Welche Waffen liefert Deutschland der Ukraine?
3. Dezember 2024Deutschland hat von Beginn des Krieges an zahlreiche leichte Waffen und Ausrüstung an Kyiv geschickt. Bei schweren Waffen wie Kampfpanzern hat Bundeskanzler Olaf Scholz lange gezögert, aber längst hat die Ukraine auch die bekommen. Noch immer wartet sie aber auf den Marschflugkörper Taurus. Im Gegensatz zu den USA, Großbritannien und Frankreich, die ähnliche Lenkwaffen an die Ukraine geliefert und ihr ausdrücklich erlaubt haben, damit auch Ziele in Russland anzugreifen, zieht Scholz beim Taurus eine rote Linie. Hier eine Liste der bisherigen deutschen Lieferungen der wichtigsten Waffensysteme (Zahlen über gelieferte Stückzahlen nach Statista, Stand: November 2024):
Kampfpanzer Leopard 2 und Leopard 1
Der Leopard 2 ist ein Vorzeigeobjekt deutscher Rüstungsproduktion. Er wird seit 1978 in Serie gebaut und wurde seitdem vielfach verbessert. In der Bundeswehr ist eine Ablösung erst für 2030 vorgesehen. Gerade durch den großen Exporterfolg des Panzers der Firma Krauss-Maffei Wegmann existieren sehr viele unterschiedliche Versionen, die jeweils an die besonderen Anforderungen der Käufer angepasst wurden. Auch das Vorgängermodell Leopard 1 ist sehr oft verkauft worden und leistet nach wie vor in vielen Armeen der Welt Dienst.
Sein Zweck ist die Abwehr feindlicher Panzerverbände. Der Leopard 2 hat eine 120-mm-Kanone, mit der er auch in Fahrt stehende oder bewegliche Ziele angreifen kann. Auch bei Fahrt in unebenem Gelände bleibt die Kanone auf das Ziel gerichtet. Der Leopard kann mit einer Zusatzausrüstung bis zu vier Meter tiefe Gewässer durchfahren. Der 1500-PS-starke und mehr als 60 km/h schnelle Panzer ist ein Schwergewicht. Seine mehr als 60 Tonnen sind immer wieder ein Problem für Brücken. Die Bundesregierung hat der Ukraine bisher 18 Leopard 2 und 88 Exemplare des älteren Leopard 1 überlassen.
Flakpanzer Gepard
Der Gepard ist ein Flugabwehrkanonen- oder kurz Flakpanzer. Er hat 35-mm-Zwillingskanonen. Er wird gegen Flugzeuge und Hubschrauber in bis zu 3500 m Höhe, aber auch gegen leichtgepanzerte Bodenziele wie Schützen- und Transportpanzer eingesetzt. Daran wird deutlich, dass der Gepard sowohl als Verteidigungs- als auch als Angriffswaffe eingesetzt werden kann.
Der Gepard wurde 1976 eingeführt und war lange ein Eckpfeiler der Flugabwehr des Heeres der Bundeswehr, aber auch des niederländischen und belgischen Heeres. Doch in diesen Ländern wurde der Gepard schon vor rund 20 Jahren ausgemustert, in Deutschland der letzte 2012. Als einziges NATO-Land nutzt Rumänien den Gepard noch. Die deutschen Modelle für die Ukraine, bislang 55 Stück, mussten erst wieder einsatzfähig gemacht werden.
Panzerhaubitze 2000
Sie ist ein gepanzertes, selbstfahrendes Artilleriegeschütz des Kalibers 155 mm. Die 60 im Munitionsmagazin gelagerten Geschosse können mit einer Feuerrate von drei Schuss in zehn Sekunden abgefeuert werden. Ziele können noch in 40 km Entfernung zerstört werden. Die Firmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall lieferten die ersten Haubitzen 1998 an die Bundeswehr aus und stellen das Modell in weiterentwickelter Form weiterhin her.
Die Panzerhaubitze 2000 muss im Gegensatz zum Kampfpanzer Leopard zum Feuern stehen, sie ist daher einem Kampfpanzer im direkten Duell klar unterlegen. Sie kann aber nach dem Feuern sofort eine erneute Tarnstellung beziehen und damit Gegenfeuer ausweichen. Sie soll motorisierten Verbänden folgen und ihnen Feuerunterstützung geben.
Die Haubitze war bei Einsätzen 2006 und 2007 in Afghanistan in Verbindung mit Luftunterstützung erfolgreich. Die Ukraine hat bisher 24 Haubitzen von Deutschland bekommen.
Schützenpanzer Marder
Schützenpanzer transportieren Infanterietruppen ins Gefecht, geben ihnen Feuerunterstützung, und Schützen feuern aus ihnen heraus. Sie sind daher besonders vielseitige Militärfahrzeuge. Der Marder bietet Platz für sechs oder sieben Schützen. Er besitzt eine 20-mm-Maschinenkanone und - optional - Lenkflugkörper vom Typ Milan gegen Boden- wie Luftziele. Er besitzt zum Schutz gegen ABC-Waffen eine Schutzbelüftungsanlage und kann durch eine Tauchhydraulik bis zu zwei Meter tiefe Gewässer durchfahren.
