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Spuren im Netz

Mathias Boelinger21. Juni 2007

Wer im Internet surft, hinterlässt elektronische Spuren. Für Polizei und Geheimdienste sind das wertvolle Informationen. Nicht nur der Staat interessiert sich für das, was zurückbleibt, wenn jemand im Internet surft.

Internet-Surfer
Jeder Surfer hinterlässt im Internet SpurenBild: AP

Auf schematischen Darstellungen sieht das Internet so aus: Auf der einen Seite ist ein Computer, auf der anderen Seite ist noch ein Computer, und in der Mitte zwischen beiden ist eine riesige Datenwolke. Alles, was im Internet an Daten ausgetauscht wird, schwirrt in dieser Wolke rum: Anforderungen von Webseiten, Emails, Internet-Telefongespräche, Kreditkartendaten.

An diesen Daten sind viele interessiert: Spione, Marketingunternehmen, Kriminelle oder auch die Polizei. "Man nimmt als normaler User an, dass man im Internet in der Anonymität versinkt, aber praktisch ist das nicht der Fall", erklärt Konstanze Kurz vom Chaos Computer Club (CCC), einem Zusammenschluss von Hackern, die Sicherheitslücken im Internet aufspüren. Tatsächlich hinterlasse jeder beim Surfen Spuren im Netz.

Anonymisierungsprogramme verwischen Spuren

Die wichtigste Spur ist die so genannte Internet-Protocol-Adresse (IP-Adresse), eine Zahlenkombination, die einem bei der Einwahl zugewiesen wird. Firmennetzwerke haben ihre eigenen Adressen, Privatkunden bekommen die Adresse von ihrem Internetanbieter zugewiesen. Allerdings nur für die Zeit, die sie Online sind. Loggen sie sich aus, bekommt ein anderer Kunde die Nummer. Folglich weiß auch nur der Anbieter, wer wann hinter welcher Adresse gesteckt hat. Die EU-Staaten wollen deshalb alle Anbieter dazu verpflichten, diese Zugangsdaten zu speichern.

Wer allerdings wirklich Angst vor der Verfolgung durch Strafbehörden hat, der kann mit so genannten Anonymisierungsprogrammen seine Spuren verwischen. Das Anonymisierungsprojekt JAP der Uni Dresden bietet zum Beispiel Programme an, die die IP-Adresse verschleiern. Und auch einfachere Tricks können die Fahnder auf die falsche Fährte locken, erklärt Markus Schaffrin vom Verband der Internetindustrie (eco). "Dann geht man zum Surfen ins Internetcafe", sagt er. "Und schon hat der Betreiber das Problem und nicht der Terrorist oder der Kriminelle, der sich dort versteckt." Top-Terroristen und Mafia-Bosse werden sich als wohl in Zukunft nicht mehr von ihrem Privat-PC aus ins Netz einwählen.

Neue Fahndungsmethoden

Dennoch sind die Zugangsdaten, die die Anbieter speichern sollen, für die Strafverfolger keineswegs uninteressant. Kleinere Betrüger oder Raubkopierer werden wohl kaum solche Sicherheitsvorkehrungen treffen. Und für die Polizei ergeben sich ganz neue Fahndungsmethoden, obwohl gar keine Inhalte gespeichert werden.

"In mancher Hinsicht sind diese Daten sogar wertvoller als die Inhalte", sagt Constanze Kurz vom CCC. Man könne damit sehr einfach und computerisiert feststellen: Wer hat mit wem Kontakt? Wie eng sind diese Kontakte. "Wenn man auswertet, wie oft er mit jemandem spricht kann man ein soziales Profil von jemandem erstellen und Gruppen identifizieren."

Nicht nur Polizei an Daten interessiert

Doch nicht nur die Polizei hat Interesse an dem, was alles in der Internetwolke herumschwirrt. Unternehmen wollen etwas über ihre Mitarbeiter herausfinden, Kreditkartenbetrüger versuchen, an geheime Kundendaten zu kommen, und nicht zuletzt in der Wirtschaftsspionage bietet das Internet große neue Möglichkeiten und Gefahren.

Wollte man früher Informationen über die Konkurrenz sammeln, dann musste man sich erkundigen, musste mit Informanten sprechen, – sich eben durchfragen. Heute gibt es jede Menge Datensätze, in denen wichtige Informationen versteckt sind. Die Kunst besteht nur darin, die richtigen zu finden. Data-Mining heißt das im Fachjargon. Mit mathematischen und statistischen Verfahren können sehr große Datenmengen ausgewertet werden und miteinander verglichen werden. "Dass man aus verschiedenen großen Datenbeständen die Daten über eine Person extrahiert. Das ist nicht mehr schwer heutzutage", sagt Kurz.

Wer fürchtet dass er in Zukunft von professionellen Data-Minern durchleuchtet wird, zum Beispiel wenn er sich auf einen Job bewirbt, der braucht sich aber wohl keine Sorge zu machen. Nur in den seltensten Fällen wird das nötig sein. Die meisten Leute geben im Internet freiwillig so viel von sich preis, dass man mit Suchmaschinen wie Google eine ganze Menge private und berufliche Informationen über andere zusammensuchen kann. "Alle Daten die man jemals über sich selbst ins Netz gestellt hat, sind potentiell auch wieder auffindbar", sagt Kurz. "De facto ist Google der größte kommerzielle Datensammler, den wir auf der Welt haben."

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