilen Sie es Ihrem Gegenüber stets mit der richtigen Portion Respekt mit. Sagen Sie zum neuen Parfüm ihres Partners nicht, dass es stinkt. Das klingt einfach nicht gut. Sagen Sie einfach, dass es für Ihren Geschmack etwas zu intensiv ist. Ihr Partner wird das Signal verstehen, das Parfüm nicht mehr benutzen und verliert auch nicht sein Gesicht.
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff
Im Zeitalter der Entdecker waren nicht nur Menschen an Bord der großen Schiffe. Unzählige Ratten bewohnten den Schiffsrumpf. War Gefahr in Verzug (etwa ein Leck oder ein Brand) kamen die Ratten nach oben an Deck. Für Seeleute war das ein zuverlässiges Alarmzeichen. Heute umschreibt das Sprichtwort eher Feigheit und Selbstsucht. Nach dem Motto: Nach mir die Sintflut.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr
Die Botschaft ist klar: Was man schon als Kind nicht lernt, lernt man als Erwachsener noch weniger. Das alte Sprichwort trifft vielleicht noch aufs Radfahren zu. Aber sonst passt es nicht mehr zu unserer schnelllebigen Zeit. Denn heutzutage müssen auch Erwachsene täglich dazulernen. Etwa wie man ein Smartphone bedient, WhatsApp-Nachrichten verschickt oder ein Snapchat-Video postet.
Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch
Sprichwörter belehren oft Kinder. Dieses nicht. Ist der Lehrer, ein Elternteil oder eine andere Autoritätsperson nicht mehr in Sichtweite, treiben die Kinder Schabernack. Dieses Verhalten trifft natürlich nicht nur auf Kinder zu! Das Sprichwort ist so allgemeingültig, dass es in zahlreichen Sprachen existiert - zum Beispiel im Englischen: " When the cat’s away, the mice shall play."
Der Fisch stinkt vom Kopf her
Wenn ein Fisch stirbt, verwest sein Kopf als erstes - und riecht auch als erstes. Das Sprichwort wird oft im Zusammenhang mit Firmen oder Parteien benutzt: Wenn der Chef keinen guten Job macht, ist der Rest auch nicht besser. Berühmt ist das Zitat durch Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) geworden. Er sagte diese Worte 2000 über den CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch und dessen Finanzaffäre.
Man sägt nicht den Ast ab, auf dem man sitzt
So sind wir Menschen nun mal: Wir schießen uns selbst ins Knie, wir beißen die Hand, die uns füttert, wir verbrennen die eigene Ernte - wir schaffen es einfach immer wieder, uns selbst Leid zuzufügen. So ist es auch mit dem Ast, auf dem wir sitzen. Der sollte tunlichst dranbleiben - sonst stürzen wir in die Tiefe. Dieses Sprichwort soll uns zur Besinnung bringen.
Kleinvieh macht auch Mist
Wenn man hier und da einen Hasenköttel sieht, ist das nicht weiter schlimm. Aber wenn hundert Hasen an der gleichen Stelle ihr Geschäft verrichten, dann… nun ja. Im Grunde sagt das Sprichwort: Du fährst einen ollen Diesel und denkst, das bisschen CO2 sei nicht weiter schlimm. Allerdings denken viele so. Und deswegen ist unsere Luft so schmutzig wie sie ist.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Hinweise auf die Herkunft dieser Weisheit sind in der Bibel, im Talmud und im Koran zu finden. Dort heißt es in Sure 31: "Dämpfe deine Stimme, denn wahrlich, die widerwärtigste der Stimmen ist die Stimme des Esels." Wer unbedacht drauflos plappert, kann schon mal etwas Unpassendes sagen. So kann Schweigen doppelt so viel wert sein wie Reden. Heute würde man sagen: "Einfach mal die Klappe halten".
Mit Speck fängt man Mäuse
Mit dem richtigen Angebot kann man jeden für etwas gewinnen. Aber Vorsicht! Es könnte eine Falle sein. Eine Woche im Luxushotel für einen Spottpreis? Dieses "unschlagbare Preisangebot" ist meistens ein Köder, hinter dem sich horrende Zusatzkosten verstecken. Es muss aber nicht immer eine Falle sein. Es geht bei diesem Sprichwort auch um einen Anreiz, sich - etwa beim Job - mehr zu engagieren.
Eine Hand wäscht die andere
Ist es noch Hilfestellung oder schon Bestechung? Dieses Sprichwort bewegt sich in dieser Grauzone und wird oft hinter vorgehaltener Hand benutzt. "Ich helfe dir ja gerne, aber dafür erwarte ich auch eine Gegenleistung", könnte etwa ein reicher Geldgeber zu einem korrupten Politiker sagen. Anders gesehen verspricht es einfach gegenseitigen Nutzen. Goethe formulierte es so: "Wie du mir, so ich dir".
Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach
Jahrtausendelang haben sich Menschen von Tauben ernährt. Notfalls tat es aber auch ein Spatz. Nach dem Motto "Besser als nichts" erinnert dieses Sprichwort daran, dass man sich immer mit dem zufrieden geben sollte, was einem sicher ist - bevor man am Ende gar nichts hat. Das Sprichwort soll aus dem Lateinischen kommen. Da hieß es: "Ein gefangener Vogel ist besser als 1000 im Gras."
