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Politik

Trump findet bei Windsors alles "fantastisch"

3. Juni 2019

16 Royals und acht Mitglieder der Trump-Familie trafen sich zum Staatsbankett im Buckingham-Palast. Die Dynastien, wenn man das so vergleichen will, verstehen sich gut. Von Bernd Riegert, London.

Buckingham Palace: Donald Trump und Königin Elisabeth II stoßen an
Bild: picture-alliance/AP Photo/D. Lipinski

"Das wird Donald Trump gefallen", meinte eine der Zuschauerinnen vor dem Buckingham Palast, wo am Abend Königin Elizabeth 170 Gäste zu Ehren des amerikanischen Präsidenten zu einem der seltenen "State Dinner" geladen hatte. "Er ist ja ein wenig in sich selbst verliebt. Es geht natürlich auch um die USA und die Beziehungen", meint Gloria, die heute Abend zum Palast gekommen ist, obwohl sie eigentlich nicht viel sehen kann.  Der Präsident schwebte samt Familie per Hubschrauber in den Innenhof ein. Der Bankettsaal des Palastes ist üppig mit goldenem Geschirr, goldenen Lüstern und duftenden Blumen dekoriert, rauschende Taftkleider für die Damen und schwarzer Frack mit weißer Fliege für die Herren. Die Königin trug ein mit Juwelen besetztes Diadem zum weißen Kleid mit blauer Schärpe. "Das ist mehr Gold, als Trump in seinem Hochhaus in New York jemals verbaut hat", witzelte einer der zahlreichen Reporter aus den USA, die über den dreitägigen Staatsbesuch rund um die Uhr berichten.

Diesmal im Gleichschritt: Präsident Trump überholt die Queen nicht - so wie im letzten JahrBild: Reuters/C. Barria

Queen mahnt durch die Blume

Die Queen erhob ihr Glas für den Gast, der vom Immobilienhändler zum Fernsehstar und schließlich zum mächtigsten Mann der westlichen Welt wurde. Sie lobte die enge und langlebige Freundschaft beider Völker, eine Allianz, die "noch viele Jahre andauern wird". Elizabeth II. erinnerte aber auch an die internationalen Institutionen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen worden sind, um den Frieden zu bewahren. "Auch wenn die Welt sich verändert hat, müssen wir uns doch immer klar machen, dass die Strukturen die Aufgaben haben, den Frieden zu bewahren", sagte die Königin. Donald Trump ist ja bekanntlich als Präsident dabei, sich aus vielen dieser Institutionen zurückzuziehen. Er gilt eher als Isolationist und setzt weniger auf multilaterale Lösungen. Die Queen erinnerte Trump auch daran, dass sie schon sehr lange amtiert und über entsprechend viel Erfahrung verfügt. "Die erste Einladung zum 'State Dinner' in den USA bekam ich von US-Präsident Dwight D. Eisenhower", berichtete die Königin. Das war 1957.

Trump findet die Queen "great"

In seinem Toast beschäftigte sich Donald Trump hauptsächlich mit der Queen selbst. Er lobte ihre lange Regentschaft als Dienst für ihr Volk und lobte den Kampfgeist und die Widerstandkraft der Briten, die sich in der Königin spiegelten. Die junge Prinzessin habe selbst im Zweiten Weltkrieg als Automechanikerin gearbeitet. "Sie ist eine großartige, großartige Frau", sagte Trump über die Königin zu seiner Linken an der Tafel. Elizabeth II. verzog ob dieses Lobes keine Miene. Sie lächelte nur kurz, als Trump sich bei seinen Gastgebern auch noch für das tolle Sommerwetter bedankte. Die Freundschaft zwischen den USA und Großbritannien werde "ewig" halten, versprach Trump.

Reibungsloser Besuch

"Bisher hat er sich ganz gut benommen", urteilte der erleichtert wirkende ehemalige Pressesekretär des Buckingham Palastes, Charles Anson. Viele Stunden verbrachte Donald Trump am Montag mit Queen Elizabeth II. Im letzten Jahr lief er viel zu schnell für sie. Diesmal achtete er auf gemessenen Schritt, der einer inzwischen 93 Jahre alten Monarchin würdig ist. In den Bildern, die veröffentlicht wurden vom privaten Besuch des Buckingham Palace, wirkt der als sprunghaft bekannte US-Präsident interessiert und zuhörend, als die Queen über ausgestellte Kunstwerke sprach. Beide, so heißt es aus dem Palast, hätten lange über Schottland geplaudert. Beide haben eine schottische Mutter. Trump besitzt einen Golfplatz in Schottland. Am Nachmittag fuhren Donald Trump und die First Lady Melania zum Tee bei Kronprinz Charles vor, der zunehmend Pflichten von seiner Mutter übernimmt. Beim Tee wollte Prinz Charles, der sich sehr für Umweltschutz engagiert, das Thema "Klimawandel" ansprechen.

