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Politik

Staatstrauer nach Doppelanschlag in Istanbul

11. Dezember 2016

Bei den zwei Anschlägen am Samstagabend nahe einem Fußballstadion sind laut jüngsten Angaben 38 Menschen getötet und 155 verletzt worden. Die türkische Regierung hat eine Vermutung, wer hinter dem Blutbad steckt.

Türkei Istanbul Besiktas Stadion nach Anschlag
Das Besiktas-Stadion nach dem Anschlag Bild: picture-alliance/AP Photo/E. Gurel

Nach dem verheerenden Doppelanschlag in Istanbul hat die türkische Regierung eine eintägige Staatstrauer ausgerufen. Ministerpräsident Binali Yildirim ordnete an, die Flaggen an diesem Sonntag auf halbmast zu setzen. Bisher bekannte sich niemand zu den Anschlägen, doch fällt der Verdacht auf die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und ihre radikale Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), die immer wieder Anschläge auf Sicherheitskräfte in der Türkei verüben. Dass bei dem Bombenanschlag ein Fahrzeug verwendet wurde, deute auf die PKK hin, meinte Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus im Sender CNN Turk. Es seien zwischen 300 und 400 Kilogramm Sprengstoff verwendet worden. Allerdings liefen die Untersuchungen noch, und deshalb könnten keine definitiven Aussagen zur Täterschaft gemacht werden. 

Die meisten Opfer sind Polizisten 

Nach jüngsten Angaben von Innenminister Süleyman Soylu sind unter den Toten 30 Polizisten und sieben Zivilisten. Ein Leichnam sei noch nicht identifiziert. Die Sprengsätze detonierten nach einem Fußballspiel. Die erste Bombe, die in einem Auto deponiert war, wurde laut Soylu in der Nähe des Stadions des Fußballclubs Besiktas im gleichnamigen Viertel gezündet. Der Anschlag richtete sich nach bisherigen Erkenntnissen gegen die Sondereinsatzpolizei vor Ort.

Nur 45 Sekunden nach dem ersten Anschlag sprengte sich ein Selbstmordattentäter im Macka Park neben dem Stadion in die Luft, wie der Innenminister weiter mitteilte. Auch dieser Angriff sei gegen Polizisten gerichtet gewesen, die die Gegend wegen des Spiels der Erstligisten Besiktas und Bursaspor abgesichert hatten.

Helfer kümmern sich nach den Explosionen um Opfer Bild: Reuters/M. Sezer

Das Match war etwa eineinhalb Stunden vor der ersten Explosion zu Ende gegangen. Die Zuschauer hatten sich zu dem Zeitpunkt schon zerstreut, es waren jedoch noch viele Sicherheitskräfte vor Ort. Das Spiel zwischen den rivalisierenden Mannschaften galt als Hochrisikospiel, bei dem die Polizei Auseinandersetzungen zwischen Fangruppen verhindern sollte.

Ein Reporter sagte dem Sender CNN Türk, am Samstagabend seien besonders viele Polizisten zur Absicherung des Spiels im Einsatz gewesen, weil die Fans von Bursaspor wegen einer Strafe überhaupt das erste Mal seit Jahren wieder zu einem Besiktas-Spiel zugelassen worden waren. Besiktas ist auch ein beliebtes Ausgehviertel und am Wochenende sehr gut besucht.

Experten sichern Spuren Bild: picture alliance/ZUMAPRESS/Dha

Erdogan: Wir kämpfen weiter gegen Terror 

Staatschef Recep Tayyip Erdogan betonte, sein Land werde weiter mit aller Macht gegen Terror vorgehen. "Wann immer die Türkei einen positiven Schritt in Richtung Zukunft macht, ist die Antwort sofort Blut, (...), Brutalität, Chaos mit den blutigen Händen von Terrororganisationen", heißt es in einer Erklärung auf der Webseite des Präsidenten im Internet.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem menschenverachtenden Terroranschlag. Ihr Regierungssprecher Steffen Seibert schrieb über den Kurzbotschaftendienst Twitter :

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich "erschüttert" über den Doppelanschlag. "Wir verurteilen diese terroristischen Anschläge auf das Schärfste und trauern gemeinsam mit unseren türkischen Partnern", erklärte er in Berlin. "Besonders perfide ist: Diese Taten sollten so viele Menschen wie möglich treffen." Ursula von der Leyen kondolierte in einem Schreiben an ihren türkischen Kollegen. "Mein Gedanken sind mit Ihnen und allen, die unter diesem unmenschlichen Terror leiden."

Der Nationale Sicherheitsrat der USA bekräftigte, Washington stehe Ankara, "unserem NATO-Verbündeten, gegen alle Terroristen, die die Türkei, die USA und den Weltfrieden und die Stabilität bedrohen" zur Seite. 

se/uh (dpa, afp, ap, rtr)

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