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Sri Lankas Kampf gegen Elefanten als Haustiere

Greg Norman
7. Februar 2017

Elefantenbabys sind für Sri Lankas Reiche Haustier und Statussymbol in einem. Die Regierung will die Tiere mit einem Gesetz schützen, Umweltschützern reicht das nicht.

ein Elefant auf dem Menschen reiten vor einem Bergpanorama
Bild: Jennifer Pastorini/Centre for Conservation and Research Sri Lanka

Geschenke, insbesondere diplomatische Geschenke zwischen Nationen, können entweder eine passende Geste sein, oder Quelle für Kontroversen. Klar in die letztere Kategorie fallen zwei Elefantenbabys aus dem Elefantenwaisenhaus Pinnawala, die Sri Lankas Premierminister seinem neuseeländischen Amtskollegen im Jahr 2015 übergeben wollte. 

Das scheinbar unschuldige Geschenk führte zu einem so großen Aufschrei unter Tierschützern in Sri Lanka, so dass der Umzug eines der Elefantenbabys, der fünfjährigen Ninda, in den Zoo von Auckland gestoppt werden musste. Kritiker sagten, es wäre grausam, das Tier so jung von seiner Herde zu trennen. 

In beiden Ländern hat inzwischen die Führung gewechselt, aber dieser Vorfall steht symbolisch für eine weitreichende Debatte über eine Praxis in Sri Lanka, die von Tierschutzgruppen kritisiert wird: Die Neigung der Reichen des Landes, sich anstelle von teuren Uhren oder Autos, als Statussymbole Elefantenbabys zu kaufen. 

"Viele neureiche Familien versuchen ihren sozialen Status zu verbessern, indem sie sich einen Elefanten zulegen. Die Babys werden nicht verstoßen, wenn sie erwachsen werden, sondern behalten, weil sie auch weiterhin ein Statussymbol bleiben", sagt Jayanthe Jayewardene, ein Elefantenexperte aus Sri Lanka und Geschäftsführer des "Biodiversity and Elephant Conservation Trust" gegenüber DW. 

Tierschützer sagen, der Wunsch nach Elefantenbabys ist für die Tiere in zweierlei Hinsicht ein Problem: Das Wohlergehen der Tiere ist in Gefahr, und die Zahl der Tiere in der Wildnis schrumpft.

Wer in Sri Lanka Geld hat, zeigt seinen Status allzu oft mit einem Elefanten. Sie werden als Babys angeschafft und bleiben auch als erwachsene Tiere im HaushaltBild: Jennifer Pastorini/Centre for Conservation and Research Sri Lanka

"Einlernen"

Elefanten findet man überall auf Sri Lanka - von den sonnengetränkten Stränden bis ins bergige, grüne Innere der Insel. Das liegt zum Teil daran, dass die Elefantenarten, die dort leben, keine Stoßzähne haben und dadurch vom globalen Massenmorden auf der Jagd nach Elfenbein weitgehend verschont geblieben sind. 

Im krassen Gegensatz zu Ländern wie Thailand ist die Zahl der Tiere in der Wildnis mit 6000 bis 7000 Elefanten deutlich größer als die Zahl derer, die in Gefangenschaft leben. Die liegt offiziell nur bei 250. Daher vermuten Kritiker, dass wilde Elefanten gefangen werden, um den Markt für Haustierelefanten zu versorgen. Trotz eines Verbots jeglichen Fangens von wilden Tieren in Sri Lanka wurden in den letzten Jahren vermutlich mindestens 40 Elefanten illegal gefangen. Die wildlebenden Populationen sind bereits durch die Zerstörung ihres Lebensraums und durch Konflikte zwischen Mensch und Tier bedroht.

Prithiviraj Fernando, Wissenschaftler und Vorsitzender des "Centre for Conservation and Research" in Sri Lanka sagt, dass ein weit größeres Problem das Zähmen der Wildtiere sei. 

"Traditionelles Zähmen beinhaltet das 'Einlernen' des Tiere. Bei diesem Prozess lässt man es für gewöhnlich hungern und schlägt es, um danach wieder zu belohnen", sagte er gegenüber DW. 

Und wenn man die engen Familienbande bedenkt, die ein zentrales Element im Leben eines Elefanten sind, dann sind die gefangenen Tiere nicht die einzigen Leidtragenden.

"Die Beziehung zwischen Müttern und Babys ist so stark wie die Verbindung zwischen menschlichen Müttern und ihren Babys, wenn nicht noch stärker", sagt Jayewardene. "Wenn die Mutter von ihrem Baby getrennt wird, belastet sie das emotional, und sie kämpft tapfer darum, wieder mit Ihrem Baby vereint zu sein."

Alte Gewohnheiten

Dickhäuter werden seit Jahrhunderten in religiösen Zeremonien eingesetzt und leben oft in buddhistischen TempelanlagenBild: Jennifer Pastorini/Centre for Conservation and Research Sri Lanka

In Gefangenschaft gehaltene Tiere leben oft entweder in Privathäusern, in staatlichen Waisenhäusern oder sind der Besitz von Elefantenführern, den sogenannten 'Mahut', die sie vermieten, beispielsweise als Reittiere für Touristen, was höchst umstritten ist. 