Donald Trump selbst twitterte am Nachmittag aus der amerikanischen Botschaft, in der er übernachtet. Die ganze königliche Familie sei "fantastisch",  schrieb der Präsident. Proteste habe es nicht gegeben. Ein tolles Handelsabkommen sei möglich, sobald Großbritannien "seine Fesseln abgeschüttelt" haben wird. Gemeint war der bevorstehende Brexit, der Ausstieg aus der Europäischen Union, den die britische Regierung bislang nicht stemmen konnte.

Twitter-Attacke auf den Bürgermeister

Nicht ganz so friedlich und fantastisch hatte der erst dritte formale Staatsbesuch eines amerikanischen Präsidenten bei der Queen begonnen. Als Trumps Präsidentenjumbo am Morgen landete, hatte Trump schon einen Tweet abgefeuert, in dem er den Bürgermeister von London, Sadiq Khan, persönlich hart angriff und als "als dämlichen Verlierer" beschimpfte. Khan hatte zuvor Trump mit Faschisten gleichgesetzt und ihm vorgeworfen, sein Populismus gefährde die liberale Demokratie. Sofort brach in dem tief gespaltenen Großbritannien eine Debatte zwischen Brexit-Befürwortern und Trump-Anhängern sowie seinen Gegnern los. Die Labour-Opposition stellte sich vor den Bürgermeister. Labour-Parteichef Jeremy Corbyn will sogar auf einer Protestkundgebung gegen Trump am Dienstag sprechen. Der konservative Außenminister Jeremy Hunt äußerte hingegen Verständnis. Den Stil der Auseinandersetzung kommentierte Hunt mit den lapidaren Worten: "So ist er halt, wir wissen ja wie Trump funktioniert."

Ehepaar Holdcroft findet Trump superBild: DW/B. Riegert

Trump spaltet auch die Briten

Großbritannien ist in Sachen Brexit tief gespalten, aber auch, wenn es um Donald Trump geht. Er hat viele Fans, die ihn als Vorbild für die eigenen populistischen, nationalistischen Politiker sehen, die den Ausstieg aus der EU versprochen haben. Jennifer und Tony Holdcroft haben sich an diesem besonderen Tag extra ihre britischen Fahnen umgehängt und zuhause beim Copy-Shop noch Plakate für Trump und gegen den Londoner Bürgermeister Khan drucken lassen. Die halten sie jetzt in die Kameras vor dem Buckingham Palace, wo Trump und die Queen den Lunch nehmen. "Ich will den Brexit. Premierminister sollte Nigel Farage werden. Der würde es machen wie Trump und liefern", ist sich die silberhaarige Rentnerin sicher. Nigel Farage kämpft seit zwanzig Jahren gegen die EU und hatte bei der Europawahl am 23. Mai mit seiner "Brexit-Party" die meisten Stimmen geholt.

Aktivistin Glanville will mehr Klimaschutz von TrumpBild: DW/B. Riegert

Auriel Glanville aus Wimbledon, einem Vorort von London, schüttelt den Kopf über den Besuch von Donald Trump. Der Präsident sollte sich nicht in die Brexit-Politik seines Gastlandes einmischen, meint sie, sondern sich lieber um den Schutz des Weltklimas kümmern. Auriel steckt in einem grünen Kostüm, das der Freiheitsstatue in New York nachempfunden ist. Sie wünscht sich, dass der britische Thronfolger Charles und die britische Regierung Donald Trump überzeugen, die Erderwärmung endlich als von Menschen gemachte Katastrophe anzuerkennen. Auriel Glanville will am Dienstag die Großdemonstration am Trafalgar Square besuchen. Die Veranstalter, eine bunte Koalition von Trump-Gegnern, erwarten 250.000 Teilnehmer, so viele wie bei Trumps Besuch im vergangenen Jahr.

Politik mit der "lahmen Ente" May

Die politischen Gespräche mit der scheidenden britischen Premierministerin Theresa May finden am Dienstag in Downing Street Number 10 statt. May will den Boden für ein Handelsabkommen mit den USA bereiten, sobald das Vereinigte Königreich irgendwann aus der Europäischen Union ausgetreten sein wird. Donald Trump ist zu einem Deal bereit, stellte aber vor seinem Eintreffen Bedingungen. Agrarprodukte und Dienstleistungen wie die des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes NHS müssten mit auf den Verhandlungstisch.

"Duck dich!"

Die britische Premierministerin Theresa May ging auf solche Forderungen bisher öffentlich nicht ein. Sie will vor allem die "besonderen und speziellen" Beziehungen zu den USA sichern und ausbauen. Zwei Tage nachdem Trump abgereist sein wird, tritt May von ihrem Amt als konservative Parteichefin zurück. Damit gibt sie auch ihr Amt als Premierministerin ab und gesteht ein, dass sie drei Jahre lang nicht in der Lage war, den Brexit zu organisieren.

Die Zeitung "Evening Standard" bedachte die Premierministerin mit einer treffenden doppeldeutigen Schlagzeile: "Duck! The Donald is coming!"  Zwei Übersetzungen sind möglich: "Lahme Ente! Der Donald kommt!" oder "Duck dich! Donald ist im Anmarsch!"

Bernd Riegert Korrespondent in Brüssel mit Blick auf Menschen, Geschichten und Politik in der Europäischen Union
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