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Staus und andere Widrigkeiten

Jens Thurau, Südafrika4. September 2002

Manchmal ist so ein riesiger Erdgipfel einfach nur ärgerlich, manchmal droht man zu verzweifeln. DW-Korrespondent Jens Thurau ist immer noch in Johannesburg. Das war so nicht geplant.

Wenn man aus so einer riesigen Stadt wie Johannesburg aufbrechen will in Richtung Europa, dann sollte man sicherheitshalber etwas früher als gewöhnlich zum Flughafen fahren. Aber 5 Stunden sollten doch reichen, dachte auch Zoran, unser quasi privater Taxifahrer hier in Südafrikas Metropole. Konnte er ahnen, dass auf der Autobahn vom Konferenzzentrum zum Flughafen zur gleichen Zeit zwei Lkws ineinanderrasten, was einen Mega-Stau von mehreren Stunden verursachte? Nein, konnte er nicht. Kurzum: Das Flugzeug hob ohne den DW-Korrespondenten ab, dafür war Bundesumweltminister Jürgen Trittin mit an Bord. Der saß zwar auch im Stau fest, aber für einen Minister wartet die Lufthansa gern noch ein paar Minuten. Das konnten wir nicht ahnen, als wir aufgaben und ins Hotel zurückkehrten.

Denkmal für den Taxifahrer

An dieser Stelle ein Wort zu Zoran. Dieser Mann ist ein Phänomen, eine Art Insel im Ozean der Unsicherheiten dieser Stadt. Er stammt aus Belgrad, ist schon lange in Südafrika – und wer seine Handy-Nummer hat, kann sich glücklich schätzen. Diesen Taxifahrer kann man rund um die Uhr anrufen, er ist immer freundlich und pünktlich. Neulich hat er uns für den lächerlicher Preis von 30 Euro pro Person stundenlang durch die Stadt gefahren, Sehenswürdigkeiten erklärt und über die sozialen, kulturellen und politischen Probleme der Stadt und des Landes referiert. Dem reichlich erschütterten DW-Reporter, der gerade den Flug verpasst hatte, bot er an, in seinem Haus zu übernachten, sollte das Hotel das Zimmer vergeben haben. Es ist wichtig, Zoran in dieser Kolumne ein kleines Denkmal zu setzen.

Allianz gegen Rechte der Frau

Richtig ärgerlich war auch, wie eine furchtbare Allianz aus islamischen Staaten, einigen armen Ländern und der katholischen Kirche doch tatsächlich versuchte, klare Formulierungen der Konferenz zu den Rechten der Frauen zu verhindern. Die islamischen Staaten waren gegen eine Ächtung der Genitalverstümmelungen, der Vatikan gegen die Forderung nach ungehindertem Zugang zu Verhütungsmitteln. Auch auf Drängen der Bundesregierung wurde wenigstens formuliert, dass den Frauen weltweit eine verbesserte Behandlung in Übereinstimmung mit den Menschenrechten und den Grundfreiheiten zugebilligt werden muss. Wenig genug.

Der DW-Korrespondent macht sich nun wieder auf den Weg zum Flughafen. Die holländische KLM war so nett, ein Ticket auszustellen. Von Staus auf der Autobahn ist nichts berichtet worden. Zoran wartet wie immer pünktlich vor dem Konferenzzentrum....

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