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Öldurst

7. November 2007

Der weltweite Energieverbrauch steigt bis 2030 um mehr als 50 Prozent und allein China und Indien dürften nach den IEA-Berechnungen 45 Prozent dazu beitragen. Ölpreise von 100 Dollar je Fass werden dann zum Normalfall.

Arbeiter an einer Erdöl-Förderanlage an der US-amerikanischen Golfküste, Foto: DW
Arbeiter an einer Erdöl-Förderanlage an der US-amerikanischen GolfküsteBild: AP

Wenn weltweit alle Staaten an ihrer derzeitigen Energiepolitik festhalten, braucht die Welt nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) in knapp 25 Jahren über die Hälfte mehr Energie als heute. Deshalb müssten alle Regierungen "resolute, sofortige und konzentrierte Maßnahmen" ergreifen, um auf ein verträglicheres Energiesystem umzuschwenken, erklärte die IEA am Mittwoch (07.11.2007) in ihrem jährlichen "Weltenergieausblick" in London. Vor allem China und Indien - die beiden "neuen Giganten in der Weltwirtschaft" - bräuchten immer mehr Energie; aber die Folgen des ungebremsten Energiewachstums seien "alarmierend" auch für den Rest der Welt.

Ölpreise von 100 Dollar je Fass werden zum NormalfallBild: AP

Bislang hätten die meisten Länder "mehr geredet als gehandelt", hieß es im Bericht der Energieagentur. Wenn die Regierungen aber alle Maßnahmen umsetzen würden, über die sie derzeit nachdächten, würde weltweit "erheblich" weniger Energie verbraucht - und damit würde auch der Ausstoß von Treibhausgasen sinken. Bleiben sie dagegen bei ihrer derzeitigen Energiepolitik, werden die Verbraucherländer immer abhängiger von Öl- und Gaseinfuhren und erzeugen immer mehr Treibhausgase, wie die IEA feststellte. "Beide

Entwicklungen würden zu verstärkter Besorgnis über den Klimawandel und die Energieversorgungssicherheit Anlass geben."

23 Gigatonnen Kohlendioxyd zuviel

Weil fossile Brennstoffe im globalen Energiemix vorherrschend bleiben, werden nämlich auch die CO2-Emissionen dramatisch ansteigen. Bei einer Fortsetzung der derzeitigen Politik werden es bis 2030 bis zu 57 Prozent sein. "Selbst wenn alle Maßnahmen umgesetzt würden, die derzeit rund um den Globus in Erwägung gezogen werden, würden die Emissionen dann um ein Viertel höher sein als heute", schreiben die Experten. Dabei müsste der CO2-Ausstoß im selben Zeitraum auf 23 Gigatonnen gesenkt werden, um den durchschnittlichen Temperaturanstieg auf 2,4 Grad zu beschränken.

Mit dem Energiedurst steigen auch die EmissionenBild: AP

Obwohl sich führende Staats- und Regierungschefs verpflichtet haben, die Energienutzung in Zukunft zu ändern, hat sich der Ausblick der IEA im Vergleich zum Vorjahresbericht verschlechtert. "Wir brauchen jetzt einen radikalen Wechsel zu Investitionen in saubere, effizientere und sicherere Technologien", sagte IEA-Direktor Nobuo Tanaka.

China wird größter Energieverbraucher

Die 1974 gegründete IEA berät ihre 26 Mitgliedsstaaten in Energiefragen. Neben Australien, Kanada und den USA gehören ihr auch 19 europäische Staaten an. Der Schwerpunkt des diesjährigen Ausblicks liegt auf China und Indien. China wird in diesem Jahr vermutlich die USA als größter CO2-Emittent überholen - drei Jahre früher als noch vor einem Jahr prognostiziert. Indien wird der IEA zufolge bis 2015 der drittgrößte Treibhausgasproduzent sein.

Das starke Wachstum und der steigende Wohlstand in den beiden Ländern hätten zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität geführt, sagte IEA-Chef Tanaka. Er sprach von einem legitimen Bestreben, das vom Rest der Welt unterstützt werden müsse. Die meisten anderen Länder würden von den Boom-Nationen wirtschaftlich profitieren. Kurz nach 2010 dürfte China die USA als größter Energieverbraucher der Welt ablösen. Im Jahr 2030 werde das Land dann so viel Öl importieren wie alle 27 EU-Mitgliedstaaten zusammen, prognostizierte die IEA. Schon in diesem Jahr werde China die USA als größter Treibhausgas-Produzent ablösen.

Doch neben den dramatischen Bedrohungen für das Klima sieht die Agentur auch die Energiesicherheit gefährdet: Die Ölversorgung werde sich weiter auf den Mittleren Osten konzentrieren. "Ein Angebotsengpass bis 2015 mit einem abrupten starken Anstieg der Ölpreise kann nicht ausgeschlossen werden", heißt es in dem Bericht. Weltweit müssten bis 2030 etwa 5,4 Billionen Dollar in neue Ölfelder investiert werden, erklärte die Agentur weiter. Die Summe ist 26 Prozent höher als noch im Bericht des vergangenen Jahres veranschlagt. Als Alternative zu Öl, Gas und Kohle empfiehlt die Agentur neben erneuerbaren Energien auch den Ausbau der Kernenergie. (ina)

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