"Der Aufstieg Skywalkers" lohnt sich, sagt unsere Rezensentin. Inhaltlich wie visuell kommen die Fans auf ihre Kosten. Aber ist die letzte Folge der letzten Star-Wars-Trilogie auch das endgültige Ende der Geschichte?
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Zwei Stunden und 20 Minuten bis zum letzten Wort. Die Geschichte ist zu Ende. Der dritte Teil der letzten Star-Wars-Trilogie ist eine Menge Film, vollgestopft mit Action, Tempo, Witz, überraschenden Wendungen - und Antworten. In den USA wurde der Film bereits vor zwei Tagen gezeigt, viele Reaktionen gibt es schon - die meisten von ihnen sind begeistert.
Was sicher auch an der Regiearbeit von J.J. Abrams liegt. Der hatte nach dem fulminanten "Star Wars VII: Das Erwachen der Macht" (2015) den Regiesessel an Rian Johnson übergeben, der der Saga in "Star Wars VIII: Die letzten Jedi" einen fast mystischen und schwermütigen Twist verpasst hatte. Da sind am Ende eine Menge Fragen offen geblieben: Wer sind die beiden Hauptfiguren im Kampf zwischen Gut und Böse, Rey und Kylo Ren, wirklich? Wessen Kind ist Rey? Ist sie ein Jedi oder glaubt sie das nur? Und wer steht wirklich hinter der bösen "Ersten Ordnung"?
J.J. Abrams hat den Staffelstab wieder übernommen und die Herausforderung angenommen, aus Johnsons Hinterlassenschaft einen stimmigen Weiterdreh zu kreieren, in dem sich Kreise schließen und die Fans zufrieden in die Nach-Star Wars-Ära entlassen werden.
Liebevoller Umgang mit den Charakteren
Abrams zeichnet die Figuren, denen Johnson bereits mehr Tiefe gegeben hatte, behutsam weiter. Das Zusammenspiel von Rey (Daisy Ridley mit weitaus mehr Mienenspiel als im letzten Teil), dem Piloten Poe (Oscar Isaac) und dem abtrünnigen Stormtrooper Finn (John Boyega) zeigt, dass die drei wirklich Freunde geworden sind; an ihrer Seite ist weiterhin der Wookie Chewbacca. Kylo Ren (intensiv gespielt von einem herausragenden Adam Driver), der dunklen Seite der Macht zugewandt, ist immer noch Reys Widersacher, im Geiste durch ein unsichtbares Band mit ihr verbunden - was zu mehreren spannenden Wendungen führt.
Carrie Fishers Wiederauferstehung
Eigentlich war geplant, dass Prinzessin Leia - oder richtig: General Leia Organa - in diesem Film eine zentrale Rolle übernehmen sollte. So wie in den vergangenen beiden Filmen ihre einstigen und nun um 30 Jahre gealterten Mitstreiter Luke Skywalker (Mark Hamill) und Han Solo (Harrison Ford). Doch Leia-Darstellerin Carrie Fisher ist 2016 gestorben.
Während sie "Die letzten Jedi" schon abgedreht hatte, stand sie für das Finale nicht mehr vor der Kamera. Dass sie trotzdem zu sehen sein würde, wurde im Vorfeld schon bekannt. Allerdings haben Disney und Abrams sie nicht durch Computer wiedererweckt, sondern bisher unbenutztes Drehmaterial aus den vergangenen Filmen verwendet. Das ist Abrams gut gelungen. Auch wenn sie nur wenige Minuten zu sehen ist - Leia ist zweifellos noch immer die zentrale Figur des Widerstands gegen die finstere "Erste Ordnung", die mit schlimmsten Mitteln versucht, die Gewalt über die Galaxie an sich zu reißen.
Zehn tote Stars, die schon vor James Dean wiederbelebt wurden
Mit Computereffekten lassen sich Filme vervollständigen, deren Stars mitten im Dreh starben. Sogar längst verstorbene Ikonen wie Audrey Hepburn oder Bruce Lee wurden für umstrittene Werbespots zu neuem Leben erweckt.
