Radtouren
Zwischen Ulm und Ingolstadt ist die Donau eine beschauliche Flusslandschaft mit Auen, Wäldern, Mooren. Für große Schiffe ist der Strom noch zu seicht. Am besten lässt sich die Gegend mit dem Fahrrad erkunden. Der Donauradwanderweg am Fluss entlang verbindet Orte, in denen der sprichwörtliche "Hauch der Geschichte" auf Schritt und Tritt zu spüren ist.
Badekult und Kurbetrieb
In Faimingen, etwa 50 km von Ulm entfernt, befindet sich der Apollo-Grannus-Tempel. Zur Römerzeit hieß der Ort Phoebiana und diente als befestigte Nachschubbasis für die Legionen, die die Grenze des Imperiums am rätischen Limes zu sichern hatten. Die Teilrekonstruktion des Apollo-Heiligtums, die sich etwas abseits von der Hauptstraße versteckt, war der Mittelpunkt eines bedeutenden antiken Bade- und Heilkults. Die Größe des Heiligtums lässt vermuten, dass seine Betreiber am Kurbetrieb mit den 83 Quellen gut verdient haben müssen. Zur Zeit der Völkerwanderung ging es mit dem antiken Badeort allerdings rapide bergab.
Zentrum der Gegenreformation
Die benachbarte Stadt Lauingen hat etwa 10.000 Einwohner. Sie ist stolz auf ihr klassizistisches Rathaus, den freskengeschmückten "Schimmelturm" und sie ist die Geburtsstadt des heiligen Albertus Magnus. Das Denkmal des gelehrten Dominikaners steht mitten im Ort auf dem Rathausplatz.
In Dillingen, ein paar Kilometer weiter, vermittelt die Altstadt noch heute die historische Atmosphäre der ehemaligen Universitätsstadt. Von 1563 an, als die Jesuiten die Universität übernahmen, war Dillingen 200 Jahre lang ein Zentrum der europäischen Gegenreformation, eine Kaderschmiede des streitbaren Ordens, der das Stadtbild sichtbar geprägt hat: barocker Prunk hinter strengen Fassaden.
"Ein großer Komponist"
Donauwörth ist der Geburts- und Wohnort des Komponisten Werner Egks, der seinen bürgerlichen Namen Werner Mayer in Anlehnung an den Ingolstädter Luther-Gegenspielers Johannes Eck, und als Kürzel für "Ein großer Komponist" in Egk verwandelt hat. In Donauwörth befindet sich auch ein Puppenmuseum, das die lebensechten Käthe-Kruse-Puppen zeigt, die seit 1949 in einer kleinen Fabrik in Donauwörth handgefertigt werden.
Baufreudig bis zum Bankrott
Die Schlosskapelle der ehemaligen Residenzstadt Neuburg an der Donau atmet den kühlen Hauch der Reformation. Ottheinrich hieß ihr Erbauer, der Renaissancefürst, der den neuen Glauben an die Donau brachte. Ottheinrich war baufreudig bis zum Staatsbankrott, auch am weltberühmten Heidelberger Schloß hat er mitgebaut. Das Tor zum Weinkeller seiner Neuburger Residenz ziert als Symbol der Liebe zur Gattin Susanna ein eisernes Herz. Alle zwei Jahre im Sommer lässt ein Schlossfest Renaissance-Stimmung in der malerischen Altstadt entstehen, die auf einem Hügel über dem Tal der Donau liegt.
Audis zu Hause
Von Donauwörth nach Ingolstadt führt der Weg durch das Donauried, ein trockengelegtes Moor mit einer Landschaft, die fast norddeutsch karg anmutet. Viele der Siedler, die des ärmlichen Lebens als Torfstecher oder Korbflechter überdrüssig waren, fanden im benachbarten Ingolstadt eine Beschäftigung. In der bayerischen Industriestadt ist die Automarke Audi zu Hause. Das Münster und die Moritzkirche, die das Bild der Altstadt prägen, waren die Wirkungsstätte von Johannes Eck, dem Gegenspieler Martin Luthers zu Zeiten der Reformation, der die katholische Kirche von innen her erneuern wollte. (jd/pg)