Das Zähmen von Elefanten in Sri Lanka geht viel weiter zurück als der neue Trend unter den Neureichen. Dickhäuter werden seit Jahrhunderten in religiösen Zeremonien eingesetzt und leben oft in buddhistischen Tempelanlagen.  

Tierschützer sagen, dass die Elefanten, obwohl sie seit Hunderten von Jahren für kulturelle und religiöse Zwecke eingesetzt werden, oft schlecht behandelt werden. Sie anzuketten ist beispielsweise allgemein üblich.

"Zahme Elefanten werden an Ketten unterschiedlicher Länge gehalten. Egal, wie lang die Kette auch sein mag, sie gibt dem Elefanten nicht die Freiheit, die er braucht", sagt Jayewardene. "Ein Elefant, der in der Wildnis lebt, läuft um die 15 Kilometer am Tag."

2016 kam es zu einer Serie von Beschlagnahmungen und Festnahmen, unter anderem auch eines buddhistischen Mönchs. Dessen Prozess fand in den Medien große Beachtung und verdeutlichte die Misshandlungen, denen Elefanten zum Teil ausgesetzt sind, die für religiöse Zeremonien gehalten werden. Doch selbst, wenn sie gut behandelt werden, ist die Wildnis die bessere Wahl. 

"Nur weil ein Tier auf eine bestimmte Art und Weise gehalten wird, bedeutet das nicht, dass es gut für ihr Wohlergehen ist", sagt Chris Draper, stellvertretender Direktor für das Wohl und die Betreuung von Tieren der "Born Free Foundation".

Handeln nötig 

Die Regierung will gesetzlich regeln, wie Elefanten gehalten werden sollen - so sollen Elefanten, die jünger als 5 Jahre sind, nicht arbeitenBild: Jennifer Pastorini/Centre for Conservation and Research Sri Lanka

Die Regierung hat eine Flut von Gesetzen verabschiedet, um zu regeln, wie Elefanten gehalten werden sollen, inklusive eines Arbeitsverbots für Elefanten, die jünger als 5 Jahre sind. Darüber hinaus soll sichergestellt werden, dass die Tiere täglich mindestens eine bestimmte Strecke laufen und eine bessere Kost aus frischen Früchten und Gemüse erhalten. Die Behörden haben auch angekündigt, dass das Elefantenwaisenhaus Pinnawala, eine der beliebtesten Touristenattraktionen des Landes, keine verwaisten Elefanten mehr an Zoos vermitteln wird, um zu vermeiden, dass sich ein Fall wie der von Auckland wiederholt. 

Sri Lankas "Department of Wildlife Conservation", das für den Schutz wilder Tiere zuständig ist, ließ unsere Bitte um ein Interview leider unbeantwortet, hat sich aber inder Vergangenheit geäußert, dass die neuen Maßnahmen das Leben von Elefanten in Gefangenschaft verbessern würden. Tierschützer hoffen, dass es Elefanten, die von den existierenden Tierschutzgesetzen des Landes nicht abgedeckt sind, besseren Schutz bieten wird. Trotzdem sind sie besorgt, dass es nicht leicht werden wird, die Gesetze auch durchzusetzen. Dazu fehle der Wille, vor allem aus Angst davor, dass durch die strafrechtliche Verfolgung von Tätern politische Seilschaften aufgedeckt werden könnten.

In Sri Lanka leben deutlich mehr Elefanten in Freiheit als in Gefangenschaft - geschätzt zwischen 6000 und 7000 TiereBild: Jennifer Pastorini/Centre for Conservation and Research Sri Lanka

"Noch so viele Gesetze können illegale Aktivitäten nicht verhindern, wenn die Menschen bereit sind, das Gesetz zu brechen," sagt Prithiviraj Fernando. "Es ist gut, ernsthafte Strafen zu haben, aber das wichtigere ist, sie auch zu verhängen. Eine Möglichkeit wäre es, Elefanten in Gefangenschaft öffentlich zu überwachen." 

Ein Beispiel, das Schule macht 

Das "Elephant Transit Home" im Udawalawe-Nationalpark zeigt, wie verwaiste Tiere wieder ausgewildert werden können. Im Gegensatz zu anderen Waisenhäusern werden die Tiere hier nur sehr selten eingesperrt. Stattdessen verbringen sie ihre Zeit auf einem großen Gelände im Park, ohne Ketten und in sozialen Gruppen. 

"Wie Elefanten gehalten werden, kann deutlich verändert werden", sagt Manori Gunawardena von Sri Lankas "Born Free Foundation", die das Heim mit betreibt. "Anstatt Tiere alleine den ganzen Tag anzuketten, sollte man sie in einem sozialen Umfeld halten."

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