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"Haben Ebola unterschätzt"

12. Oktober 2014

Die Ebola-Krise in Afrika setzt die internationale Gemeinschaft unter Zugzwang. Außenminister Steinmeier räumt Versäumnisse ein. Umso lauter hallen nun allerorts die Appelle.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier / SPD
Bild: picture-alliance/dpa

"Wir alle haben die katastrophalen Folgen von Ebola unterschätzt", sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) der "Bild am Sonntag". Jetzt beginne die "Aufholjagd".

Der Minister zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Epidemie besiegt werde. Deutschland und Europa müssten ihre Anstrengungen im Kampf gegen die Seuche verstärken. Das Thema solle Priorität beim nächsten EU-Außenministertreffen haben.

Ebola-Behandlung in Deutschland nur in Einzelfällen

Der Koordinator der Ebola-Hilfen der Bundesregierung, Walter Lindner, sagte kurz vor seiner Reise nach Westafrika, der Höhepunkt der Epidemie sei noch nicht erreicht. Wenn alles gut laufe, könnte die Verbreitung von Ebola noch in diesem Jahr aber unter Kontrolle gebracht werden, so Linder. Zugleich dämpfte er Erwartungen, Deutschland könne in größerer Zahl Infizierte aus Afrika aufnehmen. Dies könne nur in Einzelfällen geleistet werden.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe betonte, in Deutschland bestehe kein Grund zur Sorge. Es gebe "hervorragend ausgestattete Behandlungszentren", die auf den Umgang mit hoch ansteckenden Krankheiten spezialisiert seien, sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post". Die Notfallpläne für den Umgang mit Erkrankten würden regelmäßig geübt. In den USA und Spanien hatte es zuletzt auch Ebola-Fälle außerhalb Afrikas gegeben. Derzeit werden in Deutschland zwei Ebola-Patienten behandelt, einer in Frankfurt am Main, der andere in Leipzig.

Viele Bewerber, nur ein Teil geeignet

Gröhe warb zugleich um mehr freiwillige Helfer für Westafrika. Die Region brauche Hilfe bei der Behandlung von Patienten, sagte Gröhe der "Welt am Sonntag". Die Deutschen sollten sich weiterhin für einen Hilfseinsatz melden. Dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) stehen einem Medienbericht zufolge bislang 117 freiwillige Helfer zur Ebola-Bekämpfung in Westafrika zur Verfügung. Aus rund 1600 Meldungen und 350 konkreten Bewerbungen seien diese für geeignet befunden worden, heißt es unter Berufung auf DRK-Angaben. Unter ihnen seien 43 Ärzte.

Interview: Wie kann man Ebola eindämmen?

03:58

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Unterdessen mehren sich die Hinweise auf mögliche medizinische Erfolge im Kampf gegen die Seuche: Die russische Regierung teilte mit, Experten hätten drei Impfstoffe gegen Ebola entwickelt, die innerhalb des kommenden halben Jahres einsatzbereit sein sollten. Nach Angaben von Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa könne einer der Stoffe bereits klinisch getestet werden.

Werden die ersten Helfer schon im November geimpft?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zwei Impfstoffe als "vielversprechend" ausgemacht und hofft, dass erste Testergebnisse für beide zur Unbedenklichkeit ab November oder Dezember vorliegen werden. Einige wenige medizinische Helfer im Ebola-Gebiet könnten - wenn die ersten Tests positiv ausfallen - ab November geimpft werden. Tests der Phase zwei, um die Wirksamkeit der Impfstoffe zu überprüfen, könnten dann in den von der Ebola-Epidemie betroffenen Ländern im Januar oder Februar beginnen.

In Westafrika sind nach Angaben der WHO seit Jahresbeginn mehr als 4000 Menschen an Ebola gestorben. Bis zum 8. Oktober hätten sich rund 8400 Menschen in sieben Ländern infiziert. Mehr als jeder zweite Todesfall wurde laut WHO im besonders schwer betroffenen Liberia registriert. Die anderen beiden Seuchenschwerpunkte sind das Nachbarland Sierra Leone sowie Guinea. In allen Ländern ist die Dunkelziffer hoch, so dass von deutlich mehr Infizierten ausgegangen wird als offiziell angegeben.

haz/wa (rtr, dpa, afp)

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