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Politik

Fritz Bauer - leidenschaftlicher Demokrat

1. Juli 2018

Fritz Bauer hatte sich der juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen verschrieben. In der Frankfurter Paulskirche wurde an den Ex-Generalstaatsanwalt als "eine der Schlüsselfiguren der jungen Demokratie" erinnert.

Frankfurt Paulskirche Gedenken an Fritz Bauer Steinmier Rede
Steinmeier in Frankfurt beim Gedenkakt für Fritz Bauer Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Sein Name ist vor allem mit den Frankfurter Auschwitz-Prozessen (1963 - 1965 ) verbunden, die in der Nachkriegsära weit über die Bundesrepublik hinaus ein Zeichen setzten. Anlässlich seines 50. Todestags wird der damalige hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer als entschiedener Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit und unerschrockener Jurist gewürdigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Bauer "eine der Schlüsselfiguren in der jungen Demokratie, die Deutschland den Rückweg in die Gemeinschaft der Völker der Welt geebnet" habe.

Fritz Bauer Bild: picture-alliance/Everett Collection

"Die Auschwitz-Prozesse, die es ohne Bauer nicht gegeben hätte, waren eine Wegmarke in der Geschichte der Bundesrepublik", sagte Steinmeier bei dem Gedenkakt in der Frankfurter Paulskirche. "Es ging ihm darum, die Deutschen zu immunisieren, sie vor einem erneuten Rückfall in die Barbarei zu schützen". 

Bauer setzte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für die Verfolgung der Verbrechen der Nazi-Diktatur ein. Er war unmittelbar an der Verfolgung und Ergreifung des Holocaust-Organisators Adolf Eichmann beteiligt. Er gab den Israelis den entscheidenden Tipp zu dessen Aufenthalt.

Auschwitz-Prozess Ende 1963: Blick in den Gerichtssaal in FrankfurtBild: imago/United Archives

Als oberster Staatsanwalt in Hessen zog Bauer das Auschwitz-Verfahren bundesweit an sich - gegen alle Widerstände. Bei dem Prozess in Frankfurt mussten sich schließlich 22 frühere Angehörige der SS-Mannschaft wegen ihrer Beteiligung am Holocaust verantworten.

Es war der erste derartige Prozess in Deutschland. Richter und Staatsanwälte aus der Zeit des Faschismus waren weiter im deutschen Staatsdienst und hatten seine Arbeit oft sabotiert. Steinmeier erinnerte in seiner Ansprache auch daran, dass Bauer als unbequemer Mahner und Außenseiter galt. Er sei "zu seinen Lebzeiten ein von seinen Gegnern gefürchteter Mann" gewesen.

Der Respekt, den er verdient gehabt hätte, sei ihm von seinen Zeitgenossen versagt worden. Selbst der Staat, für den er arbeitete und zu dessen Rechtspflege und politischer Kultur Bauer in den 1950er und 1960er-Jahren wohl so viel beigetragen habe wie kaum ein anderer, habe ihm misstraut, sagte der Bundespräsident.

Fritz Bauer an seinem Schreibtisch (Archivfoto, undatiert)Bild: picture-alliance/AP

Bauer sei es immer auch um die Freiheit des Denkens und der Debatte gegangen, sagte Steinmeier und zog Parallelen in die Gegenwart. Auch heute sei wieder ein streitbarer Geist nötig, "der sich gegen das Wiederaufkeimen von Nationalismus und Menschenverachtung wendet". 

Eine neue Faszination des Autoritären, die Wiederbelebung alter Ressentiments und die Verächtlichmachung der politischen Institutionen - "all das, was wir in diesen Tagen wieder neu erleben, all das hätte Fritz Bauer besorgt". "Demokratie verlangt Wachheit", mahnte Steinmeier: "Diese Haltung hätte Fritz Bauer sich von uns gewünscht - nein, er hätte sie erwartet".

SC/sti (afp, epd, dpa) 
 

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