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Politik

Steve Bannon will ein rechtes Europa

Notker Oberhäuser
23. Juli 2018

Knapp ein Jahr nach seinem Rauswurf aus dem Weißen Haus will Trumps Ex-Berater in Europa eine Stiftung gründen, die populistische Gruppen bündeln soll. Der Publizist Tilman Jens über die Gefahr, die von Bannon ausgeht.

Tschechien Steve Bannon in Prag
Bild: Getty Images/S. Gallup

Die Anhänger des Front National (FN) jubelten ihm zu auf ihrem Parteitag in Lille im März. Steve Bannon, der Ex-Berater von US-Präsident Donald, ließ sich feiern, und er genoß die Ovationen sichtlich nach seinem Rauswurf aus dem Weißen Haus. "Die Geschichte ist auf unserer Seite und wird uns von Sieg zu Sieg führen" und "Patrioten aller Länder vereinigt euch", rief er den FN-Anhängern zu.

Schon im März zeichnete sich ab, was in den vergangenen Tagen klar wurde: Bannon plant ein gemeinsames Dach und eine gemeinsame Strategie für rechtspopulistische Gruppen und Parteien in Europa, bei der eine Stiftung mit Namen "The Movement" helfen soll. Bannons Ziel, so das Nachrichtenportal "The Daily Beast", sei eine "rechtspopulistische Revolte" vor der Europawahl 2019 anzuzetteln. Erlebt Europa jetzt einen Wahlkampf nach amerikanischen Vorbild?

Der Journalist und Autor Tilman Jens Bild: picture-alliance/Eventpress/Stauggenberg

Der Autor und Publizist Tilman Jens hat 2017 eine Biographie mit dem Titel "Stephen Bannon - Trumps dunkler Einflüsterer" vorgelegt. DW hat ihn zu Steve Bannon und dessen neuen Europa-Ideen befragt.

Deutsche Welle: Sie beschreiben in Ihrer Biographie einen Steve Bannon, der mit liberalen Wurzeln aufgewachsen ist. Was ist passiert, dass er sich zum rechten Hardliner gewandelt hat?

Tilman Jens: Bannon wuchs auf als Arbeiterkind im US-Staat Virginia. Die Mutter war Sozialdemokratin und Gewerkschafterin, und der Vater hat als Telefonkabelverleger angefangen. Mitte der Nuller Jahre hat der Vater im Zuge der Lehmann-Pleite sein gesamtes Aktienvermögen verloren - für Sohn Steve ein großer Einschnitt, der ihn zum Advokat des kleinen Mannes wandelte. Für Bannon selber war die Geiselnahme von US-Amerikanern im Iran das große Trauma in seinem Leben, und er wandelte sich in den 80er-Jahren zum glühenden Fan von US-Präsident Ronald Reagan.

Selbst bezeichnet sich Bannon in einem Interview 2013 als Leninist, weil Lenin den Staat habe zerstören wollen; das sei auch sein Ziel. Wie ist das einzuordnen?

Das schließt sich ja nicht aus. Er war zu dem Zeitpunkt schon ein rechter Leninist. Leninismus ist für ihn nur eine Chiffre, die bedeuten soll: Ich reiße alle Werte nieder, die auch für die USA gelten - Toleranz, Fremdenfreundlichkeit, über die Grenzen hinaus denken. All dies jagt er zum Teufel.

Im US-Wahlkampf nutzte Steve Bannon erfolgreich umstrittene Datendienste wie die von ihm mitbegründete Firma Cambridge Analytica, die auch im Brexit-Wahlkampf eine Rolle spielte. Was bedeutet das für Europa, wenn die rechte europäische Sammlungsbewegung zustande kommt?

In der Tat, maßgeblich hat Bannon die Brexit-Kampagne gesteuert. Dies zusammen mit Boris Johnson, mit dem er sich oft getroffen hat. Der Erfolg hat ihm Auftrieb gegeben und daran erinnert er sich jetzt. Aber man wird es erst wissen, wenn man konkret weiß, ob der Vorstoß funktioniert. Die Gefahr besteht darin, dass er mit allen Mitteln, die er ohne Skrupel einsetzt, einen Wahlkampf völlig neuer Dimension initiieren wird. Dagegen war alles, was wir vorher hatten, ein Schleudern mit Wattebällchen. Die Intention ist hoch gefährlich und er hat den Brexit und die US-Wahl mit seiner Strategie befördert. Aber er hat nie lange an einer Stelle gearbeitet und ich bin mir nicht sicher, ob er das bis zur Europawahl im kommenden Jahr durchhält.

Warum ist Bannon gefährlich?

Er hat sich immer als Fürst der Finsternis bezeichnet. Er ist kein Freund von Transparenz, von Klarheit, sondern er agiert immer aus dem Hintergrund. Er hat sich nie in die erste Reihe gestellt, sondern operiert als Heckenschütze aus der zweiten und dritten Reihe. Das ist das gefährliche bei Steve Bannon - vor allem wenn er Wahlkampf macht.

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