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Politik

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Kardinal Woelki

9. November 2022

Es gibt neue schwere Vorwürfe gegen den Kölner Kardinal Woelki bei der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen - und das von einer früheren Mitarbeiterin. Hat er gelogen? Das will jetzt die Staatsanwaltschaft herausfinden.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki mit einer Akte
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki steht jetzt im Zentrum von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bild: Nicolas Armer/dpa/picture alliance

Die Staatsanwaltschaft Köln hat ein Ermittlungsverfahren gegen Kardinal Rainer Maria Woelki eingeleitet. Untersucht werde der Vorwurf der falschen Versicherung an Eides statt, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Willuhn. Auslöser für die Ermittlungen sei ein im "Kölner Stadt-Anzeiger" veröffentlichtes Interview mit einer leitenden Mitarbeiterin des Erzbistums.

Bislang hatte die Kölner Ermittlungsbehörde trotz mehrerer Strafanzeigen keine hinreichenden Verdachtsmomente gegen Woelki gesehen. Dies änderte sich nun durch die schweren Vorwürfe der ehemaligen Assistentin des Personalchefs.

Die ehemalige Assistentin sagt in dem Interview, dass sie Woelki frühzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen den Priester Winfried Pilz, informiert habe. Sie habe es "nicht mehr ausgehalten (...), Dinge aus erster Hand zu wissen, die den öffentlichen Aussagen von Kardinal Woelki widersprechen, speziell zum Fall des früheren Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz", sagte die Katholikin.

Bereits 2015 Liste mit Missbrauchsfällen erhalten?

Dem 2019 gestorbenen Pilz, der lange Jahre Präsident des katholischen Kindermissionswerks "Die Sternsinger" war, werden Missbrauchsvorwürfe gemacht. Woelki hat in einem presserechtlichen Verfahren versichert, erst ab der vierten Juniwoche dieses Jahres mit dem Fall befasst worden zu sein. die Bistumsmitarbeiterin sagte nun in dem Interview, sie habe im Januar 2015 persönlich eine Excel-Liste für Woelki erstellt mit allen damals aktuellen Missbrauchsfällen. Auf dieser Liste hätten 14 Namen gestanden, darunter der von Pilz.

Das Thema "Aufarbeitung von Missbrauchsfällen" hat es auch in den Kölner Karnevalsumzug 2021 geschafftBild: Martin Meissner/AP Photo/picture alliance

Ihr Chef habe die Liste in ein Gespräch mit Woelki mitgenommen. Hinterher habe sie ihren Chef gefragt, was Woelki zu der Liste gesagt habe. Darauf habe dieser geantwortet: "Das hat den Kardinal überhaupt nicht interessiert." Sie sei daraufhin "wie versteinert" gewesen.

"Das ist nicht wahr"

Vom "Kölner Stadt-Anzeige" darauf hingewiesen, dass Woelki sage, er sei erst im Juni 2022 mit dem Fall Pilz befasst worden, antwortete die ehemalige Personalangestellte: "Das ist nicht wahr. Mag sein, dass er sich das Blatt mit Pilz und den anderen 13 Namen nicht angeschaut hat. Aber befasst habe ich ihn damit. Ganz eindeutig. Deshalb war ich auch so entsetzt über die Selbstdarstellung des Kardinals in der Öffentlichkeit."

Die Mitarbeiterin war von 2013 bis 2017 im Generalvikariat - der Zentralverwaltung des Bistums - beschäftigt. Danach übernahm sie in einem Kirchengemeindeverband die Verwaltungsleitung.

Woelki weist Vorwürfe zurück

Nach der Einleitung eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens hat der Kardinal die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. "Auch dieser erneute Versuch, Kardinal Rainer Maria Woelki eine falsche Eidesstattliche Versicherung zu unterstellen, ist unbegründet", teilte das Erzbistum mit.

Woelkis Sprecher sagte, er persönlich habe den Verdacht, dass der Kardinal vor seinem in der nächsten Woche anstehenden Besuch beim Papst in Rom "von interessierten Kreisen noch einmal mit uralten Geschichten, die längst geklärt sind, an den Pranger gestellt werden" solle. Das Erzbistum werde jetzt arbeitsrechtliche Schritte gegen die Mitarbeiterin prüfen, die die Vorwürfe erhoben habe. "Denn diese hat aus dem sensiblen Bereich der Personalführung berichtet und dafür ihre Vertrauensstellung benutzt. Das ist streng untersagt und das kann kein Arbeitgeber dulden."

Kardinal Rainer Maria Woelki ist als Erzbischof gleichzeitig Metropolit der reichen Kirchenprovinz Köln (Archivbild)Bild: Henning Kaiser/dpa/picture alliance

Woelki steht seit Jahren unter Druck, unter anderem wird sein Umgang mit Missbrauchsvorwürfen kritisiert. Papst Franziskus hatte ihn vor einiger Zeit aufgefordert, ein Rücktrittsgesuch bei ihm einzureichen. Das hat Woelki getan. Der Papst hat bisher aber noch nicht darüber entschieden, ob er es annimmt.

nob/qu (dpa, epd, kna)

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