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Steinmeier nennt NS-Massaker in Marzabotto Tage der Hölle

29. September 2024

Bundespräsident Steinmeier hat bei der Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des NS-Massakers im italienischen Marzabotto um Vergebung gebeten. Er schlägt zugleich einen Bogen zur Gegenwart.

Gedenktafeln und Blumen auf einer hügeligen Wiese in Italien
Gedenkstätte für die Opfer der NS-Kriegsverbrechen im italienischen Marzabotto Bild: Paul Mayall/picture-alliance

"Als deutscher Bundespräsident stehe ich heute vor Ihnen und empfinde nur Trauer und Scham", sagte Frank-Walter Steinmeier bei einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung mit dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella in der Ortschaft südlich von Bologna. Er fügte hinzu: "Ich verneige mich vor den Toten. Ich bitte Sie im Namen meines Landes heute um Vergebung."

NS-Schergen ermordeten mehr als 770 Menschen

In der in Hügeln nahe Bologna gelegenen Ortschaft Marzabotto und ihren Teilgemeinden hatten SS-Angehörige zwischen dem 29. September und dem 5. Oktober 1944 mehr als 770 Menschen ermordet, darunter mehr als 200 Kinder. Es war das schwerste deutsche Kriegsverbrechen in Italien im Zweiten Weltkrieg.

Frank-Walter Steinmeier (r.) war zusammen mit dem italienischen Präsidenten Sergio Mattarella, der zuvor zum Staatsbesuch in Deutschland war, nach Marzabotto gereist Bild: Ufficio Stampa Quirinale/ANSA/ZUMA/picture alliance

Steinmeier, der seine Rede auf Italienisch hielt, bezeichnete das Massaker als "Tage in der Hölle". Er sagte weiter, die Orte, an denen NS-Truppen in Italien am Ende des Zweiten Weltkriegs Massaker verübt haben, stünden für viele weitere Orte, die vor allem in Deutschland kaum bekannt seien. "Auch deshalb bin ich heute hier", so der Bundespräsident.

Er wisse, dass der Schmerz über die deutschen Kriegsverbrechen in Italien "noch größer" sei, "weil die meisten Verbrechen nie gesühnt" worden seien. "Das ist die zweite Schuld, die wir Deutschen auf uns geladen haben."

Im Gedenken an die ermordeten Zivilisten von Marzabotto Bild: Antonio Pisacreta/ROPI/picture alliance

"In Deutschland erstarken rechtsextremistische Kräfte"

Der Bundespräsident wies darauf hin, die Verantwortung des Erinnerns wolle er auch deshalb ganz bewusst betonen, weil auch in Deutschland "nationalistische und rechtsextremistische Kräfte erstarken". "Kräfte, die die Demokratie schwächen oder aushöhlen wollen - ausgerechnet in meinem Land. Mich sorgt das." Es mache ihn aber auch entschlossen, für die Werte einzutreten, auf denen das geeinte Europa und die Demokratien gründen. "Europa hat nur dann eine friedliche Zukunft, wenn wir Deutschen diese Verantwortung vor der Geschichte niemals vergessen und sie verteidigen", so der Bundespräsident.

Von der Tribüne aus verfolgen Anwohner und Angehörige der Opfer die Gedenkzeremonie in MarzabottoBild: Michele Nucci/LaPresse/ZUMA/picture alliance

Vor der Gedenkveranstaltung in Marzabotto hatte Steinmeier eine kleine Gruppe von zehn Angehörigen von Opfern und Überlebenden getroffen. "Was Sie mir erzählt haben, hat mich sehr bewegt", sagte er. Die ganze Gegend am Monte Sole - ein Berg 20 Kilometer südlich von Bologna - trage bis heute tiefe, sichtbare Narben. Das Massaker von Marzabotto wird auch Massaker am Monte Sole genannt.

se/kle (epd, afp, kna, bundespräsident.de)

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