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Staatsminister Weimer gegen "Cancel Culture" beim ESC

20. September 2025

Darf Israel trotz seines militärischen Vorgehens im Gazastreifen am ESC 2026 in Wien teilnehmen? Darüber herrscht Uneinigkeit. Die Bundesregierung vertritt dazu indes eine klare Haltung.

Deutschland Berlin 2025 | Wolfram Weimer am Rednerpult des Bundestages; er fasst mit der linken Hand an seine Brille
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer, hier bei einer Rede im Bundestag im JuliBild: Frederic Kern/Geisler-Fotopress/picture alliance

Die Debatte um Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest (ESC) 2026 in Wien spitzt sich zu. Immer mehr Stimmen fordern vor dem Hintergrund des Israel-Hamas-Krieges einen Ausschluss des Landes von dem Musikwettbewerb. Deutschlands Kulturstaatsminister Wolfram Weimer warnt nun vor derartiger Ausgrenzung.

Der ESC sei mit der Idee gegründet worden, Nationen durch Musik zu verbinden, erklärte er. "Wer heute Israel ausschließt, stellt diesen Grundgedanken auf den Kopf und macht aus einem Fest der Verständigung ein Tribunal."

Weimer: Kunst zählt, nicht die Nationalität

Der ESC lebe davon, dass Künstlerinnen und Künstler nach ihrer Kunst, nicht nach ihrer Nationalität beurteilt würden. "Cancel Culture ist keine Antwort - die Antwort sollte Vielfalt und Zusammenhalt heißen", so Weimer weiter. Sollte der Wettbewerb zu einer "Bühne der Ausgrenzung" verkommen, würden andere davon profitieren, gab der Politiker zu bedenken: "Russland etwa versucht längst, mit einer Neuauflage des alten Ostblock-Wettbewerbs 'Intervision' eine eigene Gegenwelt aufzubauen."

Ähnlich äußerte sich auch die Außenministerin des Gastgeberlandes Österreich, Beate Meinl-Reisinger. Ein möglicher Boykott als Reaktion auf die Teilnahme Israels würde "die Möglichkeiten für einen wichtigen Dialog zwischen Künstlern und der Bevölkerung verunmöglichen - ohne die Lage vor Ort in Israel und Gaza zu verbessern", schrieb Meinl-Reisinger an ihre Amtskollegen.

Der ESC ist die größte nicht-sportliche Live-Veranstaltung der Welt. Den Wettbewerb verfolgen jährlich mehr als 160 Millionen Zuschauer. Antreten können Interpreten aus allen Mitgliedstaaten der European Broadcasting Union (EBU); dazu gehören auch Israel, Zypern, Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Für 2026 drohen mehrere Länder - darunter Irland, Spanien, die Niederlande und Slowenien - mit Boykott, sollte Israel antreten.

Findet die EBU eine Lösung?

Im Dezember will die EBU bei ihrer Generalversammlung über die Teilnahme Israels entscheiden. "Wir verstehen die Bedenken und tiefen Überzeugungen hinsichtlich des anhaltenden Konflikts im Nahen Osten", erklärte ESC-Direktor Martin Green. Die Rundfunkunion wirkte allerdings bei den zwei vergangenen ESC-Finals überfordert damit, die Politik vom Wettbewerb fernzuhalten und zwischen den Teilnehmerländern einen Konsens zu erzielen. Der Ausgang eines von der EBU eingeleiteten sogenannten Konsultationsprozesses zu Israel scheint völlig offen.

Johannes Pietsch, bekannt unter dem Künstlernamen JJ, freut sich über den Sieg beim ESC 2025Bild: Heikki Saukkomaa/IMAGO/Lehtikuva

Der ESC will zwar neutral und unpolitisch sein. Er konnte sich aber nie von der Weltpolitik abkoppeln. In Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine darf Russland mittlerweile nicht mehr teilnehmen. 1975 führte der Zypernkonflikt zum Boykott Griechenlands. 1979 verzichtete die Türkei auf die Finalteilnahme aus Protest gegen Israels Vorgehen im Nahen Osten.

Im Zuge der Balkankriege ging die EBU insbesondere gegen Serbien mit dessen damaligem Präsidenten Slobodan Milosevic vor. In einem Ausmaß wie in diesem Jahr gab es bisher allerdings noch keinen Konflikt - es handelt sich um eine echte Zerreißprobe des weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerbs.

Der ESC wird im kommenden Jahr in der österreichischen Hauptstadt Wien ausgetragen. Die Halbfinale sind für den 12. und 14. Mai 2026 geplant. Das große Finale soll am 16. Mai über die Bühne gehen.

haz/jj/as (kna, epd, afp)

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