Die indischen Gesundheitsbehörden schlagen Alarm. Mehr als zwei Drittel der Menschen tragen bereits antibiotikaresistente Keime in sich. Das liegt hauptsächlich daran, dass zu viele Antibiotika falsch eingesetzt werden.
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In Indien steigt die Verbreitung von Antibiotika resistenten Keimen stark an. Das berichtet Sebastian Manns, Korrespondent des ARD-Hörfunkstudios in Neu-Delhi undindische Medien am 5. Juni 2019.
Eine Studie der indischen Gesundheitsbehörden habe ergeben, dass zwei Drittel der Testpersonen Bakterien im Körper aufgewiesen haben, die nicht mehr auf die Behandlung durch Antibiotika reagieren.
In Deutschland liegt die Zahl laut Untersuchungen bei etwa zehn Prozent der Bevölkerung. In Europa soll es jährlich etwa 33.000 Todesfälle aufgrund von Antibiotika-Resistenzen geben.
Starker Einsatz in der Tiermast
Allerdings ist der Anteil bei Menschen, die in der Landwirtschaft – insbesondere die Tiermast – arbeiten deutlich höher, etwa bei 21 Prozent.
Das liegt daran, dass in der Tiermast häufig Antibiotika eingesetzt werden, um den Ausbruch von Epidemien zu vermeiden.
Auch in Indien trägt der steigende Fleischkonsum wahrscheinlich zur wachsenden Antibiotika-Resistenz bei.
Große Teile der indischen Bevölkerung sind aufgrund ihres Glaubens eigentlich Vegetarier. Mit zunehmendem Wohlstand nimmt allerdings auch der Appetit auf Fleisch zu.
Rezeptfrei, ohne ärztliche Anleitung
In Indien hat die rapide Ausbreitung resistenter Keime allerdings auch andere Gründe.
Die Autoren der Studie sehen einen zweiten wichtigen Grund darin, dass Antibiotika auch bei Menschen unsachgemäß und viel zu häufig eingesetzt werden.
Superbugs sind uns noch immer einen Schritt voraus. Multiresistente Bakterien wie Klebsiella pneumoniae verbreiten sich besonders in Krankenhäusern, so das Ergebnis einer neuen Studie des Universitätsklinikums Freiburg.
Bild: Imago/Science Photo Library
Klebsiella pneumoniae
Rund drei bis fünf Prozent der Bevölkerung tragen Klebsiella pneumoniae in sich, krank werden sie dank ihres Immunsystems nicht. Anders bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder akuten Infektionen. Die Folge: schwere Magen-Darm-Infektionen, Lungenentzündung, Blutvergiftung – je nachdem, wo sich das Bakterium einnistet. Klebsiella pneumoniae ist einer der gefährlichsten Krankenhauskeime.
Bild: Imago/Science Photo Library
Candida auris
Candida auris ist ein sich verbreitender Hefepilz. Gegen Fungizide, die bisher erfolgreich zur Bekämpfung von Candida Pilzen eingesetzt wurden, ist er bereits multiresistent. Er tauchte bisher auf fünf Kontinenten auf und war so schwer loszuwerden, dass einige Krankenhäuser schließen mussten, um ihn zu beseitigen.
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Pseudomonas aeruginosa
Dieses hochresistente Bakterium wurde von der WHO als eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit eingestuft. Außerdem ist es eines der häufigsten Krankenhauskeime. Es ist insbesondere für immungeschwächte Menschen gefährlich, doch auch gesunde Menschen können Ohr- oder Hautinfektionen bekommen, wenn sie mit ihm in Kontakt kommen.
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Neisseria gonorrhea
Gegen Tripper gibt es keinen Impfstoff, daher sind Antibiotika die einzige Option zur Behandlung der Infektion. Doch die sexuell übertragbare Krankheit ist zunehmend resistent gegen die Medikamente, die normalerweise bei der Therapie zum Einsatz kommen. Zwei Fälle von sogenannter Super-Gonorrhö wurden 2018 in Australien und zwei weitere Anfang 2019 in Großbritannien gemeldet.
Bild: picture alliance/BSIP
Salmonellen
Eine Infektion mit Salmonellen kann verschiedene Erkrankungen auslösen, etwa Typhus, Paratyphus oder Darmentzündungen. In den letzten Jahrzehnten ist ein hochansteckender, antibiotikaresistenter Stamm entstanden. In Asien und Afrika gibt es zum Beispiel immer wieder Epidemien der medikamentenresistenten Bakterien, die sich durch kontaminierte Lebensmittel oder durchs Wasser verbreiten.
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Acinetobacter baumannii
Dieser Erreger kommt häufig in Böden und Gewässern vor. Für gesunde Menschen ist er weitestgehend ungefährlich. Doch bei schwerkranken und schwachen Personen kann der Keim schwere Lungenentzündungen, Wundinfektionen und Blutvergiftungen (Sepsis) mit tödlichen Verläufen verursachen. Aus diesem Grund erleiden besonders Patienten auf Intensivstationen häufig Acinetobacter-Infektionen.
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Arzneimittelresistente Tuberkulose
Mycobacterium tuberculosis ist eine der weltweit häufigsten Infektionskrankheiten mit mehr als 1,7 Millionen Todesfällen pro Jahr. Es wird geschätzt, dass bis zu sechs Prozent aller neuen Tuberkulose-Fälle weitgehend medikamentenresistent sind und nicht mehr auf die wirksamsten Behandlungsmethoden reagieren.
