Vettel holt Pole Position
13. November 2010Ein Titel ist Sebastian Vettel schon vor dem letzten Grand Prix des Jahres an diesem Sonntag (13.11.2010) in Abu Dhabi nicht mehr zu nehmen: der des Trainingsweltmeisters. Der 23 Jahre alte Red-Bull-Pilot sicherte sich in der Qualifikation für das 19. Saisonrennen seine zehnte Pole Position. Vettel setzte sich bei der Zeitenjagd auf dem Wüstenkurs vor dem Briten Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes und WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Ferrari durch. Vierter wurde der entthronte Weltmeister Jenson Button im zweiten McLaren-Mercedes. Vettels Teamkollege bei Red Bull, der WM-Zweite Mark Webber aus Australien, fuhr auf den fünften Rang. Die beiden Mercedes-Piloten Michael Schumacher und Nico Rosberg landeten auf den Positionen acht und neun. Die Platzierungen der anderen deutschen Fahrer: Adrian Sutil wurde im Force-India 13., Nick Heidfeld im Sauber 14., Williams Pilot Nico Hülkenberg 15., und Timo Glock landete im Virgin auf dem 21. Rang.
Rechenspiele
"Nicht rechnen, nur fahren!" So formulierte Sebastian Vettel seine Strategie für das alles entscheidende letzte Saisonrennen. Die Strecke liegt dem deutschen Red-Bull-Piloten. 2009 gewann Vettel dort. Doch ein Sieg allein reicht dem 23-Jährigen nicht, um den Titel zu holen und damit jüngster Weltmeister aller Zeiten zu werden. Ferrari-Pilot Alonso dürfte gleichzeitig nur maximal Fünfter werden. Es muss also doch gerechnet werden.
In der Gesamtwertung führt der Spanier Alonso mit 246 Punkten vor Webber (238), Vettel (231) und Lewis Hamilton (222). Gewinnt Alonso das Rennen oder wird Zweiter, macht er seinen dritten WM-Titel nach 2005 und 2006 perfekt. Webber ist Weltmeister, wenn er als Erster über den Zielstrich rollt und Alonso maximal Dritter wird. Und selbst Hamilton hat noch geringe Chancen auf den Gesamtsieg. Dafür müsste der Weltmeister von 2008 siegen, Alonso dürfte höchstens Elfter, Webber maximal Sechster und Vettel bestenfalls Dritter werden.
Ecclestone liebäugelt mit Red-Bull-Erfolg
WM-Spitzenreiter Alonso versprühte Optimismus. Er sei zu hundert Prozent sicher, dass er sich den Titel hole, sagte der Spanier. Und Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali versprach: "Wir wissen, was wir zu tun haben. Wir werden alles bis ins kleinste Detail vorbereiten."
Die Italiener haben Routine im Titelsammeln: 15 Mal stellte Ferrari den Weltmeister, 16 Mal holte der Rennstall den Konstrukteurstitel. Der ist diesmal allerdings schon vor dem letzten Saisonrennen vergeben: Red Bull ist nicht mehr von der Spitzenposition zu verdrängen. Ginge es nach Formel-1-Chef Bernie Ecclestone, würde sich das Team auch den anderen Titel sichern. "Wenn ich mein Herz sprechen lasse, hätte ich am liebsten einen Red-Bull-Fahrer als Weltmeister", meinte der 80-Jährige.
Kollegen ja, Freunde nein
Eine Teamorder aus der Box kommt nach den Worten von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz nicht in Frage. "Ein zweiter Platz unter korrekten Voraussetzungen ist oft wertvoller als ein erster auf Kommando und Bestätigung", sagte der österreichische Milliardär. Dicke Freunde sind seine beiden Fahrer ohnehin nicht. Webber sprach kürzlich von einem "professionellen, aber sehr distanzierten Umgang" mit Vettel. Der Deutsche äußerte sich ähnlich. Doch würde er seinen Teamkollegen Webber nicht doch vorbeilassen, wenn er selbst keine Chance mehr auf den Titel hätte? "Das ist etwas, über das wir nachdenken würden", räumte Vettel ein. So oder so ist sich der derzeit beste deutsche Formel-1-Fahrer aber sicher: "Jetzt kommt die große Show."
Autor: Stefan Nestler (mit dpa, sid)
Redaktion: Wolfgang van Kann