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PolitikAfrika

Staatsbesuch in Afrika: Chinas Außenminister Wang Yi zu Gast

Cai Nebe
10. Januar 2025

Seit mehr als 30 Jahren führt Chinas erste diplomatische Reise des Jahres nach Afrika. Eine Strategie, die sich auszahlt. Chinas Außenminister Wang Yi will wirtschaftliche Beziehungen mit dem Kontinent stärken.

Wang Yi und Denis Sassou Nguesso schütteln sich die Hände
Diplomatischer Jahresauftakt 2025: Chinas Außenminister Wang Yi trifft den Präsidenten der Republik Kongo, Denis Sassou NguessoBild: IMAGO/Xinhua

Der chinesische Außenminister Wang Yi setzt mit seiner Afrika-Reise ein Zeichen: Direkt in der ersten Woche des neuen Jahres 2025 besucht Wang die Länder Namibia, die Demokratische Republik KongoTschad und Nigeria. Die Besuche zum Jahresauftakt erinnern "an Chinas anhaltendes Engagement für den Kontinent, im Gegensatz zu den Ansätzen der USA, des Vereinigten Königreichs und der Europäischen Union", sagte Eric Olander der Nachrichtenagentur Reuters. Olander ist Mitbegründer des China-Global South Project, eines Multimedia-Projekts, das Chinas Engagement im Globalen Süden untersucht.

Zwar starte US-Außenminister Antony Blinken das politische Jahr 2024 mit Besuchen in Kap Verde, der Elfenbeinküste, Nigeria und Angola. US-Präsident Joe Biden allerdings trat seine erste und letzte Afrikareise - nach Angola - erst kurz vor Abritt von der politischen Bühne an.

Ein Zeichen der Wertschätzung

Der nigerianische Analyst Ovigwe Eguegu, der Chinas Engagement in Afrika untersucht, sieht einen deutlichen Unterschied zwischen der Herangehensweise der Vereinigten Staaten und Chinas. 

"Der eine Partner besucht, wenn er Zeit hat - der andere macht es zur Tradition. Es geht nicht nur um Symbolik, sondern auch um Substanz. Die lässt die Beziehung gedeihen", sagte er der DW und betont, dass China in den vergangenen 15 Jahren Afrikas größter Handelspartner war. So zumindest aus chinesischer Sicht, wenn es um den Handel Afrikas mit einzelnen Ländern geht. Als Staatenblock ist die Europäische Union der größte Handelspartner des Kontinents.

In Namibia traf Chinas Außenminister Wang Yi die neu gewählte Präsidentin Netumbo Nandi-NdaitwahBild: Esther Mbathera/AP Photo/picture alliance

In Namibias Hauptstadt Windhoek sagte Wang bei seinem Treffen mit derim Dezember 2024 gewählten Präsidentin Netumbo Nandi-Ndaitwah, sein Besuch solle "der Welt zeigen, dass China immer ein vertrauenswürdiger Freund" und der zuverlässigste Partner der afrikanischen Länder im Streben nach Entwicklung sein werde.

Für Christian-Geraud Neema, Analyst beim China-Global South Project, besitzt China einen Vorteil: "Die wirtschaftliche Kluft zwischen Europa und Afrika ist zu groß, von der Entwicklung bis zur Infrastruktur. Europa weiß nicht, welche Art von Angebot es den afrikanischen Ländern unterbreiten kann", sagte er der DW. 

Neue Wege für China Exportwirtschaft

Wangs Entscheidung, Afrika und insbesondere die Republik Kongo zu besuchen, hat strategische Bedeutung. Das Land wird Ko-Vorsitzender des Forums für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit (FOCAC), das die Agenda für die chinesisch-afrikanischen Beziehungen festlegt.

Analysten sind der Meinung, dass China den FOCAC-Gipfel 2024 dazu nutzte, neue Verpflichtungen einzugehen, Initiativen zu formalisieren, die es in ganz Afrika ergreifen will, und 51 Milliarden Dollar an Finanzmitteln zuzusagen. 