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Die Behörden befürchten dass zahlreiche Krankheiten einen deutlich gefährlicheren Verlauf nehmen könnten, wenn sie nicht mehr mit einem Antibiotikum behandelt werden können.
Indien gilt als einer der größten Absatzmärkte für Antibiotika weltweit. Das Gesundheitssystem ist allerdings schlecht ausgebaut. Medikamente werden häufig ohne ärztliche Beratung eingenommen. Außerdem gibt es Antibiotika rezeptfrei.
In Deutschland hingegen sind Antibiotika verschreibungspflichtig. Ärzte achten darauf, dass Patienten diese über einen längeren Zeitraum einnehmen, um zu verhindern, dass die Medikamente bei einer Linderung der Beschwerden zu früh abgesetzt werden und Bakterien dann die Möglichkeit haben, Resistenzen zu entwickeln.
Viele Menschen in Indien setzen Antibiotika auch ein, um leichte Krankheiten wie Erkältungen mit ihnen zu bekämpfen. Gegen solche meist viralen Infektionen helfen Antibiotika aber gar nicht.
Diese Situation führt nach Meinung der Forscher dazu, dass Indien zu einem Brennpunkt für Antibiotikaresistenz geworden ist.
Keime lauern überall. Aber die meisten nicht unbedingt dort, wo man sie am ehesten vermuten würde. Klicken Sie sich durch unsere Bakterien und Schimmel-Paradiese aber erschrecken Sie nicht!
Bild: Colourbox
Es geht um die Art der Keime
Nicht alle Keime sind gleich gefährlich. Bei Salmonellen, die etwa durch verdorbene Eier übertragen werden, muss ein gesunder Mensch gut 1000 schlucken, um krank zu werden. Bei Legionellen, die im feuchtwarmen Klima von Warmwasser-Anlagen entstehen, reichen bereits weniger als 100 eingeatmete Keime aus. Auch saubere Luft enthält schon hunderte von Bakterien und Pilzsporen.
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Stilles Örtchen ist meist sauberer als gedacht
Auf einem Quadratzentimeter Toilettensitz befinden sich im Durchschnitt weniger als zehn Keime. Damit ist die Toilette einer der saubersten Orte schlechthin. Selbst manche Fensterscheibe ist stärker mit Keimen und Pilzen belastet, denn die wird nur einmal im halben Jahr gereinigt. Das WC hingegen in der Regel mehrmals die Woche.
Viel schlimmer sieht es am Arbeitsplatz aus: Ein durchschnittlicher Schreibtisch enthält über 3000 Mikroben pro Quadratzentimeter - 400 mal mehr als ein Toilettenbecken. Am verkeimtesten ist die Computertastatur. Denn hier hat der Dreck beste Bedingungen um sich zwischen den Tasten und in den Ritzen festzusetzen. Über 10.000 Keime pro Quadratzentimeter sind an machen Tastaturen keine Seltenheit.
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Geld stinkt doch
Geldscheine und Münzen wandern von Hand zu Hand. Bis zu 3000 verschiedene Keime haben New Yorker Forscher auf Geldscheinen genetisch identifiziert. Mit sensiblen Messmethoden kann man an den meisten Scheinen sogar Spuren von Kokain finden - weil sie gerne zum Schnupfen genutzt werden. Verkäufer sollten jedenfalls nie Lebensmittel und Geld nacheinander berühren.
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Brutkasten für Schimmelpilze
Auch der vermeintlich saubere Kühlschrank enthält eine Vielzahl von Keimen. Das feuchte Klima und vorhandenes Fett und Zucker sind jedenfalls ideal für Schimmelpilze. Die finden auch bei regelmäßiger Reinigung noch irgendwo eine Nische - etwa hinter den Gummiabdichtungen der Türen.
Bild: BilderBox
Risikogebiet Krankenhaus
Besonders in Krankenhäusern muss penibel auf Handhygiene geachtet werden. Denn hier kann die Ausbreitung resistenter Bakterien schnell tödlich enden. Deshalb stehen in vielen Krankenhäusern - neben den Waschbecken mit Seife - auch Spender mit antibakterieller Lösung bereit. Vor dem Besuch beim Patienten heißt es dann: Hände desinfizieren.
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Gefährlicher Übeltäter
"Methicilin resistenter Staphylokokkus aureus" (MRSA) nennt sich dieser hochgefährliche Keim. Die bekannten Antibiotika wirken hier nicht mehr. Auch ohne Nahrung kann der hartnäckige Eitererreger sieben Monate lang überleben - auf dem Fußboden, dem Tisch, am Bett, auf der Haut und natürlich auch auf den vielen Türklinken.
Bild: picture-alliance/dpa/NIAID
Kupfer gegen Keime
Eine Klinik in Harburg hat nun ein erfolgversprechendes Experiment gestartet, um die Keimbelastung an Türklinken zu verringern. Die Bakterien mögen nämlich Kupfer nicht. Die Keimanzahl hatte sich um etwa die Hälfte verringert. Das soll aber kein Ersatz fürs Händewaschen sein, denn es bleiben noch immer genug Keime übrig.
Bild: Asklepios Kliniken GmbH
Bitte nicht zu unfreundlich
Sollen wir jetzt aufhören Hände zu schütteln? Im Krankenhaus wäre das vielleicht eine gute Idee, aber ansonsten wäre diese Vorsichtsmaßnahme übertrieben. Besser ist es da, auf ein gutes Maß an Hygiene zu achten: Immer wieder Hände waschen, regelmäßig Maus und Tastatur reinigen, nach dem Bezahlen nicht gleich das Essen anfassen und den Kühlschrank öfters mal auswischen!