Mit seiner Indienststellung 1971 ist der Marder noch älter als der Gepard und wird in Deutschland nach und nach durch das Nachfolgemodell Puma ersetzt. Trotzdem ist der Marder nach wie vor in der Bundeswehr und in einer Reihe anderer Armeen im Einsatz und hat sich auch im Kosovo und Afghanistan bewährt. Möglich wurde das durch fortwährende Verbesserungen des Panzers, im Militärjargon Kampfwertsteigerungen. Gelieferte Stückzahl bisher: 140.
Luftverteidigungssystem Patriot
Das Flugabwehrraketensystem Patriot der US-Hersteller Raytheon und Lockheed bekämpft Flugzeuge, taktische Raketen und Marschflugkörper. Mit diesem bodengestützten Flugabwehrraketensystem können bis zu fünf Ziele gleichzeitig bis zu einer Entfernung von 68 Kilometern bekämpft werden. Die Abwehrraketen werden von einem LKW aus gestartet und erreichen vierfache Schallgeschwindigkeit. Patriot wird seit seiner Einführung 1984 in zahlreichen Streitkräften einschließlich der Bundeswehr eingesetzt. Der erste Einsatz der Patriots in einem Kampfgebiet erfolgte durch die USA während des Zweiten Golfkrieges von 1991 gegen den Irak.
Patriot ist teuer. Ein einziges System ohne Raketen kostet mehrere hundert Millionen US-Dollar, jede einzelne Abwehrrakete weitere drei bis acht Millionen Dollar. Wegen des hohen Preises der Raketen lohnt sich der Einsatz nur bei sogenannten Hochwertzielen; ein Einsatz zum Beispiel gegen Kampfdrohnen wäre Verschwendung. Bisher wurden drei Einheiten an die Ukraine geliefert.
Luftverteidigungssystem IRIS-T
IRIS-T ist ein bodengestütztes mobiles (auf einem LKW montiertes) Flugabwehrraketensystem des deutschen Herstellers Diehl, aber in multinationaler Zusammenarbeit. IRIS-T ist ein relativ neues System, es wurde erst 2022 indienstgestellt, also erst im Jahr des Kriegsbeginns in der Ukraine. Die Reichweite der Abfangraketen beträgt 40 Kilometer. Das System dient der Abwehr von Hubschraubern, Flugzeugen, unbemannten Luftfahrzeugen wie Drohnen, Marschflugkörpern und Kurzstreckenraketen.
Ein Vorteil von IRIS-T ist seine große Mobilität: Alle Komponenten sind auf standardisierten 20-Fuß-Containern montiert und lassen sich somit von Lastwagen, auf Eisenbahnwaggons und Schiffen und sogar von Transportflugzeugen wie der C-130 Hercules oder dem Militär-Airbus A400M transportieren. Bisher wurden neun Systeme an die Ukraine geliefert.
Fliegerfaust Stinger
Die Stinger ist eine schultergestützte, infrarotgelenkte Boden-Luft-Rakete, die seit 1980 in den USA von Raytheon, schon lange aber auch in Europa hergestellt wird, darunter in Deutschland. Nach der Zielerfassung - ein Kampfflugzeug oder -hubschrauber - und dem Abfeuern durch den Schützen verfolgt die Rakete ihr Ziel selbsttätig bis in eine Entfernung von rund 4000 Metern. Der Gefechtskopf explodiert leicht zeitverzögert nach dem Aufschlag, meist auf den Treibstofftank, und erhöht damit die Wirkung.
Stingers haben sich als äußerst effektive wie einfach zu bedienende Waffe erwiesen. Vor allem während der sowjetischen Besetzung Afghanistans haben von den USA ausgerüstete afghanische Kämpfer zahlreiche sowjetische Flugzeuge und Hubschrauber abgeschossen. 500 Stinger hat Kyiv seit Kriegsbeginn von Deutschland erhalten.
Panzerfaust
Bei der Bundeswehr und anderen nationalen Streitkräften wird die Standard-Panzerfaust 3 zur Panzerabwehr verwendet, hergestellt seit 1992 von der Firma Dynamit Nobel in Deutschland. Sie wird von der Schulter gegen stehende Ziele bis zu 400 Meter Entfernung und fahrende Ziele bis zu 300 Meter Entfernung abgefeuert. Sie kann bis zu 300 mm Panzerstahl durchdringen und, als Bunkerfaust mit anderer Munition, bis zu 240 mm Stahlbeton.
Nach Angaben der Bundesregierung hat Deutschland der Ukraine bereits zu Beginn des Krieges mehrere tausend Panzerfäuste geliefert.
Aufklärungsdrohne Vector
Drohnen sind im Laufe des Krieges immer wichtiger geworden. Doch während Russland und die Ukraine gegeneinander Kampfdrohnen einsetzen, liefert Deutschland der Ukraine Aufklärungsdrohnen, zum Beispiel solche vom Typ Vector. Diese Drohne des deutschen Herstellers Quantum Systems ist ein Starrflügler mit knapp drei Metern Spannweite, drei Rotoren und einem Rumpf aus karbonfaserverstärktem Kunststoff.
Bis zu zwei Stunden kann die Aufklärungsdrohne in der Luft bleiben und dabei eine Fläche von 700 Hektar abfotografieren. 368 dieser Drohnen hat die Ukraine bisher von Deutschland bekommen.
Dieser Text erschien erstmals am 10.5.2022 und wurde umfassend aktualisiert.