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Politik

"Sputnik V": Putins Corona-Prestigeobjekt

13. August 2020

Die weltweit erste Zulassung eines Corona-Impfstoffs in Russland gilt zwar bei vielen Forschern als voreilig, macht aber den Kreml vorerst zum Sieger in der PR-Schlacht. Aus Moskau Juri Rescheto.

Coronavirus - Corona-Impfstoff im Test, Wissenschaftlerin im Schutzanzug
Die Skepsis gegenüber dem russischen Corona-Impfstoff ist international großBild: picture-alliance/dpa/AP/A. Zemlianichenko

Der 11. August 2020 wird in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem Russlands Präsident Wladimir Putin einen ungewöhnlichen Einblick in sein Privatleben gab. Eine seiner Töchter habe sich mit dem neuen russischen Arzneimittel gegen Corona impfen lassen, sagte er. Sie hätte kaum Nebenwirkungen gehabt, außer leicht erhöhter Temperatur. Der Impfstoff sei gut. Seiner Tochter gehe es bestens.

Präsident Putin hält Privates aus der Öffentlichkeit herausBild: Reuters/Kremlin

Diese ungewohnte Offenheit des russischen Präsidenten sollte einerseits seine Landsleute vom Erfolg des neuartigen Impfstoffes überzeugen. Eines Impfstoffes, der allerdings nicht einmal alle klinischen Teststadien durchlaufen hat. Der Name des Corona-Impfstoffs made in Russia: "Sputnik V". So hieß der sowjetische Satellit, dessen erfolgreicher Start im Jahr 1957 einen Wettlauf um die technische Überlegenheit im All auslöste.

"Sputnik V" - ein "Durchbruch wie im Weltall"

So etwas nennt man einen PR-Effekt. Wie wirksam dieser Effekt auch in finanzieller Hinsicht für Russland ist, wird sich zeigen. Wenn man Kirill Dmitrijew glaubt, dem Chef des russischen Investmentfonds (RDIF), haben bereits mehr als 20 Länder ihr Interesse an "Sputnik V" bekundet. Man verhandele mit potentiellen Kunden in Lateinamerika, dem Nahen Osten und Asien, so Dmitrijew gegenüber der russischen Zeitung "Kommersant".

Ampullen mit dem russischen Corona-ImpfstoffBild: picture-alliance/dpa/AP/A. Zemlianichenko

Mit dem Durchbruch der Russen im Weltall verglich der Präsident der Russischen Vereinigung der Politikberater (RAPK), Aleksej Kurtow, die Zulassung des russischen Impfstoffs gegenüber der DW. Für Kurtow ist klar, "wer als erster den Impfstoff entwickelt, gilt in den Augen des Establishments und der einfachen Menschen als Sieger". Für Putin sei das "sein persönlicher Durchbruch".

Die Tatsache, dass der Präsident seine Tochter erwähnte, sei laut Kurtow die beste Strategie, um überzeugend zu wirken: "Jemand, der sein eigenes Kind ins Spiel bringt, sichert sich eine absolute Glaubwürdigkeit."

Der unabhängige Politikwissenschaftler Abbas Galjamow sieht in Putins Worten eine neue Aufrichtigkeit: "Das ist einer der Lieblingstricks des Kreml. So versucht er, dem autoritären Staat ein menschliches Antlitz zu geben."

Kritik aus dem Westen vom Tisch gewischt

In gewisser Weise sei Russland damit sogar die Geisel seines eigenen Stolzes, erklärt die Politikexpertin Aljona Awgust der Deutschen Welle: "Wir sind es gewohnt, immer die Ersten zu sein. Im Weltall, im Sport und in der Wissenschaft." Die von Forschern in anderen Ländern als voreilig kritisierte Zulassung des Impfstoffes kommt ihrer Meinung nach dem wissenschaftlichen Image Russlands zu Gute: "Das wird die Aufmerksamkeit internationaler Forscher erregen und sie nach Russland locken."

Die Russen selbst machen übrigens keinen Hehl daraus, dass es hier um die Konkurrenz mit dem Rest der Welt geht. Wissenschaftler im Westens hatten kritisiert, bei der Entwicklung und Zulassung des Impfstoffes seien entscheidende Sicherheitsüberprüfungen übersprungen worden. Darauf reagierte der russische Gesundheitsminister Michail Muraschko mit Unverständnis: "Die ausländischen Kollegen sorgen sich offensichtlich um die Konkurrenz durch das russische Arzneimittel und äußern Zweifel, die unserer Meinung nach haltlos sind."

Welcher Impfstoff macht das Rennen?

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