Top-Spion stolpert über Steuer-CD
26. September 2016Der Mann ist ein lebender Mythos. Werner Mauss galt als deutscher James Bond, der in heiklen Missionen für die Bundesregierung unterwegs war. Doch nun schreibt das Landgericht Bochum ein neues Kapital im längst verfilmten Leben des 76-Jährigen. Mauss, der mit Terroristen, Juntas, Drogenkartellen und Rebellen zu tun hatte, hat einen neuen Gegner: die deutsche Steuerfahndung.
Es geht um rund 15 Millionen Euro. Laut Anklage hat Mauss zwischen Oktober 2003 und März 2015 im Ausland erhebliche Kapitalerträge erzielt, von denen die Finanzbehörden offenbar keinerlei Kenntnis hatten. Dabei spielen vor allem Stiftungen und Nummernkonten eine Rolle, die der frühere Superspion gleich unter drei Alias-Namen geführt haben soll - in Luxemburg, Liechtenstein und auf den Bahamas. In den Jahren 2012 und 2013 soll er bei dem damals für ihn zuständigen Finanzamt in Essen schließlich gar keine Steuererklärung mehr abgegeben haben.
Der Geheimdienst-Legende droht der Knast
Sollte dies im Strafprozess bewiesen werden, dürfte der Privatdetektiv kaum noch auf eine Bewährungsstrafe hoffen, auf solche Fälle steht in der Regel Gefängnis. Gerüchte ranken sich schon lange um die Finanzierung seines riesigen Anwesens im Hunsrück. Doch glaubt man Mauss' Schilderungen, hat er sich sein Vermögen in jahrzehntelanger, meist lebensgefährlicher Arbeit unter Verzicht auf einen Ruhestand redlich verdient.
Die Ermittler waren Mauss durch eine Steuer-CD aus Liechtenstein auf die Spur gekommen. Um die Vorwürfe zu untermauern, hat die Staatsanwaltschaft zehn Zeugen benannt, von denen viele aus dem Ausland kommen - unter anderem aus dem Vatikan, aus Israel und Brasilien. Ob sie nun wirklich anreisen und vor dem Bochumer Landgericht aussagen müssen, ist noch offen. Im Prozess vor der 2. Strafkammer wird es vor allem darum gehen, wem die millionenschweren Vermögen und damit auch die Gewinne im Ausland zuzuordnen sind.
Die Richter haben zunächst neun Verhandlungstage bis zum 19. Dezember vorgesehen. Mauss hatte vor wenigen Monaten im Zusammenhang mit der Enthüllungsaffäre um die "Panama Papers", bei denen es um Briefkastenfirmen in Panama geht, den Vorwurf der Steuerhinterziehung vehement zurückgewiesen.
rb/stu (afp, dpa)