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Politik

Steinmeier erinnert an die Gräuel in Buchenwald

11. April 2021

Bei einem Gedenkakt zur Befreiung des NS-Konzentrationslagers Buchenwald hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier davor gewarnt, die "Barbarei" in der deutschen Geschichte vergessen zu wollen.

Gedenken an die Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 76 Jahren
Bundespräsident Steinmeier warnt in Weimar vor einem Vergessen-Wollen der "Barbarei"Bild: Ronny Hartmann/REUTERS

Im Deutschen Nationaltheater Weimar sagte der Bundespräsident: "Wer sich nicht mehr daran erinnert, was geschehen ist, der hat auch vergessen, was geschehen kann." Frank-Walter Steinmeier bezeichnete das Nebeneinander einer Barbarei im KZ Buchenwald und einer Hochkultur im benachbarten Weimar als beunruhigend. "Das bleibt es bis heute", erklärte er während des Festakts.

Buchenwald stehe für Rassenwahn, Folter, Mord und Vernichtung - und mit seiner Vielzahl von Opfergruppen "für die gesamte Barbarei der Nazis, für einen aggressiven Nationalismus nach Außen, für Diktatur und Unterdrückung im Innern, und für ein völkisches Denken".

Steinmeier erinnerte am 76. Jahrestag der Befreiung daran, dass dort Kommunisten und Demokraten eingekerkert und ermordet worden seien, ebenso Homosexuelle, sogenannte Asoziale, Juden, Sinti, Roma und sowjetische Kriegsgefangene. "Insgesamt wurden mindestens 56.000 Menschen in einem der größten Konzentrationslager auf dem Gebiet des nationalsozialistischen Deutschen Reiches getötet", so der Bundespräsident. Am 11. April 1945 befreite die US-Armee die ausgemergelten Überlebenden in dem Lager.

Steinmeier: Erinnerung wachhalten

Steinmeier betonte: "Ja, es war eine Diktatur, eine nationalsozialistische Herrschaft, die für grausamste Verbrechen und Völkermord verantwortlich war. Aber es waren Menschen, Deutsche, die anderen Menschen das antaten." Das Staatsoberhaupt rief dazu auf, Personen entgegenzutreten, "die die Würde der Opfer heute bewusst missachten". Es gelte, die Erinnerung wachzuhalten. Steinmeier wörtlich: "Nicht, weil wir heute Verantwortung dafür tragen, was damals geschehen ist, sondern weil wir alle, die wir uns als Menschen begreifen, Verantwortung dafür tragen, dass Vergleichbares nie wieder geschieht."

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow spricht ebenfalls in WeimarBild: Ronny Hartmann/REUTERS

Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow unterstrich, gemeinsame Aufgabe der Demokraten sei, die NS-Verbrechen nicht dem Vergessen preiszugeben. "Wir werden die Erinnerung nicht in ein Museum überstellen können. Sie bleibt Tagesaufgabe."

Livestream mit Übersetzungen

Der Mitteldeutsche Rundfunk übertrug die Gedenkveranstaltung. Ein Livestream wurde zudem in mehrere Sprachen übersetzt. Bei dem Gedenkakt kamen auch Überlebende des Konzentrationslagers unter anderem aus den USA, Italien und Frankreich zu Wort. Sie konnten wegen der Corona-Pandemie nicht wie in Vorjahren eingeladen werden. Im vergangenen Jahr mussten die Gedenkfeiern zum 75. Jahrestag der Befreiung der Lager Buchenwald und Mittelbau-Dora wegen Corona ausfallen.

Abstand wahren: Besucher legen im April 2020 Blumen am Zaun des KZ Buchenwald niederBild: picture-alliance/dpa/M. Gentzel

Im KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar waren zwischen 1937 und 1945 etwa 280.000 Menschen inhaftiert. Die meisten der etwa 56.000 Häftlinge, die während der Haft an den schrecklichen Bedingungen starben oder von Mitgliedern der Nazi-Organisation SS getötet wurden, waren Juden. Im KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen wurden rund 60.000 Häftlinge dazu gezwungen, in unterirdischen Stollen Raketen zu bauen. Mindestens 20.000 kamen dort zu Tode.

kle/rb (kna, epd, dpa)

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