Auch im hohen Alter hat Colani noch verrückte Ideen. In den 1970er Jahren prägten seine Entwürfe die Designwelt in Deutschland. Nicht alles war praktikabel, vieles genial und extravagant. Seinen 90. feiert er nicht.
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Ohne Ecken und Kanten: Luigi Colanis Designwelt
Er blieb seinem Stil stets treu: Luigi Colanis Welt war rund und seine futuristischen, organischen Produkte sind längst Kultobjekte. Nun ist der Designer mit 91 Jahren gestorben.
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Protzige Sportwagen
Für Generationen von Designern war Colani ein Vorbild. Sein Name ist für viele unmittelbar verbunden mit spektakulären und futuristischen Entwürfen von Autos, Rennwagen, Lastwagen und Flugzeugen. Besonders charakteristisch: die geschwungenen Kotflügel dieses Cabrios, dem "Horch-Colani".
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Zeitlose Klassiker (1973)
Sein Lieblingsmaterial war Kunststoff, hochglanzpoliert, in starker Farbigkeit. In den 1970 Jahren gehörte der Berliner Designer Lutz "Luigi" Colani zu den stilprägenden Künstlern der internationalen Designbranche. Seine geschwungenen Entwürfe - immer mit abgerundeten Kanten - sind bis heute auf den ersten Blick als "Colani" zu erkennen.
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Modelle als Skulpturen
Schloss Harkotten, im westfälischen Münsterland, war ihm lange Werkstatt, Wohnort und Inspirationsquelle zugleich. Als erfolgreicher Industriedesigner konnte sich Luigi Colani den feudalen Lebensstil leisten. Im Park durften Besucher seine verrückten Entwurfsmodelle für Sportwagen, Möbel, Motorräder oder Skulpturen, wie dieses Werbemodell für den Reifenhersteller Goodyear, bewundern.
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Verwegene Formensprache
Luigi Colani, am 2. August 1928 in Berlin-Friedenau geboren, liebte für seine exklusiven Entwürfe die große Bühne. Sie war ihm von Kindheit vertraut, denn sein Vater arbeitete als Filmarchitekt, seine Mutter war Souffleuse bei Theaterregisseur Max Reinhardt. Um die Kreativität ihres Sohnes früh zu fördern, richteten ihm die Eltern statt eines Kinderzimmers eine Bastelkammer ein.
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Büroraum der Zukunft
Auf einem ehemaligen Steinkohle-Förderturm in Lünen befindet sich seit 1995 das Colani-Ei - auch "Ufo" genannt. Mit dem Objekt wollte der Künstler den Strukturwandel im Ruhrgebiet veranschaulichen. Das "Ufo" dient als Bürofläche und Business-Lounge mit Panorama-Blick. Die ehemalige Schachthalle am Fuß des Turms wird heute als Veranstaltungshalle genutzt.
Auch bei diesem Fernseher ist die organische Form unverkennbar. Im Bild stellte er eines seiner Fernsehmodelle auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin 1993 vor. Nicht immer waren seine extravaganten Produktentwürfe auch praxistauglich. Der Colani-Fernseher entwickelte sich aber zum Kultobjekt.
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Perfektes Design
Die ergonomisch geformte Spiegelreflexkamera von Canon nannte er selbst sein vielleicht bestes Produkt. Die Kamera brachte ihm viel Geld und Aufsehen ein. Auch seine Brillenmodelle waren Verkaufsrenner.
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Das Auge isst mit
Dieses schwarz-weißen Service - Cappuccinotassen, serviert auf dem dazu passenden Untersatz - bildet eine geschwungene Einheit, ganz im Stil des Designers. Neben Geschirr entwarf Colani auch komplette Küchen.
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Um seinen 90. Geburtstag macht Lutz "Luigi" Colani nicht viel Trara. Es soll weder ein großes Fest geben noch werden Reden geschwungen. "Party ist für Nichtse", findet die Design-Legende und verbringt den Tag stattdessen im engsten Kreis mit seiner Frau und einem Freund.
Colani war schon immer dickköpfig - und so ließ er sich auch von niemandem in seine Arbeit reinreden. Der Stardesigner entwarf nicht nur diverse Fortbewegungsmittel wie Autos, Lastwagen und Flugzeuge, sondern auch Möbel, Geschirr, Brillen, Kameras, Fernseher, Kleidung, Klos oder Küchen. "Ich bin ein erfolgreiches Schwein und habe riesige Chancen gehabt", sagt der Berliner über sich selbst.
Vielfältige Produktpalette
Sein Markenzeichen: runde, organische Formen. Ecken und Kanten konnte Colani noch nie etwas abgewinnen. "Meine Welt ist rund", betont er. Generationen junger Designer hat Colani mit seinem eindringlichen Stil geprägt.
Allerdings sind längst nicht alle seiner Entwürfe auch in Form gegossen worden. Etwa 70 Prozent, schätzt Colani selbst, seien als Skizze in der Schublade verschwunden. Insgesamt, glaubt der Designer, habe er rund 4000 Ideen auf Papier gebracht, manche seien Träume geblieben.
Der 90-Jährige arbeitet in seiner Werkstatt in Karlsruhe immer noch er an neuen Aufträgen, über die er nach eigenen Worten aber nichts Konkretes sagen darf. Ansonsten plant er, noch lange zu leben: "Ich entstamme einer Familie von Hundertjährigen, so Colani. "Warum sollte man sich mit dem Sterben beschäftigen, wenn das Leben so viele Fragen stellt, die noch unbeantwortet sind?"