Unkraut vergeht nicht
Im Mittelalter wurde jedes Kraut, das irgendwo wuchs, für irgendetwas verwendet – es war überall zu finden und kam immer wieder aus der Erde. Trotzdem ist "Unkraut" eher negativ besetzt – immerhin stört es gepflegte Blumenbeete. Die Erkenntnis daraus: Das Schlechte überdauert alles. Grundsätzlich aber steht der Satz für jeden, der sich stark fühlt: Mich kann so schnell nichts umhauen.
Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert
Heute kann man auch sagen: Wer den Cent nicht ehrt, ist des Euro nicht wert – nach dem Motto: Wenn du ernsthaft reich werden willst, dann verschmähe nicht das Kleingeld! Selbst Martin Luther hat dies schon im 16. Jahrhundert erkannt. Er soll den Spruch "Wer den Pfennig nicht achtet, der wird keines Guldens Herr" mit Kreide an die Wand hinter seinem Ofen geschrieben haben.
In der Not frisst der Teufel Fliegen
Würden Sie notfalls auch Fliegen essen, wenn es gar nicht mehr anders geht? Glaubt man diesem Sprichwort, trifft es zumindest auf den Teufel zu. Allerdings anders als Sie denken: Sein hebräischer Name "Beelzebub" heißt soviel wie "Herr der Fliegen". Das bedeutet also, der Teufel würde notfalls seine eigenen Untertanen aufessen.
Pech im Spiel, Glück in der Liebe
Im Grunde kann das nicht funktionieren, nur trösten: Ich gewinne deswegen nicht beim Lotto, weil ich glücklich verliebt bin. Dann ist's ja gut. Umgekehrt ist es nicht so gut: Verzocke ich unser Eigenheim, dann wird mich mein Gatte nicht mit Blumen überhäufen. Vielleicht ist diese "Weisheit" eine Ableitung aus dem spanischen Sprichwort: "Suchst du Glück im Spiel, winkt dir zuhause das Pech".
Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen
Sicherlich ist dies eines der charmantesten deutschen Sprichwörter. Tu nichts Böses, und Du wirst gut schlafen - mehr besagt es nicht. Weise Worte, aber - war die Steuererklärung nicht längst fällig? Wieso ist der Anruf bei Tante Ursel immer noch unerledigt? Wer hat schon ein rundum gutes Gewissen? Das Sprichwort hilft nicht in jedem Fall bei Schlaflosigkeit!
Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen
Diese Redensart kommt aus Deutschland, wie sie entstanden ist, ist allerdings nicht belegt. Das Bild aber ist deutlich. In der Bibel heißt es in ähnlichem Sinn: "Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein", und auch: "Du siehst den Splitter in deines Bruders Auge und nicht den Balken in deinem eigenen." Keiner ist ohne Sünde, impliziert dieses Sprichwort, wir leben alle im Glashaus.
Viele Köche verderben den Brei
Gemeinsam zu kochen, kann Spaß machen. Aber das Würzen sollte nur einer übernehmen. Sonst schmeckt das Essen nicht. Der Ursprung dieser Redensart ist nicht genau bekannt, ihre Botschaft schon: Wenn sich zu viele (Fach-)Leute gleichzeitig um eine Sache kümmern, behindern sie sich oft gegenseitig. An deutschen Arbeitsplätzen sind klar strukturierte Hierarchien nicht unbedingt üblich...
Kleider machen Leute
Diese Redensart wurde nahezu unverändert vom lateinischen "Vestis virum reddit", "Kleider machen den Mann", übernommen. Das Sprichwort lieferte auch den Titel für eine Novelle von Gottfried Keller, die von einem Schneidergesellen handelt, der wegen seines Äußeren für einen Grafen gehalten wird. Mark Twain brachte es auf den Punkt: "Nackte Menschen haben keinen großen Einfluss in der Gesellschaft."
Scherben bringen Glück
Vielen ist der jüdische Hochzeitsbrauch bekannt, bei dem der Bräutigam ein Glas zertritt, um symbolisch an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem zu erinnern. In Deutschland werden am "Polterabend”, dem Abend vor der Trauung, Teller und Tassen aus Porzellan zerschmettert. Scherben bringen eben Glück – und machen Arbeit, denn meist muss das zukünftige Ehepaar selbst aufräumen.
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul
Früher war es sehr beliebt, Pferde zu verschenken. Dabei galt es als äußerst unhöflich, im Beisein des ursprünglichen Besitzers Zahnarzt zu spielen, um das Alter und den Zustand des Pferdes (und damit gleichzeitig seinen Wert) zu überprüfen. Eine moderne Variante dieses Sprichworts könnte lauten: "Google nicht den Preis eines Geschenks in Anwesenheit des Gratulanten."
