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Steinmeier besucht Kölner Keupstraße 20 Jahre nach Anschlag

9. Juni 2024

20 Jahre ist es her, dass in Köln eine Nagelbombe 22 Menschen verletzte. Der Bundespräsident erinnert an den rechtsterroristischen Anschlag und der NRW-Ministerpräsident bittet die Opfer um Entschuldigung.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) steht mit Hasan Yildirim (l) und Özcan Yildirim vor deren Friseurgeschäft.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) steht mit Hasan Yildirim (l) und Özcan Yildirim vor deren Friseurgeschäft.Bild: Henning Kaiser/dpa/picture alliance

Am 20. Jahrestag zum Nagelbombenanschlag des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in der Kölner Keupstraße hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Tatort besucht und zum Zusammenstehen aller Demokraten und Antirassisten aufgerufen. Die Millionenstadt Köln gedenkt des Anschlags mit einem Kulturfest unter dem Motto "Birlikte - Zusammenhalten". Damit will die Stadt Toleranz und friedliches Miteinander feiern. Steinmeier nahm zusammen mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst an der Veranstaltung teil. 

Eine Gedenkveranstaltung mit dem Bundespräsidenten anlässlich des 20. Jahrestages des Anschlags an der Kölner KeupstraßeBild: Mesut Zeyrek/Anadolu/picture alliance

Steinmeier spricht sich gegen Extremismus aus 

"Es kommt darauf an, dass wir Gewalt im politischen Meinungskampf ächten - ganz gleich, aus welchen Motiven sie sich speist: ob links- oder rechtsextremistisch oder aus religiösem Fanatismus - Gewalt zerstörtDemokratie, und das wollen wir nicht", sagte Steinmeier in seiner Rede.

Das Staatsoberhaupt erinnerte auch an den Polizisten, der vor wenigen Tagen  in Mannheim mutmaßlich von einem Islamisten erstochen wurde. "Das ist der Grund, warum Demokratie nicht danach fragt, aus welcher Richtung der Extremismus kommt, der ihr ans Leder will!", betonte Steinmeier. Die Gesellschaft müsse zusammenhalten und dürfe sich nicht spalten lassen. 

Ministerpräsident Wüst bittet um Entschuldigung. 

In einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadtanzeiger" und die türkische Zeitung "Hürriyet" richtete sich der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, an alle, die 2004 den Anschlag erlebten und an die, die fälschlicherweise selbst verdächtigt wurden, obwohl sie zu den Opfern zählten.

Der Staat, dessen vorderste Aufgabe es sei, die Menschen zu schützen, müsse sich eingestehen, dass er in der Keupstraße an diesem Anspruch gescheitert sei, sagte Wüst. Der Staat habe die Menschen weder vor körperlichen und seelischen Schäden noch vor falschen Verdächtigungen bewahrt. Der CDU-Politiker fügte hinzu, er bitte "alle, denen so lange nicht geglaubt wurde und die fälschlicherweise selbst ins Visier der Ermittlungen gerieten, obwohl sie Opfer waren, um Entschuldigung". 

Gemeinsam besuchten Steinmeier und Wüst auch die Friseure Hasan und Özcan Yildirim, vor deren Salon die NSU-Terroristen vor 20 Jahren das Fahrrad mit der Nagelbombe abgestellt hatten. Der heutige Salon befindet sich an einer anderen Stelle einige Häuser weiter.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) und Hendrik Wüst (CDU, r), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sprechen mit Hasan Yildirim (hinten l) und Özcan Yildirim (2.v.r) in deren Friseurgeschäft.Bild: Henning Kaiser/dpa/picture alliance

In der migrantisch geprägten Keupstraße im Kölner Stadtteil Mülheim war am 9. Juni 2004 eine mit Nägeln gespickte Bombe explodiert. 22 Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt, vier von ihnen schwer. Die Ermittler hatten die Täter zunächst in der türkischen Gemeinschaft vermutet. Erst 2011 wurde deutlich, dass der rechtsextremistischen Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund»"(NSU) auch dieser Anschlag zuzuschreiben ist. Die Terrorzelle NSU hatte ab dem Jahr 2000 zunächst unerkannt zehn Morde in ganz Deutschland verübt. Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine Polizistin. 

Verzögerungen wegen Sprengstoff-Verdacht 

Die Gedenkfeier verzögerte sich wegen einer Sicherheitsüberprüfung um mehr als eine Stunde. Ein Sprengstoffhund hatte an einem Hydranten angeschlagen, sagte ein Polizeisprecher. Der Bereich sei daraufhin abgesperrt worden. Bei einer Überprüfung sei aber nichts gefunden worden. 

ch/kle (dpa, kna)

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