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Commerzbank

Mischa Ehrhardt8. August 2013

Ob Kredite für riskante Hypotheken oder für die Pleite-Stadt Detroit: Die Commerzbank ist anscheinend überall dabei, wo es Geld zu verlieren gibt - der deutsche Staat haftet.

Eine Notrufsäule steht am 13.02.2013 in Frankfurt am Main (Hessen) nahe der Zentrale der Commerzbank (Foto: dpa)
Symbolbild Commerzbank StellenabbauBild: picture-alliance/dpa

"Woran liegt es, dass man den Banken nicht mehr vertraut?" Mit dieser Frage beglückt die Commerzbank seit einigen Monaten Deutschlands Fernsehpublikum zur besten Sendezeit in einem Werbespot, in dem eine Filialleiterin durch die Frankfurter Innenstadt joggt. Der Aktionärsschützer und Anwalt Klaus Nieding hat auf ihre Frage – mit Blick auf die Commerzbank selbst – eine Antwort: "Im vergangenen Jahr haben die uns auf der Aktionärsversammlung das Thema Schiffsfinanzierung als Kerngeschäft gepriesen. Drei Monate später hieß es April-April, das Ganze wird eingestellt und landet in der Schrottabteilung der Bank. Die behaupten etwas und tatsächlich laufen die Dinge dann ganz anders."

Das war auch schon der Fall, als die Commerzbank die Dresdner Bank übernahm. Die Übernahme wurde über den grünen Klee gelobt - unter dem Strich stellte sich dann aber heraus, dass die Frankfurter Banker sich verhoben hatten. Als dann die Krise kam, zog das Bleigewicht nach unten und der Staat musste einspringen, um das Bankhaus vor der Pleite zu retten. "Man wollte damals von den Risiken nichts wissen, obwohl die klar ersichtlich auf dem Tisch lagen", sagt Dieter Hein, unabhängiger Bankenanalyst bei Fairesearch in Kronberg bei Frankfurt. "Ein paar Monate nach der Übernahme war die Commerzbank dann pleite. Das hat klar das Management zu verantworten. Und das hatte auch nichts mit der Finanzmarktkrise zu tun - denn zu diesen Übernahmen wurden sie nicht gezwungen".

Gerüchte um krisengeplagte Commerzbank

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Too big to fail

Das Ergebnis: Eine Commerzbank, die nicht mehr auf eigenen Beinen stehen konnte aber zu groß war, um Pleite zu gehen – too big to fail, wie es im Finanzjargon heißt. Im Jahr 2009 musste die Commerzbank mit insgesamt 18 Milliarden Euro vom Staat gestützt werden – schließlich übernahm der Staat auch ein Viertel der Anteile des Kriseninstituts.

Doch die Liste der Löcher auf der Staatsbaustelle Commerzbank ist lang, die Übernahme der Dresdner war nur ein besonders tiefes Loch. Nachdem die Schiffsfinanzierung der Commerzbank dem Untergang geweiht war, riss auch die ein tiefes Loch in die Bilanz. Ob bei der Vergabe von Krediten für den Bau von Schiffen, bei der Immobilienfinanzierung am Hypothekenmarkt oder wie jüngst bei der Pleite der amerikanischen Stadt Detroit – die Commerzbank scheint die Bank überall dort zu sein, wo es Geld zu verlieren gibt.

Bank, die keiner braucht?

In dem Werbespot läuft die junge Joggerin durch Frankfurt im Hintergrund die Bankentürme als Kulisse. Sie fragt nachdenklich: "Braucht Deutschland noch eine Bank, die einfach so weiter macht?" Wohl nicht - denn das wäre fatal. In erster Linie übrigens für den Steuerzahler. Denn der hatte Anteile an der Commerzbank teuer erkauft – fünf Milliarden Euro hat der Staat für die Papiere ausgeben müssen. Heute sind die nur noch einen Bruchteil, nicht einmal mehr 1,3 Milliarden Euro wert. Seit 2008 ist der Aktienkurs der Commerzbank um 95 Prozent eingebrochen, von 140 auf etwas über sechs Euro heute. Einen Teil seiner Staatsanteile an der Commerzbank hat der Bund kürzlich verkauft. Nun beläuft sich sein Eigentum an der Commerzbank auf "nur" noch 17 Prozent.

Und die dürfte Berlin bis auf Weiteres auch behalten. Denn zumindest vor der Bundestagswahl im Oktober wird der Bund einen Ausstieg nicht anvisieren - weil sonst die Verluste in den Wahlkampf gebucht würden und dort vermutlich Löcher in die Wählerbilanz der Regierung reißen würden. Zudem steckt die Commerzbank mitten im Umbau - und sollte der irgendwann gelingen, könnte der Aktienkurs auch wieder steigen.

Aktionäre verärgert

Ein weiteres Sparprogramm soll die geschrumpfte und weiter schrumpfende Commerzbank nun wieder auf Kurs bringen. Dem werden mehrere tausend Stellen zum Opfer fallen - ob das allein helfen wird allerdings ist fraglich. Verständlicherweise reagieren Aktionäre sauer, wenn sie, wie bei der letzten Hauptversammlung, auf die Manager der Commerzbank angesprochen werden - angesprochen also auf den Vorstandschef Martin Blessing und den Aufsichtsratschef Klaus Peter Müller, der übrigens vor Blessing der verantwortliche Chef der Commerzbank war.

"Nieten in Nadelstreifen" ist auf Aktionärstreffen oft zu hören, wenn sie sich über die Chefs ihres Unternehmens unterhalten und ihrem Unmut Luft machen. "Die einzige, zumindest die beste Maßnahme zur Gesundung der Commerzbank", meint auch der unabhängige Analyst Dieter Hein, "wäre das alte Management mit dem Aufsichtsratschef rauszuwerfen und durch ein unbelastetes Management zu ersetzen, das die notwendigen Schritte zur Sanierung der Commerzbank machen kann." Das fordert Hein schon seit langem. Und neuerdings meint er, dass darauf auch der Staat hinwirken müsse. Denn als Großaktionär der Staatsbaustelle Commerzbank hat er mehr als nur das Interesse an einer gesundenden Bank, als Eigentümer steht er sogar in gewisser Weise in der Pflicht.

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