"Afrikas langfristige Entwicklungspläne werden beachtet. Wir beobachten, dass sich China an der von der Afrikanischen Union vorgeschlagenen Agenda 2063 orientiert", so Cliff Mboya, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Afro-Sino Center of International Relations in Ghana.

Die Bedeutung der von China gebauten Infrastrukturprojekte nehme zu: sei es die neue Schnellstraße von Nairobi, ein Windpark in der südafrikanischen Provinz Nordkap oder der nigerianische Hafen und Freihandelszone von Lekki. 

In Kenia baute China den Nairobi Expressway, eine Schnellstraße - hier einen Teil der Baustrecke 2021Bild: AFP via Getty Images

Allerdings hat sich Chinas Wirtschaft in den letzten Jahren verlangsamt. Die afrikanischen Länder bieten Chinas staatlichen Infrastruktur-Unternehmen wichtige Chancen. Im Inland ist die Nachfrage gesunken, da viele verschuldete lokale Regierungen ihre Ausgaben kürzen. Chinas aufstrebender Sektor für erneuerbare Energien sucht ebenfalls nach Kunden außerhalb der USA und der Europäischen Union. "Wir stellen fest, dass der Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und grüner Entwicklung liegt", so Mboya.

Auf der FOCAC-Konferenz 2024 sei deutlich geworden, was Afrika von China erwartet. "Und wir haben gesehen, dass China mit diesen Versprechungen und diesem Plan reagiert hat", sagte Mboya. Er gehe davon aus, dass Wangs Besuch dazu beitragen werde, die Umsetzung der Pläne in Gang zu setzen. 

Nach Ansicht von Analyst Eguegu beginnt China mit seinem Fokus auf Handel in Afrika zu ernten, was es gesät hat. "Trotz der Probleme des Kontinents wachsen die Bevölkerung und Mittelschicht schnell, und für ein export-orientiertes Land wie China ist es ein Außenmarkt, der die aktuellen geopolitischen Ängste ausgleicht", sagte er der DW.

FOCAC-Gipfel: China dominiert in Afrika

02:11

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Aus chinesischer Sicht besteht die Herausforderung darin, afrikanische Verbraucher und afrikanische Märkte für chinesische Produkte zu gewinnen. "Der Gedanke bei diesem FOCAC-Zyklus von 2025 bis 2026 ist, den Kontinent bereit für die Produkte zu machen, die China exportieren möchte - insbesondere Energie und erneuerbare Technologien", so Eguegu zur DW. 

Das erfordere Investitionen in bestimmten Sektoren in ganz Afrika, um die Industrialisierung voranzutreiben und so Arbeitsplätze und eine Nachfrage nach chinesischen Waren zu schaffen.

Zusammenarbeit in puncto Sicherheit

Wangs Besuch im Tschad, der im Dezember ein militärisches Abkommen mit der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich abrupt beendete, hat für Aufsehen gesorgt. "Für die Franzosen und die USA, die die westliche Macht in der Region schwinden sehen, ist Chinas Präsenz 'umstritten', aber aus afrikanischer Sicht sieht man das ganz anders", sagte Olander vom China-Global South Project. China habe sich bisher als "zuverlässiger und stabiler Partner" für die neuen Militärjuntas in der Sahelzone und Westafrika erwiesen.

Analyst Neema glaubt jedoch, dass Wangs Besuch im Tschad nichts mit der Aufforderung an das französische Militär zu tun hat, das Land zu verlassen. "China pflegt nicht Militärbasen in Ländern wie dem Tschad zu eröffnen", sagte er der DW. Es werde versuchen, sein Waffengeschäft in der Sahelzone über die China North Industries Corporation (NORINCO) auszubauen, ein staatliches Unternehmen der Verteidigungsindustrie.

"Wir werden definitiv mehr militärische Lieferungen an Länder wie Mali und Burkina Faso sehen, die nach neuen Sicherheitspartnern neben Russland suchen. Chinas Militärexporte sind einfacher und billiger", sagte er der DW.

Aus dem Englischen übersetzt von Martina Schwikowski

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