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Startschuss für 5G in Südkorea

Fabian Kretschmer
5. April 2019

Südkorea startet als erstes Land der Welt die neue Generation des mobilen Internets. 5G wird von der Telekommunikationsbranche als revolutionär vermarktet. Fabian Kretschmer aus Seoul.

Südkorea 5G-Netzwerke
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Young-Joon

Bei den Feierlichkeiten zum 5G Start wollte keiner von Südkoreas Telefonanbietern hinterherhinken. Der Branchenriese SK Telecom hat um 8 Uhr morgens auserlesene Kunden und Presse eingeladen, Erzrivale Korea Telecom setzte ein 5G Festschmaus bereits um sieben an.

Niemand wollte zu spät sein, wenn die nächste Generation des mobilen Internets landesweit verfügbar wird. Zwar wurde die Markteinführung des Breitbandnetzes bereits am Mittwochabend verkündet, aber erst mit Freitag erscheint mit dem Samsung S10 5G das erste kompatible Smartphone in Korea, das als Endgerät das 5G-Netz nutzen kann. Dieses schlägt mit umgerechnet über 1100 Euro recht teuer zu Buche. Dementsprechend wurden zunächst erst 70.000 Stück angeboten. Aber schon jetzt ist es klar, dass die Nachfrage deutlich größer ist.

Remote Cockpit der Korea Telekom auf dem Mobile World Congress 2019Bild: picture-alliance/dpa/C. Margais

5G als Datenautobahn

Bei 5G handelt es sich um die neueste Generation des mobilen Internets. Die Branche schreibt die Technik als "Lichtsprung" in Sachen Geschwindigkeit und Konnektivität hoch. Sie wird als einer der Schlüsselfaktoren für die vernetzte Industrieproduktion der Zukunft angesehen, die in Deutschland als "Industrie 4.0" bekannt ist.

Südkoreanische Medien benutzen die Metapher einer Datenautobahn: Würden wir derzeit mit der 4G noch auf einer Einbahnstraße surfen, biete 5G nun 10 Überholspuren. Tatsächlich hat 5G das Potenzial, hundertmal schneller als das derzeit vorherrschende LTE/4G zu sein. Doch die bestehende Infrastruktur von heute schöpft die technischen Möglichkeiten von 5G nur zu einem Fünftel aus. 

Und dennoch ist der digitale Startschuss in Südkorea als erstes Land der Welt vor allem symbolisch wichtig: "Als Markteinführer prägt man die öffentliche Wahrnehmung", sagt Sanjeev Rana von der Investmentgruppe CLSA Korea, "Südkorea hatte bereits bei 4G die Nase vorn. Dementsprechend wichtig war es für das Land, seinen Status als führende Hightech-Nation zu behalten."

Wie sich das für Privatkunden auswirkt, demonstriert Südkoreas größter Anbieter SK Telecom in seiner Seouler Firmenzentrale, die treffenderweise wie ein überdimensionales Smartphone in die Skyline ragt. In der Lobby des Wolkenkratzers haben sich Hunderte Journalisten versammelt. Als CEO Park Jeong-ho die Bühne betritt, ist diese in eine Art felsige Mondlandschaft umgewandelt. Die Botschaft ist klar: 5G ist wie die Mondlandung ein großer Schritt für die Menschheit.

Demonstration der firmeneigene Applikation "Real 360" von SK Telekom Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Young-Joon

360 Grad in Echtzeit

Das Netz von SK Telecom deckt bereits 85 Städte und Ortschaften ab, 34.000 Basisstationen wurden installiert. Bis Ende des Jahres hofft man auf eine Million Abonnenten für die 5G-Dienstleistungen, die monatlich zwischen 30 und 100 Euro kosten werden.

"Mit 5G werden Sie die Welt sehen, wie Sie sie noch nie zuvor gesehen hatten", verspricht Lee Pil-jae, Marketingchef von Korea Telecom. Damit meint er etwa die firmeneigene Applikation "Real 360", bei der die Nutzer bei Videostreaming in Echtzeit ihren Blickwinkel am Touchscreen um 360 Grad drehen können. Einsetzen lässt sich das etwa beim Formel-1-Rennen. Wenn der Pilot eine 360-Grad-Kamera trägt, kann der Zuschauer bestimmen, ob er nach vorn oder auf die Zuschauertribünen blicken will.

Wirklich bahnbrechend sind die 5G-Konsumenten-Dienste also bislang nicht. "Noch sehe ich 5G mehr als eine technische Evolution, nicht als Revolution", sagt auch Tech-Analyst Rana von CLSA, "doch 5G hat letztendlich das Potenzial, ganze Branchen von Grund auf zu verändern. Dies wird in den nächsten fünf Jahren für jedermann sichtbar sein."

Erst 5G kann dem fahrerlosen Auto zum Marktdurchbruch verhelfenBild: Colourbox/Neirfy

Schlüsseltechnologie für Industrie

Die Industrie wartet schon händeringend auf die nächste Generation der mobilen Telekommunikation, um neuen Service auf den Markt zu bringen. Beim autonomen Fahren beispielsweise werden extreme Datenmengen über Funk synchron übertragen und verarbeitet, wie der Abstand zum Vordermann in Echtzeit. Erst 5G kann dem fahrerlosen Auto zum Marktdurchbruch verhelfen. Die neue Generation des mobilen Internets wird in "Smart Factory" Arbeitsprozesse automatisieren, indem sie künstliche Intelligenz und Roboter einbindet. Dadurch sind individualisierte Bestellungen in einer Massenproduktion möglich, wenn es zum Beispiel in der Pharmaindustrie auf die patientenbezogene Zugabe von Wirkstoffen ankommt.

Beide Telekomanbieter aus Südkorea, SK Telekom und Korea Telekom, hätten nach eigenen Angaben auf Netzkomponente des umstrittenen Anbieters Huawei aus China verzichtet. Der Telekommunikationsausrüster steht jetzt als Zankapfel in der Debatte über die künftige Netzsicherheit da. Während die USA Europa vor dem chinesischen Privatunternehmen warnen, dieses könnte für den chinesischen Staat das Netz ausspionieren, wenn dessen Komponenten beim 5G-Aufbau in der "kritischen Infrastruktur" eingesetzt würden, sieht das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) keine klaren Beweise für die US-Vorwürfe.

Länder wie Australien, Neuseeland und Japan werden die 5G-Komponente von Huawei nicht einsetzen. Deutschland hat sich dagegen noch nicht festgelegt. Südkorea hat Huawei auch nicht komplett vom Markt ausgeschlossen. Für den drittgrößten Telekommunikationsanbieter des Landes, LG Uplus, baut Huawei über 10.000 Basisstationen im Land.

 

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