Bild: Imago Images/Lucasfilm
Carrie Fisher in "Star Wars"
Damit Prinzessin Leia trotz Carrie Fishers Tod 2016 in der neunten "Star Wars"-Episode auftreten konnte, hat man unveröffentlichte Aufnahmen der Schauspielerin verwendet, die für "Das Erwachen der Macht" und "Die letzten Jedi" gedreht worden waren. So entstand eine Hommage an die Schauspielerin, die von Beginn an Teil der Serie war. Der letzte Teil des Film-Epos kommt im Dezember 2019 ins Kino.
Bild: Imago Images/Lucasfilm
Peter Cushing in "Rogue One: A Star Wars Story".
Cushing trat 1977 im ersten Star Wars-Film als "Imperial Officer" Grand Moff Tarkin auf. Der 1994 Verstorbene lebte 2016 für "Rogue One: A Star Wars Story" wieder auf - neben einer 19-jährigen Carrie Fisher. Beide Charaktere erstanden computergeneriert; fremde Schauspieler liehen ihnen ihre Körper. Das löste eine ethische Debatte aus: Soll man längst verstorbene Schauspieler wiederbeleben?
Bild: Imago Images/Mary Evans/Lucasfilm
Philip Seymour Hoffman in "Die Tribute von Panem: Mockingjay"
Die meisten von Philip Seymour Hoffmans Szenen für die zwei Teile von "Die Tribute von Panem: Mockingjay" waren gedreht, bevor er 2014 an einer Überdosis starb. Gerüchten zufolge sollten die übrigen digital erschaffen werden. Da aber das nuancierte Auftreten des Schauspielers nicht von einem PC generiert werden konnte, wurde das Skript umgeschrieben. Nur wenige Einstellungen sind nun animiert.
Bild: Imago Images/Prod.DB
Oliver Reed in "Gladiator"
Der englische Schauspieler starb an einem Herzinfarkt - inmitten der Dreharbeiten zu Ridley Scotts "Gladiator" (2000). Auch hier wurde das Skript überarbeitet und einige wichtige Szenen wurden durch Animationen existierender Einstellungen von Reed erzeugt. Posthum wurde Reed für die Rolle des Antonius Proximo mit einem BAFTA Award geehrt.
Bild: Imago Images/Mary Evans/Dreamwork
Roy Scheider in "Iron Cross"
Der Schauspieler, der als Polizeichef Martin Brody in "Der weiße Hai" (1975) bekannt wurde, starb vor Ende der Dreharbeiten zu "Iron Cross" (2009). In seiner letzten Filmrolle besucht Scheider als New Yorker Polizeibeamter im Ruhestand und Holocaust-Überlebender seinen Sohn in Nürnberg. Die noch fehlende Szene schuf ein Mix aus traditioneller und neuer Methode: Maske plus Computeranimation.
Bild: picture-alliance/Newscom/J. Barrett
Audrey Hepburn in einer Schokoladenwerbung
Der Star zeitloser romantischer Komödien wie "Ein Herz und eine Krone" (1953) oder "Frühstück bei Tiffany" (1961) verkörpert kokette Eleganz: Ihre Filme beschwören die Nostalgie einer vergangenen Ära - perfekt, um ein Produkt zu bewerben. Eine junge Version der späten Hepburn wurde 2014 mit Computertechnik für eine Schokoladen-Werbung kreiert. Trotz aktueller Methode agierte sie aber roboterhaft.
Bild: picture-alliance/dpa/News Blitz Mailand
Bruce Lee in einem Whisky-Spot
Die Kampfsport-Legende, 1973 verstorben, wurde 2013 für eine Johnnie Walker Whisky-Werbung in China "erweckt". Für den im modernen Hong Kong spielenden Spot wurden Computereffekte und ein Lee ähnlich sehender Schauspieler eingesetzt. Die Fans waren schockiert. Nicht nur, weil der Spot eine blasse Version der Ikone zeigt, sondern weil es um Alkohol geht – von dem sich der Star stets fernhielt.
