Sternchen wechsel dich
28. Juni 2004Ein Turnier wie die Fußballeuropameisterschaft ist nicht etwa nur als Ventil für nationale Leidenschaften geschätzt, sondern bei den Stars und Sternchen eben auch als die ganz große Bühne zum Vorspielen. Denn wie könnte man besser auf sich aufmerksam machen, als wenn man vor Millionen von Zuschauern im Sprung den Ball mit der Hacke ins Tor befördert, englischen Verteidigern Knoten in die Beine dribbelt oder Zidane für 90 Minuten abmeldet?
Nistelrooy nach Madrid?
Bei einer EM werden Karrieren gestartet, beendet oder schlicht auf eine neue Stufe gehoben - wie etwa beim neuesten aus England kolportierten Gerücht: Einem Bericht der englischen Sonntagszeitung "The People" zufolge will der spanische Fußball-Rekordmeister Real Madrid nach der Katastrophensaison ohne Titel sein Starensemble weiter vergrößern. Der königliche Klub befinde sich daher in Verhandlungen mit Manchester United über einen Transfer von Torjäger Ruud van Nistelrooy. Die Ablöse für den niederländischen Torjäger, der mit der Nationalmannschaft das Halbfinale der EM gegen Gastgeber Portugal erreichte, soll 45 Millionen Euro betragen.
Rooney zu ManU?
Mit großem medialen Getöse ist derweil ein neuer Star aufgegangen: Manchester ist als zweiter Klub nach dem FC Chelsea in das Wettbieten um Wayne Rooney (18) eingestiegen. Nach übereinstimmenden Berichten englischer Tageszeitungen bietet "ManU" dem mit 60 Millionen Euro verschuldeten Ligakonkurrenten FC Everton eine Ablösesumme von umgerechnet 33 Millionen Euro für den 18-Jährigen, der seinerseits 135.000 Euro pro Woche kassieren könnte. Evertons Klubpräsident hatte die Ablösesumme unlängst prophylaktisch auf 75 Millionen Euro festgelegt. Chelsea, der Klub mit der offensichtlich nie versiegenden Geldquelle des russischen Öl-Milliardärs Roman Abramowitsch, ist angeblich bereit, eine Ablöse von bis zu 45 Millionen Euro für den Teenager zu bezahlen.
Viel Geld für einen Verletzten - Rooney war im Viertelfinale gegen Portugal (5:6 i.E., 2:2 n.V. ) in der 27. Minute mit einem Mittelfußbruch ausgeschieden. Er muss mindestens acht Wochen pausieren. Gegenüber Familienmitgliedern und Freunden soll der Torjäger erklärt haben, im Falle eines Wechsels würde er ein Engagement bei "ManU" bevorzugen.
Kommt Becks zurück?
Falls Van Nistelrooy wirklich geht und Rooney nicht kommt, könnte ManU aber einen verlorenen Sohn zurückholen: Nach einer enttäuschenden Saison in Madrid und dem Viertelfinal-Aus bei der Euro gegen Portugal hat David Beckham angedeutet, er würde den Klub aus persönlichen Gründen verlassen wollen. Sein Privatleben sei in Spanien nicht vor den aufdringlichen Medien zu schützen, sagte der Kapitän der englischen Nationalmannschaft am Wochenende, vor allem seine Kinder würden darunter sehr leiden.
"Meine Familie kommt an erster Stelle. In Manchester konnte ich ins Einkaufszentrum gehen, hier kann ich keinen Schritt vor die Tür machen", sagte Beckham. Er werde deshalb gezwungen sein, einen "langen Blick" auf die Situation zu werfen und zu entscheiden, was für ihn und seine Familie das Beste sei. Der 29-Jährige war erst im vergangenen Sommer für 35 Millionen Euro von Manchester United nach Madrid gewechselt.
Deco doch nach Barcelona?
Lange Blicke auf seinen zukünftigen Arbeitgeber scheint auch ein portugiesischer Star zu werfen: Eigentlich war der Wechsel von Portugals Fußball-Nationalspieler Deco zum englischen Vizemeister FC Chelsea als perfekt gemeldet worden. Nun aber soll der Mittelfeldspieler in der kommenden Saison den FC Barcelona verstärken. Dies vermeldeten zumindest die spanischen Medien am Sonntag. Danach soll Deco für 15 Millionen Euro Ablöse vom Champions-League-Sieger FC Porto zu den Katalanen wechseln. "Barca" würde zusätzlich den Portugiesen Ricardo Quaresma nach Porto abgeben, hieß es. Deco, der auch von Bayern München umworben war, hatte am Rande der EM erklärt, dass alle Dinge mit dem englischen Premier-League-Klub FC Chelsea besprochen seien.
Neues Interesse an Ballack
Deutsche Kicker sitzen nach dem nicht gerade berauschenden Abschneiden bei der EM nicht auf den prominentesten Plätzen des Transferkarussells. Immerhin: Trotz der Verpflichtung von Deco und den Avancen in Richtung des schwedischen Stars Henrik Larsson soll der FC Barcelona nach Informationen spanischer Zeitungen aber nun plötzlich auch wieder Interesse an Michael Ballack bekunden.
Angeblich hat der FC Barcelona sein erstes Angebot über zwölf Millionen mittlerweile auf 15 Millionen Euro erhöht. Zwar bezifferte Präsident Franz Beckenbauer die Schmerzgrenze für den Transfer mal auf 50, dann auf 100 Millionen Euro, ursprünglich aber war immer von einer Ablösesumme ab 20 Millionen Euro die Rede. "Das Angebot der Spanier sehe ich als Test, unsere Verhandlungsbereitschaft zu prüfen", so Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.
Kahn mit "ersten Kontakten"
Derweil hat Nationaltorhüter Oliver Kahn von Bayern München seine Wechselabsichten noch einmal bekräftigt und nach eigenen Angaben bereits erste Kontakte geknüpft. "Ich werde eine neue Herausforderung suchen und denke, dass mir Bayern keine Steine in den Weg legen wird. Es gibt bereits Kontakte", sagte der 35-Jährige. Wer dies sein könnte, steht aber in den Sternen. Die üblichen Verdächtigen Real Madrid und Chelsea London haben ihre Nummer Eins schon vergeben - und Manchester United hat auch schon abgewunken. Es bestehe "kein Interesse" an Kahn. (sams)