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Trauer um Amok-Opfer

21. März 2009

Zehn Tage nach dem Amoklauf in Winnenden haben mehrere tausend Menschen in einer Trauerfeier der Opfer gedacht. Bundespräsident Horst Köhler kämpfte in seiner Ansprache mit den Tränen.

Traugergäste in Winnenden (Foto: AP)
Traugergäste in WinnendenBild: AP

Zu Beginn des ökumenischen Gottesdienstes wurden die Namen der 15 Menschen vorgelesen, die der 17-jährige Tim K. am 11. März erschossen hatte. Nach jedem Namen trugen Schüler eine Kerze nach vorne und stellten sie mit einer gelben Rose auf den Altar. Die Mädchen und Jungen trugen schwarze T-Shirts mit grünem Schriftzug: "I have a dream".

In die katholische Kirche waren am Samstag (21.03.2009) rund 900 Menschen zur zentralen Trauerfeier gekommen. Auch Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger waren unter den Trauergästen.

Ganz Deutschland trauert

In der Gemeinde Winnenden und in den umliegenden Ortschaften verfolgten tausende Menschen die Feier vor Großleinwänden, Millionen Deutsche sahen Gottesdienst und Staatsakt im Fernsehen.

Auch in das Stadion von Winnenden wurden die Reden übertragen - in den kleinen Ort waren Tausende Trauergäste gereistBild: AP

In der ganzen Bundesrepublik wehten die Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast, in Baden-Württemberg läuteten alle Kirchenglocken.

Kritik an brutalen Computerspielen und Filmen

In dem Staatsakt sprach Köhler den Trauernden sein Beileid aus. Sichtlich bewegt sagte er mit Tränen in den Augen: "Wir trauern mit allen Eltern, die Kinder verloren haben, mit den Freundinnen und Freunden der Getöteten, mit den Familien der ermordeten Erwachsenen." Dabei schloss er die Familie des Täters in seine Rede ein. Auch sie hätten ein Kind verloren, auch für sie sei eine Welt zusammengebrochen.

Bundespräsident Horst Köhler und seine Gattin Eva Luise auf dem Weg zur KircheBild: AP

Köhler kritisierte den Einfluss brutaler Computerspiele und Filme auf Jugendliche. Es sei ganz eindeutig, dass der Dauerkonsum von Produkten, in denen extreme Gewalt, die Zurschaustellung zerstörter Körper und die Erniedrigung von Menschen dargestellt werden, letztlich schade. Nicht nur die Politik trage Verantwortung in diesem Punkt, jeder Einzelne müsse "Nein sagen" zu Dingen, die man für schlecht halte.

Kurz vor der Trauerfeier hatten die Angehörigen der Opfer in einem Brief Konsequenzen von der Politik gefordert. Darin verlangen sie, den Zugang für Jugendliche zu Waffen zu erschweren, Gewaltdarstellungen im Fernsehen einzuschränken, Killerspiele zu verbieten, den Jugendschutz im Internet auszubauen und die Berichterstattung der Medien über Amok-Täter zu reglementieren.

"Überlegen, was sinnvoll und notwendig ist"

Der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger sprach sich gegen einfache und schnelle Konsequenzen aus. Aus der Tat müssten Lehren gezogen werden, "die über diesen Tag, über unsere Fassungslosigkeit und unsere Trauer hinausreichen", forderte der CDU-Politiker. "Wir müssen überlegen, was sinnvoll und notwendig ist, um vorbeugend solchen Ausbrüchen von Gewalt entgegenzuwirken."

Bei dem Amoklauf am 11. März hatte Tim K. zunächst in der Albertville-Realschule 12 Menschen, auf der Flucht drei weitere Personen und dann sich selbst erschossen. (sas/sam/fw/dpa/ap)

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