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Balkenhol: "Es ist eine versöhnliche Geschichte"

Hans Christoph von Bock24. Mai 2013

Punktlandung: Zum 200. Geburtsjahr des Komponisten Wagner hat seine Heimatstadt Leipzig ein neues Denkmal des großen Sohnes zugelegt. Stephan Balkenhol spricht mit der DW über seine Arbeit an der Skulptur.

Der Meister und sein Werk (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Herr Balkenhol, wie sind Sie mit der Aufgabe, den Sockel ihres Vorgängers Max Klinger zu integrieren, umgegangen?

Stephan Balkenhol: Es ist eine versöhnliche Geschichte, und kein provokatives Gegeneinander. Das ist ein Wagner-Klinger-Balkenhol-Denkmal.

Sie zeigen Wagner in Normalmass von 1 Meter 66. Mögen Sie kein Pathos?

Nein, nicht so sehr. Nicht von Außen. Wenn Sie von der besonderen Art der Gestaltung irgendwelche erhabene Gefühle entwickeln wollen, so kann man das nicht verhindern. Aber nicht von vorne rein.

Was war die größte Schwierigkeit bei der Gestaltung dieses Denkmals?

Dass da so viele Erwartungen dahinter steckten. Das Denkmal hatte erst mal die Funktion, das Andenken Wagners und seine Person zu würdigen, und das hatte nichts mit der Kunst zu tun. Das war ein Illustrations- und Gedenkauftrag, den man da erfüllen musste. Die Offenheit des Kunstwerks sich trotzdem zu erkämpfen - das war eigentlich das Schwierige.

Letzter Anstrich: Stephan Balkenhol in seinem AtelierBild: picture-alliance/dpa

Die Silhouette überragt die Figur von Wagner: Wollten Sie damit die Ambivalenz Wagners und seines Werks zeigen?

Ja, das ist eben sehr vielschichtig. Nike Wagner sagte einmal, das Schatten des eigenen Mythos, den er sich geschaffen hatte, übergroß hinter ihm steht. Aber das ist natürlich auch eine Paraphrase des Klingerschen Entwurfs, der ja diese Größe gehabt hätte - also, wenn das Denkmal von Klinger realisiert worden wäre. Da sind also ganz viele Dinge drin.

Das ist eine Mischung aus Spiegel und Projektionsfläche.  Man kann ja den Schatten voraus werfen, oder in der Vergangenheit das betrachten, oder aber über den eigenen Schatten springen.

Nicht ohne gewisse Symbolik - Wagner vor der Ex-Stasi-ZentraleBild: picture-alliance/dpa

Was interessiert Sie am meisten an Wagner?

Die Musik fasziniert mich schon, aber auch die besondere Aufführungspraxis. Die Verdichtung zum Mythos eben.

Aber selbstbewusst wirkt ihr Wagner schon.

Natürlich. Es ist ja auch gedacht an den jungen Wagner, als er noch alles vor sich hatte und dabei war, seine Vision in die Wirklichkeit umzusetzen, eine Gegenwelt zu schaffen.

Das Interview führte Hans Christoph von Bock.
 

Wagners Beziehung zu Leipzig war eher kühl. Spätestens nach der Ablehnung seiner Jugendoper "Die Feen" durch die Leipzier Oper pflegte Richard Wagner ein distanziertes Verhältnis zu seiner Geburtsstadt. Und diese beruhte zeitlang auf Gegenseitigkeit: man verehrte in Leipzig viel mehr "die zugewanderten" Komponisten Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn dort viel mehr als Wagner. Als jüngster Spross eines Leipziger Polizeibeamten war er dort am 22. Mai 1813 zur Welt gekommen.

Kurz vor Wagners 100. Geburtstag hatte allerdings ein anderer Leipziger - der Bildhauer Max Klinger - ein Wagner-Denkmal entworfen. Das wurde allerdings nicht mehr realisiert, weil Klinger noch vor der Vollendung seines Werkes starb. Lediglich ein künstlerisch gestalteter Sockel war von ihm schon erschaffen worden.

Die Bürgerinitiative "Wagner-Denkmal e.V." sorgte dafür, dass dieser nicht mehr leer bleibt: Seit dem 22.Mai 2013 steht auf dem Klinger-Sockel eine moderne Balkenhol-Skulptur. Sie zeigt den Komponisten in jungen Jahren, hinter ihm eine überlebensgroße Schatten-Silhouette von Wagner in reiferen Jahren.