Bild: picture-alliance/United Archives/IFTN
Brandon Lee in "Die Krähe"
Bruce Lees Sohn verletzte sich tödlich am Set von "Die Krähe" – nur wenige Tage vor dem Ende der Dreharbeiten. Regisseur Alex Proyas entschied, die Arbeit am Film dennoch zu beenden. Lee wurde der erste tote Schauspieler, der durch Computertechnologie zum Leben erweckt wurde. Sein Stuntdouble übernahm und bekam im Nachhinein Lees Gesicht verpasst. Der Film von 1994 wurde ein Kultklassiker.
Bild: United Archives/IMAGO
Paul Walker in "Fast & Furious"
Etwa bei der Hälfte der Dreharbeiten zu "Furious 7" starb Paul Walker bei einem Autounfall. Nichtsdestotrotz wurden seine Szenen kunstvoll mit Hilfe von Computertechnologie vervollständigt. Pauls Bruder, Cody, ersetzte ihn. Später wurden dann die Gesichtszüge des 15 Jahre älteren Pauls eingebaut - in 260 Aufnahmen. Der Effekt ist ziemlich überzeugend.
Laurence Olivier in "Sky Captain and the World of Tomorrow"
Der britische Theaterschauspieler war bereits 13 Jahre lang tot, als er für den Retro-Science-Fiction-Film "Sky Captain and the World of Tomorrow" (2004) wiedererschaffen wurde. Sir Laurence Oliviers posthumer Filmcharakter des Dr. Totenkopf erscheint in Form eines körperlosen Kopfes. Alle Aufnahmen wurden existierenden Filmpassagen entnommen. Auch dieser Film wurde ein Kultklassiker.
Bild: Getty Images/J. Downing
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Manchmal ein bisschen zuviel
Bei aller Liebe sind Abrams dann doch hin und wieder die Pferde durchgegangen. Dem Film ist anzumerken, dass der Regisseur wirklich nichts, aber auch gar nichts vergessen - und gleichzeitig nochmal einen draufsetzen - wollte. Manche Szenen platzen schier aus den Nähten, und eine Figur wird dann doch ein wenig - im wahrsten Sinne des Wortes - überhöht.
Das trübt allerdings nicht die Wiedersehensfreude(n), die die Zuschauer und Fans der Saga immer wieder erleben dürfen. Und eins ist an dieser Stelle versprochen: Wer befürchtet hat, dass der Star-Wars-Saga ein ähnlich enttäuschendes Ende wie der Geschichte des Seriendauerbrenners "Game of Thrones" widerfährt, der darf beruhigt sein. Alles Weitere wäre an dieser Stelle ein Spoiler.
Ist jetzt wirklich alles zu Ende?
Nach 42 Jahren soll nun also wirklich Schluss sein mit Star Wars? Das mag man kaum glauben. Die Geschichte ist zwar zu Ende erzählt worden, aber irgendwie möchte man - vor allem als Star-Wars-Fan der ersten Stunde, der sozusagen mit der Saga aufgewachsen ist - noch nicht loslassen. Die gute Nachricht: Es soll bis 2026 zwei weitere Trilogien geben. Eine wird laut Disney-CEO Bob Iger der Regisseur von Star Wars VIII, Rian Johnson, schreiben. Für die andere waren die Macher von Game of Thrones, David Benioff und D.B. Weiss vorgesehen, die sind allerdings schon wieder abgesprungen. Konkreteres gibt es noch nicht.
In den vergangenen Jahren hat Disney versucht, die Fans mit Sequels bei der Stange zu halten: "Rogue One" (2016) war noch sehr erfolgreich, denn es fügte sich zeitlich und dramaturgisch gut in den Strang der Hauptsaga ein. Die "Geschichte des Han Solo" ("Solo: A Star Wars Story", 2018) dagegen floppte und ist bereits in Vergessenheit geraten. Weitere Einzelfilme wie "Boba Fett", "Obi-Wan Kenobi" oder "Yoda" klingen zwar reizvoll, sind aber erst mal auf Eis gelegt. Auf dem neuen Streamingdienst Disney+ werden einige Spin Off-Serien gezeigt. In einigen Ländern ist bereits im Novemner "The Mandalorian", bei und kommt die Serie am 31. März 2020 - dann startet Disney+ auch in Deutschland.