46 Menschen hatten Glück - so viele wurden nach dem Erdbeben in Albanien bisher lebend geborgen. Es werden noch mehr Personen unter den Trümmern vermutet. Doch noch hat sich die Erde nicht beruhigt.
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Viele hatten die Nacht im Freien verbracht: aus Angst vor weiteren Beben oder weil ihre Häuser zerstört oder beschädigt sind. Die Zahl der Todesopfer ist unterdessen auf 27 gestiegen, wie das albanische Verteidigungsministerium mitteilte. Die Zahl der Verletzten bezifferte es auf 650.
Ministerpräsident Edi Rama erklärte den Mittwoch zum nationalen Trauertag. Staatliche Institutionen senkten die albanische Flagge auf halbmast. Außerdem kündigte Rama auf einer Regierungssitzung die Verhängung des Ausnahmezustands für die am schlimmsten betroffenen Regionen Tirana und Durres an.
Das Erdbeben hatte am frühen Dienstagmorgen den Westen des kleinen Balkanstaats erschüttert. In Tirana, der Hafenstadt Durres und einigen Landgemeinden stürzten Häuser ein, Menschen liefen in Panik auf die Straße. Das Institut für Geowissenschaften in Tirana und das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam gaben die Stärke des Bebens mit 6,3 an, die US-Erdbebenwarte (USGS) mit 6,4.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan rief während einer Rede bei einem Treffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit dazu auf, Albanien zu helfen. "Ich appelliere an die gesamte islamische Welt, Albanien zu unterstützen." Die Türkei habe unter anderem militärische Frachtflugzeuge und Nothilfeteams entsandt. Auch andere Länder hatten bereits Hilfe zugesagt, darunter, Serbien, Rumänien, Frankreich und Italien.
Die Erde bebt in Albanien
Ein besonders schweres Erdbeben hat den Balkanstaat Albanien erschüttert. Dutzende Häuser stürzten ein und begruben Menschen in den Trümmern. Die Erschütterungen waren bis nach Süditalien spürbar.
Bild: picture-alliance/AP Photo/H. Pustina
Schreck in den Morgenstunden
In den frühen Morgenstunden, um 03:54 Uhr, hat das stärkste Erdbeben seit Jahrzehnten Menschen in Albanien aus dem Schlaf gerissen. Gebäude stürzten ein, Leute liefen in Panik auf die Straßen. Besonders stark betroffen ist die Stadt Durres an der Westküste des Landes. Die Hafenstadt liegt rund 30 Kilometer westlich der Hauptstadt Tirana. Auch in Thumana, weiter nördlich, waren Schäden zu sehen.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Tote und Verletzte
Wie viele Menschen bei dem Erdbeben gestorben sind, ist noch unklar. Die albanische Regierung geht von mindestens 23 Toten aus. Etwa 600 Menschen wurden demnach verletzt. Allein in Tirana und Durres wurden nach Angaben von Gesundheitsministerin Ogerta Manasterliu 150 Menschen mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Bild: picture-alliance/AP Photo/H. Pustina
Ein eingestürztes Hotel
Mindestens drei Menschen sollen in dem zusammengestürzten Hotel "Vila Palma" in Durres ums Leben gekommen sein. Ein anderer Mann soll in der Stadt Kurbin in Panik aus einem Gebäude in den Tod gesprungen sein, berichtet das albanische Verteidigungsministerium.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Unterstützung durch die Armee
Das Verteidigungsministerium hat reagiert und 300 Soldaten nach Durres und Thumana geschickt, um bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten zu helfen. Nach Angaben einer Sprecherin werden noch immer Menschen unter den Trümmern vermutet. In Thumana suchten Angehörige, Soldaten und andere Rettungskräfte in den Trümmern eines fünfstöckigen Hauses nach Verschütteten.
Bild: Reuters/F. Goga
So schlimm wie nie
Es ist eines der stärksten Erdbeben in Albanien seit Beginn der Aufzeichnung. Das Institut für Geowissenschaften in Tirana und das Deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam beziffern die Stärke des Bebens auf 6,3. Erst im September war Albanien von einer Serie von Erdbeben erschüttert worden, diese waren aber mit Stärken von 4,4 bis 5,8 deutlich schwächer.
Bild: Getty Images/AFP/G. Shkullaku
In der ganzen Region spürbar
Diesmal war das heftige Beben nicht nur in Albanien spürbar. Auch in Nordmazedonien, Montenegro, im benachbarten Kosovo, in Serbien und Griechenland bebte die Erde. Selbst in Süditalien war das Erdbeben zu spüren. Der Mittelmeerraum gehört zu den aktivsten Erdbebenregionen Europas.
Bild: picture-alliance/AP Photo/H. Pustina
Hilfe von Nachbarn
Mehrere Länder der Region haben Rettungsteams zur Unterstützung nach Albanien geschickt. Darunter sind Rettungskräfte aus dem Kosovo, Italien und Griechenland. Der albanische Regierungssprecher Endri Fuga berichtet auf Twitter, dass die internationalen Teams in einer "beispiellosen Solidaritätsbekundung" von Freiwilligen unterstützt werden.
Bild: Press Office of Presidency
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Auf das Beben folgte eine Reihe weiterer Erschütterungen. Wenige Stunden später bebte die Erde in Bosnien mit der Stärke 5,4. Dort blieben in einigen Städten die Schulen geschlossen, aus Angst vor weiteren Nachbeben und da einige Gebäude beschädigt worden waren. An diesem Mittwochvormittag kam es zu einem Seebeben der Stärke 6,1 in der Ägais, wie die Erdbebenwarte in Athen mitteilte. Das Zentrum befand sich demnach 70 Kilometer unter dem Meeresboden. Die gesamte griechische Insel Kreta sei erschüttert worden, sagte Gouverneur Stavros Arnaoutakis. "Aber glücklicherweise sind keine Schäden bekannt."
Die Region an der Nordseite des Mittelmeers ist stark erdbebengefährdet, weil sich dort die afrikanische Platte unter die eurasische Platte schiebt. In Albanien hatte zuletzt im September die Erde gebebt. Bei der Serie schwächerer Erdstöße waren mehr als 100 Menschen verletzt und Hunderte Gebäude beschädigt worden.