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Politik

Steinmeier: "Wir haben euch nicht vergessen"

14. Juli 2022

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begeht mit den Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen den Jahrestag der Hochwasserkatastrophe. Der Wiederaufbau wird noch Jahre dauern.

Ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal
"Eine Erfahrung, die sich tief eingeprägt hat": Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im AhrtalBild: Thomas Frey/dpa/picture alliance

Bundespräsident Steinmeier besucht Ahrtal

02:16

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In Trauer vereint haben die Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen am ersten Jahrestag der Hochwasserkatastrophe der insgesamt mehr als 180 Flutopfer gedacht. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte zunächst das im Juli 2021 schwer getroffene Ahrtal. Mit seinem Kommen wolle er die Botschaft früherer Besuche untermauern, sagte der höchste Repräsentant der Republik: "Wir haben euch nicht vergessen."

Mit Blick auf die Überschwemmungen betonte er: "Der Klimawandel hat uns erreicht." Das zeige sich dieser Tage auch wieder mit brennenden Wäldern und sinkendem Grundwasserspiegel. In vielen Regionen drohe nach den Jahren 2018 bis 2020 "ein vierter Dürresommer".

Häuser, Besitz, Erinnerungen, Lebensträume ...

In Begleitung der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer sprach der Präsident im teilzerstörten Winzerdorf Altenahr mit Betroffenen, Helfern und Kommunalpolitikern, ehe er in Euskirchen in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit Ministerpräsident Hendrik Wüst an einem Gedenkgottesdienst für die dortigen Flutopfer teilnahm.

Zusammen mit der rheinland-pfälzischen Regierungschefin Malu Dreyer spricht Steinmeier mit Betroffenen in Altenahr ...Bild: Thomas Lohnes/Getty Images

Im Anschluss sagte Steinmeier, in jener "Nacht des Grauens" seien "kleine Bäche zu Ungeheuern angeschwollen". "Viele von Ihnen haben alles verloren, Ihre Häuser, Ihren Besitz, Ihre Erinnerungen, Ihre Lebensträume, Ihre Existenz."

"Ganz Deutschland schaut hierher"

Dreyer sagte auf der zentralen Gedenkveranstaltung des Ahrtals in Bad Neuenahr-Ahrweiler, an der auch Bundeskanzler Olaf Scholz ohne Redebeitrag teilnahm: "Ganz Rheinland-Pfalz, ganz Deutschland schaut hierher - nicht nur heute." Sie erinnerte an die "überwältigende Hilfsbereitschaft in der Katastrophe" und dankte allen, die sich in unterschiedlichster Weise einbrachten und dies weiterhin tun. Die Menschen in der Region brächten eine "beeindruckende Kraft" auf, so Dreyer. Nach Einschätzung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion - einer Behörde in Rheinland-Pfalz - wird der Wiederaufbau nach der Flut in dem Bundesland noch Jahre dauern.

"Einschnitt in der Geschichte des Landes"

Wüst bezeichnete die Flutkatastrophe als "Einschnitt in der Geschichte unseres Landes". Die Bilder hätten sich in die Erinnerung eingebrannt. "Wir müssen uns besser auf solche Großschadensereignisse vorbereiten", forderte der NRW-Regierungschef. Es gelte, beim Klimaschutz voranzukommen.

... bevor er mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (2. v. l.) einen Gedenkgottesdienst in Euskirchen bei Bonn besuchtBild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

Bundesinnenministerin Nancy Faeser verlangte als Konsequenz aus den Geschehnissen einen "Neustart im Bevölkerungsschutz". Sie sagte in Euskirchen, man habe aus der Katastrophe gelernt. Eine Wiederholung einer solchen Flutkatastrophe sei leider nicht ausgeschlossen: "Extremwetterlagen werden zunehmen."

Bei dem Hochwasser nach extremem Starkregen am 14. und 15. Juli 2021 waren mindestens 135 Menschen in Rheinland-Pfalz ums Leben gekommen - 134 im Ahrtal und ein Mann in der Eifel. Zwei Personen werden noch vermisst. In Nordrhein-Westfalen starben 49 Menschen.

Auch Belgien gedenkt der Flutopfer

Auch Deutschlands westlicher Nachbar Belgien erinnerte an die Flut. König Philippe und Königin Mathilde trafen in der wallonischen Stadt Limburg auf geschädigte Geschäftsleute, Vertreter der Rettungsdienste und der Behörden. In der Stadt war vor einem Jahr jedes dritte Haus überschwemmt. Insgesamt starben bei Unwettern im Juli 2021 in Belgien 39 Menschen.

jj/kle (dpa, afp)