Lügen haben kurze Beine
Besagt diese populäre Redensart etwa, dass kleine Menschen häufiger lügen? Natürlich nicht. Es soll vielmehr heißen, dass man mit Lügen nicht weit kommt. So wie man auch sagt: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht." Und eine afrikanische Variante des Sprichworts weiß: "Mit einer Lüge kann man einmal essen gehen, aber kein zweites Mal."
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn
Nein, das ist kein Lob. Auch dem Unfähigsten gelingt hin und wieder etwas, das soll dieses Sprichwort besagen. So wie ein blindes Huhn zufällig etwas finden kann, so hat manch einer hier oder da einfach nur Glück. Mit Können hat das in so einem Fall nichts zu tun. Aber man kann dieses Sprichwort auch gegen den Strich bürsten: Mit der richtigen Einstellung kann einem so manches gelingen!
Jeder ist seines Glückes Schmied
Dieses Sprichwort erscheint ein bisschen zu optimistisch für die oft eher kritisch eingestellten Deutschen. Kein Wunder, stammt es doch ursprünglich nicht aus dem Germanischen. Erstmals wird es um 300 v. Chr. dem römischen Konsul Appius Claudius Caecus zugeschrieben. Und als guter Deutscher fragt man sich: Wenn jeder selbst für sein Glück verantwortlich ist, gilt das dann auch für das Unglück?
Aller guten Dinge sind drei
Im Leben und am Glücksspielautomaten sind stets "aller guten Dinge drei." Das Glück mag einen jahrelang verlassen haben, ehe es dann nach diesem Sprichwort gleich dreimal hintereinander wiederkehrt. Charles Frey, der Glücksspielautomaten erfand, nahm die Redensart ganz wörtlich. Drei Freiheitsglocken nebeneinander bedeuten bei seinen Geräten noch immer den Hauptgewinn.
Gelegenheit macht Diebe
Gib einem Makaken-Affen die Chance, und er wird dir den Rucksack leerräumen. Ohne die aber, ginge er ganz in Ruhe seinen Angelegenheiten nach. Das deutsche Sprichwort "Gelegenheit macht Diebe" beschreibt diese Versuchung treffend. Ist die Redensart etwa veraltet? Also wir würden doch niemals illegal Filme streamen oder Musik herunterladen…
Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Man sagt, die Herkunft des Sprichworts hat mit Zwillingen zu tun, die an Neumond geboren wurden: Wenn der eine von beiden bei einem Familienstreit ums Leben kam, dann bekam der Überlebende - der "Abfell" - ein Jahr lang alles, was er brauchte. Und sogar noch mehr. Am Ende des Jahres musste er sich allerdings umbringen: Der Abfell (Zwilling) fällt (starb) also nicht weit vom Stamm (Familie).
Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus
Zu diesem deutschen Sprichwort gibt es ein Bibelzitat mit einer ähnlichen Botschaft: "Was der Mensch sät, das wird er ernten." Unkomplizierter heißt es im Englischen: "What goes around comes around." Um Ursache und Wirkung geht es bei diesem Sprichwort, eben um das Echo und nicht den Bumerang. Im Bild entlockt unser Wanderer einem Eichelhäher einen Warnruf.
Morgenstund hat Gold im Mund
Diese Redensart ist nicht nur auf Deutsch überliefert – sie war auch schon den alten Römern geläufig. Der Gelehrte Erasmus von Rotterdam hat die lateinische Version modifiziert: "Aurora musis amica", "Die Morgenröte ist der Kreativität Freund". Das englische "The early bird catches the worm" findet sich auch in deutschen Unterhaltungen immer häufiger wieder: "Der frühe Vogel fängt den Wurm".
Wie viele deutsche Sprichwörter kennen Sie? Und wissen Sie auch immer genau, was sie bedeuten? Die Deutsche Welle erklärt die Lebensweisheiten, die im allgemeinen Sprachgebrauch üblich sind – illustriert von Antje Herzog. Einmal pro Woche stellen wir Ihnen ein neues Schätzchen aus dem großen Fundus der deutschen Sprichwörter vor. Und liefern Ihnen sicher die eine oder andere Überraschung.
Fakten von einem Experten
In der deutschen Sprache gibt es ungefähr 250.000 Sprichwörter und Redewendungen. Ein Sprichwort besteht aus durchschnittlich sieben Wörtern. Wolfgang Mieder ist Experte für deutsche Sprache und Folklore und lehrt als Professor an der US-amerikanischen University of Vermont in Burlington. DW-Redakteurin Kate Müser hat mit ihm gesprochen und sich unter anderem erklären lassen, warum eine Redewendung, die ihm auf Englisch hervorragend gefällt, auf Deutsch nie funktionieren würde. Hier ist das Interview.
Deutsche Sprichwörter in Bildern
Weiter unten auf der Seite (Unter "Audio zum Thema") können Sie hören, wie Stephan Kaiser den Sprichwörtern Leben verleiht.
Im folgenden Zeitraffer-Video sehen Sie Antje Herzog beim Zeichnen. Gerade entsteht eine der Illustrationen zu unserer Serie. Erkennen Sie, um welches Sprichwort es sich dabei handelt?
Ein gezeichnetes Sprichwort
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