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Stabwechsel an der Fed-Spitze

Lars Halter mit Agenturen
5. Februar 2018

Jerome Powell hat am Montag sein wichtiges Amt als Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) angetreten. Wie seine Vorgängerin Janet Yellen tritt der frühere Finanzinvestor für eine moderate Zinspolitik ein.

Jerome Powell
Bild: picture-alliance/AP/A. Brandon

Jerome "Jay" Powell (Artikelbild) ist kein Notenbanker wie alle anderen. Der Mann, der am Sonntag seinen 65. Geburtstag feierte, ist ein Seiteneinsteiger in Sachen Geldpolitik. Alle seine Vorgänger haben Wirtschaft studiert, Powell hingegen ist Jurist. Abgesehen von einem kurzen Ausflug ins Finanzministerium während der Präsidentschaft von George Bush senior verbrachte er seine Karriere überwiegend in der Finanzindustrie. Seit 2012 sitzt Powell im "Federal Reserve Board of Fed Governors", dem Gremium, das die US-Zinspolitik und andere geldpolitische Entscheidungen verantwortet.

Die Federal Reserve ist die mächtigste Notenbank der Welt. Zwar werden ihre führenden Köpfe von der US-Regierung vorgeschlagen und vom Senat bestätigt. Danach sind sie jedoch per Gesetz in ihrem ökonomischen Handeln völlig unabhängig. Ihre Stellschrauben sind größer, mächtiger und schneller wirksam als die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Regierung.

Reichster Fed-Chef seit langem

Powell machte ein Vermögen als Partner der Carlysle Group, einer amerikanischen Schattenbank, die Anlagen von mehr als 175 Milliarden Dollar verwaltet. Anschließend gründete er eine Investmentfirma und war - für ein Jahresgehalt von einem Dollar - für den Washingtoner Think Tank "Bipartisan Policy Center tätig".

Als Fed-Gouverneur musste Powell sein Vermögen zumindest grob offenlegen. Zuletzt bezifferte er es auf eine Größenordnung zwischen rund 20 und 55 Millionen Dollar. Laut der Zeitung Washington Post ist er damit der reichste Fed-Chef seit Marriner Eccles, der bis 1948 an der Spitze der Notenbank stand.

Während seiner Amtszeit unterstützte Powell ausnahmslos den Kurs der bisherigen Fed-Chefin Janet Yellen, stimmte kein einziges Mal gegen die mehrheitlich gefassten Beschlüsse. Er unterstützte den Niedrigzinskurs ebenso wie das langsame Anheben des Leitzinses auf zuletzt 1,25 bis 1,50 Prozent.

Das Gebäude der Federal Reserve, der US-Notenbank, in Washington, DC.Bild: Reuters/K. Lamarque

Die Fed steuert die weltweite Leitwährung

Die Notenbank in Washington steuert die größte Volkswirtschaft der Welt - allein daraus speist sich ihr Einflussfaktor. Sie reagiert auf Entwicklungen am Arbeitsmarkt und bei den Preisen. Sie stellt den Banken und damit der Wirtschaft die flüssigen Mittel zur Verfügung, die zum Wirtschaften gebraucht werden. In ähnlicher Form tut dies die Europäische Zentralbank für die Eurozone.

Scheinbar kleine Entscheidungen, etwa bei der Geldpolitik, können riesige Auswirkungen weit über die USA hinaus haben. Alle Entscheidungen der Fed haben Einfluss auf den US-Dollar - und dieser gilt als Leitwährung weltweit. In vielen Ländern halten Unternehmen und auch Regierungen Verbindlichkeiten in US-Dollar - wird der Dollar stärker, steigt der Wert der Schulden gegen die lokale Währung.

Um Ausgleich bemüht

Unter den Fed-Gouverneuren gilt Powell als moderat, der ehemalige Fed-Chef Ben Bernanke nennt ihn "konsensfreudig". Er fällt wohl ins Lager der "Tauben", die tendenziell für eine Niedrigzinspolitik stehen. Denen stehen die Fed-"Falken" gegenüber, die für eine aggressivere Anhebung der Zinsen plädieren.

An ein ganz anderes Tier fühlte sich hingegen Richard Fisher erinnert. Auf Powell angesprochen erklärte der frühere Chef der regionalen Notenbank von Dallas: "Eigentlich ist er eine weise Eule." Lagerübergreifend denken, Kompromisse suchen - es waren auch diese Eigenschaften, die US-Präsident Donald Trumps demokratischen Amtsvorgänger Barack Obama dazu bewogen hatten, den Republikaner Powell 2012 für einen Sitz im Gouverneursrat der Fed zu nominieren. Es war damals das erste Mal seit mehr als 20 Jahren, dass ein Präsident ein Mitglied der anderen Partei für diesen Posten vorschlug.

Trumps Ziele

Dass Donald Trump die Amtszeit von Janet Yellen nicht verlängerte, sondern stattdessen Powell befördert, hat mehr mit Trump selbst als mit den Kandidaten zu tun. Trump war bis zuletzt unentschlossen und hielt sich offen, Yellen für eine weitere Amtszeit zu nominieren.

Stand seit 1. Februar 2014 an der Spitze der Fed: Janet YellenBild: Reuters/J. Roberts

Gleichzeitig nannte er Powell als möglichen Yellen-Nachfolger, ebenso aber den prominenten Volkswirtschaftler John Taylor, einen "Falken", dessen geldpolitische Vorstellungen den bisherigen direkt entgegenlaufen. Damit war klar: Trump ging es nicht um politische Details, sondern darum, wie er selbst wahrgenommen würde.

Vor diesem Hintergrund war es dem Präsidenten letztlich nur wichtig, mit Yellen ein weiteres Obama-Erbstück zu beseitigen, möglichst ohne die geldpolitische Richtung zu ändern und die Wirtschaft zu verunsichern. Das ist geschafft: Janet Yellen geht, aber ihre Politik wird unter dem Nachfolger Powell wohl bestehen bleiben - zur Erleichterung der Märkte.

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