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Start für ersten CO2-Speicher unter Nordsee

8. März 2023

Der dänische Kronprinz hat eine riesige Speicheranlage für Kohlendioxid unter dem Meeresgrund eingeweiht. Auch Deutschland will im Kampf gegen den Klimawandel in Zukunft auf die Lagerung von CO2 setzen.

Dänemarks Kronprinz Frederik hält die Eröffnungsrede für das Projekt "Greensand"
Dänemarks Kronprinz Frederik hält die Eröffnungsrede für das Projekt "Greensand"Bild: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix/picture alliance

"Heute schlagen wir ein neues Kapitel für die Nordsee auf, ein grünes Kapitel", sagte Dänemarks Thronfolger Frederik bei der Einweihungsfeier für das "Greensand"-Projekt in der Hafenstadt Esbjerg. Auf dem - gut 200 Kilometern entfernten - ausgeförderten Ölfeld "Nini West" zwischen Dänemark und Norwegen soll in Zukunft CO2 eingelagert werden, um dem Klimawandel entgegenzuwirken.

Das Schiff Auroa Storm bringt für "Greensand" zukünftig flüssiges CO2 zur Pipeline in der NordseeBild: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix/picture alliance

BASF-Tochter Wintershall Dea und Chemiekonzern Ineos beteiligt

Beteiligt an dem Projekt sind die BASF-Tochter Wintershall Dea und der britische Chemiekonzern Ineos. Nach Angaben von Wintershall handelt es sich bei "Greensand" um die weltweit erste grenzüberschreitende Offshore-CO2-Einspeicherung, die explizit den Zweck hat, den Klimawandel zu mindern. "Wir zeigen, dass der Transport und die Einspeicherung von CO2 sicher und zuverlässig über Ländergrenzen hinweg möglich ist und schon in naher Zukunft einen Beitrag zu einer dekarbonisierten Zukunft leisten kann", betont Wintershall-Dea-Chef Mario Mehren.

Auch EU- Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen setzt große Hoffnungen in "Greensand": "Dies ist ein großer Moment für den grünen Wandel in Europa."

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht "grünen Wandel" für EuropaBild: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix/picture alliance

Zunächst ist in einer Pilotphase bis April geplant, bis zu 15.000 Tonnen verflüssigtes Kohlendioxid aus Belgien rund 1800 Meter in die Tiefe zu pumpen und dort einzulagern. Das entspricht rund zehn Prozent der Gesamtemissionen Dänemarks. Das CO2 soll laut von der Leyen in Zukunft auch in Deutschland aufgefangen und im Hafen von Antwerpen auf Schiffe verladen werden.

Ohne Carbon Capture and Storage keine Klimaneutralität

Die Technologie dahinter nennt sich Carbon Capture and Storage (CO2-Abscheidung und -Einlagerung), kurz CCS. Dabei wird Kohlenstoffdioxid, der bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht, zunächst eingefangen und dann gespeichert. Dadurch soll verhindert werden, dass das CO2 in die Atmosphäre gelangt und zum Voranschreiten des Klimawandels beiträgt.

Unter der Offshore-Plattform Nini-West soll das CO2 eingelagert werdenBild: INEOS Energy/dpa/picture alliance

Bislang ist die Speicherung von Kohlendioxid in Deutschland laut Gesetz nur zur Erforschung, Erprobung und Demonstration in begrenztem Ausmaß erlaubt. Dies möchte die Bundesregierung jedoch in Zukunft ändern, um eine Nutzung von CO2 zu regeln sowie Hindernisse für dessen Export abzubauen. Ein wichtiges Zielland für deutsche CO2-Exporte wäre Norwegen.

Holger Lösch, der stellvertretende Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), sagte, dass die CCS-Technologie unerlässlich sei, wenn Deutschland die Klimaneutralität erreichen wolle.

Kritiker warnen vor "Scheinlösung"

Unter Umweltverbänden und Klimaschützern ist die Technologie allerdings umstritten. Kritiker warnen vor einer "Scheinlösung" für den Klimawandel, die das globale Grundproblem zu hoher CO2-Emissionen nicht beseitigen könne. Die Verflüssigung und Einspeicherung von CO2 selbst sei schon sehr energieintensiv, und es könnten Gefahren durch undichte Lagerstätten drohen. Die Kritiker fürchten außerdem, dass die Technologie den Ehrgeiz beim Klimaschutz und beim Ausbau erneuerbarer Energien dämpft.

"Ausgediente Ölfelder in der Nordsee sind kein Ort für die Entsorgung von CO2-Müll", betonte Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. Das Klimaproblem lasse sich nur durch eine drastische Reduzierung der Emissionen an der Quelle lösen.

fwü/sti (dpa/afp)

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