Gebertreffen für Syrien enttäuscht UN
15. Januar 2014 Bei der internationalen Geberkonferenz zu Syrien haben die Vereinten Nationen Hilfszusagen von mehr als 2,4 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) erhalten - und damit deutlich weniger als erhofft. Das teilte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zum Abschluss der Ministerkonferenz in Kuwait-Stadt mit. Angesichts von Millionen von Bürgerkriegsflüchtlingen hatten die UN den größten Hilfsappell ihrer Geschichte gestartet und auf Hilfszusagen von insgesamt 6,5 Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro) für dieses Jahr gehofft.
Berichte über Hungertote
Ban hatte im Vorfeld an die "Großzügigkeit" der Mitgliedstaaten appelliert und darauf hingewiesen, dass die UN bei ihrer Arbeit in Syrien eine "ernste Finanzierungslücke" hätten. "Fast 9,3 Millionen Menschen brauchen humanitäre Nothilfe", erinnerte Ban eindringlich. Besonders beunruhigend seien Berichte über Hungertote. Allein in den kommenden sechs Monaten würden 1,4 Milliarden US-Dollar benötigt, um die Vertriebenen und die Menschen in den umkämpften Gebieten zu versorgen, wies UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos in Kuwait darauf hin.
Kuwaits Emir Scheich Sabah al-Ahmad al-Sabah hatte zum Auftakt des internationalen UN-Treffens angekündigt, dass sein Land zur Unterstützung der "syrischen Brüder" 500 Millionen Dollar bereitstellen werde. Die USA wollen einen Beitrag von 380 Millionen Dollar leisten. Die deutsche Regierung stockt ihre Hilfe für die Opfer des Bürgerkriegs um 80 Millionen Euro auf. Katar und Saudi-Arabien geben jeweils 60 Millionen.
Der Emir rief in seiner Eröffnungsansprache die Teilnehmer auf, sich großzügig zu zeigen. Es gehe darum, "die Kinder, die Frauen und die Jugend Syriens zu retten". Nach Angaben des Monarchen stellte sein Land bisher 430 Millionen Dollar für das Bürgerkriegsland bereit. Nach UN-Schätzungen wird bis Ende des Jahres die Zahl der auf Hilfe angewiesenen Syrer in- und außerhalb des Landes auf 13,4 Millionen steigen.
EU der größte Geber
Die Europäische Union hatte bereits im Vorfeld angekündigt, zusätzlich 165 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Mit zwei Milliarden Euro seit Beginn des Konflikts ist die EU der größte Geber für Syrien. Internationale Hilfsorganisationen sagten bei einem Vortreffen in Kuwait zu, 400 Millionen Dollar beizusteuern.
Ban Ki Moon äußerte zudem die Hoffnung, dass die für den 22. Januar geplante Friedenskonferenz in Genf zur Bildung einer Übergangsregierung führe, um einen Ausweg aus dem blutigen Konflikt zu finden. Bisher hat sich die syrische Opposition aber nicht einigen können, ob sie an der Konferenz teilnimmt.
Bei der ersten Geberkonferenz für Syrien vor einem Jahr waren an gleicher Stelle 1,5 Milliarden Dollar zusammengekommen, doch wurden nach kuwaitischen Angaben bisher nur 75 Prozent der Zusagen erfüllt. Seitdem ist der Hilfsbedarf erheblich gestiegen. Das Geld wird vor allem für Nahrungsmittel, Trinkwasser, Medikamente und Zelte für die vom Bürgerkrieg vertriebenen Syrer gebraucht. Seit Ausbruch des Konflikts vor fast drei Jahren sind mehr als 100.000 Menschen getötet worden.
Neuer Giftgasangriff?
Die syrische Opposition hat den Regierungstruppen von Staatschef Baschar al-Assad einen neuerlichen Angriff mit Giftgas vorgeworfen. Der Angriff sei in der Nacht vom 13. Januar auf Daraja erfolgt, eine von Rebellen gehaltene Stadt nahe der Hauptstadt Damaskus, teilte das oppositionelle Bündnis Syrische Nationale Koalition mit. Mehrere Menschen sollen getötet worden sein. Die Koalition rief die internationale Gemeinschaft auf, den Vorfall zu untersuchen.
se/uh (afp, dpa, rtr)