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Politik

Steinmeier: Versöhnung braucht Erinnerung

11. Juli 2020

25 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica ruft der Bundespräsident dazu auf, neue Brücken zu bauen. Die Gräueltat gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Bosnien und Herzegowina | Gedenken an Srebrenica-Massaker
Bild: Getty Images/D. Sagolj

Srebrenica: Leben mit dem Trauma

03:51

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum 25. Jahrestag des Massakers von Srebrenica zu Dialog und Versöhnung aufgerufen. "Erinnern an das Leid und den Schmerz ist ein zentraler Baustein für Versöhnung", sagte Steinmeier in einer Videobotschaft für die zentrale Gedenkveranstaltung in Bosnien und Herzegowina. Genauso gehöre zum Gedenken die "strafrechtliche Aufarbeitung der Geschehnisse".

"Wunsch nach einer guten Zukunft": Frank-Walter Steinmeier (Archivbild)Bild: Getty Images/M. Hitij

Zugleich warb Steinmeier dafür, "neue Brücken zu bauen, wo alte zerstört wurden". "Die Wunden, die vor 25 Jahren in Ihre Gesellschaft gerissen wurden, sind nicht verheilt", sagte der Bundespräsident. Dafür sei auch eine Rhetorik verantwortlich, die "das vermeintlich Trennende" in den Vordergrund stelle.

"Wo lange kein Wort mehr gesagt wurde"

Stattdessen sollten geteilte Sorgen und Nöte überwiegen und der Wunsch nach einer guten Zukunft für die Kinder "in einem europäischen Bosnien und Herzegowina". Es gelte, das Gespräch zu suchen, "wo lange kein Wort mehr gesagt wurde". Auch 25 Jahre später mache das, was in und um Srebrenica geschah, fassungslos, sagte Steinmeier. Das Massaker von Srebrenica habe sich als "das dunkelste Kapitel der Kriege auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien" in das kollektive Gedächtnis eingebrannt.

"Der tausendfache Mord, der hier an muslimischen Jungen und Männern verübt wurde, ist in seiner Brutalität und Dimension singulär für Europa nach dem Zweiten Weltkrieg", sagte der Bundespräsident und betonte: "Es war Völkermord." Ein Verbrechen wie in Srebrenica dürfe nie wieder passieren.

Muslimische Frauen auf dem Friedhof für die Opfer von Srebrenica in Potocari/Bosnien und HerzegowinaBild: Getty Images/D. Sagolj

Steinmeier erweiterte den Fokus auch auf alle Opfer der Jugoslawien-Kriege. "Die Verbrechen, die hier begangen wurden, sind der extreme Ausdruck der ethnischen Säuberungen, die Ziel nicht nur einer Kriegspartei waren. Plünderungen, Vertreibungen, Folter, Mord und Massenvergewaltigungen waren an der Tagesordnung und führten zu einer entsetzlichen Spirale der Gewalt und Gegengewalt."

Mehr als 80 Massengräber

Gegen Ende des Bosnien-Kriegs waren im Juli 1995 bosnisch-serbische Milizen in die Stadt Srebrenica einmarschiert und hatten dort binnen weniger Tage 8000 muslimische Männer und Jungen getötet. Der ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und der bosnisch-serbische Militärchef Ratko Mladic wurden wegen ihrer Verantwortung für die Gräueltaten vom UN-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien in Den Haag des Völkermords schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Fast 6900 Opfer des Massakers sind bisher identifiziert; mehr als 80 Massengräber wurden entdeckt. An diesem Samstag sollen die sterblichen Überreste von neun weiteren Opfern begraben werden. Hohe ausländische Staatsgäste konnten wegen der Corona-Pandemie nicht anreisen und sandten stattdessen Videobotschaften - neben Steinmeier auch UN-Generalsekretär António Guterres, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Außenminister Mike Pompeo.

jj/qu (dpa, afp, kna)

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