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Steve Witkoff: Trumps "Nahost-Dealmaker"

Andreas Noll
17. Januar 2025

Erfolgreiche Pendeldiplomatie zwischen Mar-a-Lago und Doha: Noch vor Trumps Amtsantritt handelt Steve Witkoff eine Waffenruhe im Gazastreifen aus sowie die Freilassung der Geiseln aus der Hand der Hamas.

Der Nahost-Sonderbeauftragte Steve Witkoff (r.) mit Donald Trump
Der Nahost-Sonderbeauftragte Steve Witkoff (r.) mit Donald TrumpBild: Carlos Barria/REUTERS

Seinem neuen Chef Donald Trump wird es gefallen haben, dass ihm sein Nahost-Beauftragter Steve Witkoff noch vor Amtsantritt einen ersten diplomatischen Erfolg beschert hat. Gemeinsam mit Brett McGurk, der den scheidenden Präsidenten Joe Biden in Nahost-Fragen berät, gelang Witkoff etwas, worauf die Welt monatelang gewartet hatte: die Vereinbarung einer Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas. Unter anderem kommen so in Gaza festgehaltene Geiseln frei. Trump feierte den "Deal" in der ihm eigenen Rhetorik als "episches Waffenstillstandsabkommen".

Offenbar hatte Witkoff den zögerlichen israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu in einem persönlichen Gespräch mit massivem Druck zum Einlenken bewegt. Welchen Anteil McGurks Vorarbeit und welchen Trumps auch martialische Drohungen an die Hamas hatten, werden Historiker beurteilen müssen; für Witkoff ist der diplomatische Erfolg jedenfalls ein Einstand nach Maß.

Steve Witkoff im Manhattan Criminal Court, wo er im Betrugsprozess gegen Trump als Zeuge gehört wurdeBild: Jabin Botsford/The Washington Post via AP/picture alliance

Vom Anwalt zum Investor

Ähnlich wie in seiner ersten Amtszeit, als Donald Trump unter anderem seinen Schwiegersohn Jared Kushner im Nahen Osten verhandeln ließ, hat sich der künftige US-Präsident für einen Nahost-Beauftragten ohne diplomatische Ausbildung entschieden. Witkoff verdankt seine Ernennung einer jahrzehntelangen Freundschaft zu Trump. Beide Geschäftsleute haben mit Immobilien-Investments viel Geld verdient und einen Großteil ihres Lebens in New York verbracht.

Der gut zehn Jahre jüngere Witkoff wurde 1957 in einer jüdischen Familie in der Bronx geboren. Aufgewachsen ist der Sohn eines Damenmantel-Schneiders aber auf Long Island, einer bei wohlhabenden New Yorkern beliebten Insel. An der dortigen privaten Hofstra University schloss Witkoff 1983 ein Jurastudium ab, seine berufliche Laufbahn begann er in der auf Immobilien spezialisierten Anwaltskanzlei Dreyer & Traub an der Park Avenue.

In Siegerpose: Nach seinen Erfolgen als Investor soll Steve Witkoff nun auch auf diplomatischem Parkett reüssierenBild: Julia Demaree Nikhinson/AP Photo/picture alliance

Jahrzehntelange Freundschaft

Bereits zwei Jahre später stieg Witkoff selbst ins Immobiliengeschäft ein und wurde mit 28 Jahren Mitbegründer einer New Yorker Immobilienfirma, über die er während des Immobilienbooms der 1980er Jahre Gebäude mit insgesamt mehr als 3000 Wohnungen in der Wirtschaftsmetropole kaufte.

Aus dieser Zeit stammt auch die Freundschaft zu Donald Trump, wie Witkoff als Zeuge in Trumps Betrugsprozess vor einem New Yorker Gericht aussagte. Demnach lernte er den Unternehmer 1986 in einem Delikatessengeschäft in der US-Metropole kennen. Da Trump kein Bargeld bei sich gehabt habe, bestellte er ihm ein "Käse-Schinken-Sandwich", berichtete Witkoff vor Gericht. An diese Begegnung habe sich Trump sieben Jahre später erinnert, seitdem seien sie beste Freunde.

Steuerberatung für Trump

Seit 1997 hat Witkoff seine eigene Immobilienfirma, die Witkoff Group, die in den USA, aber auch im Nahen Osten Geschäfte macht und in der auch seine Frau und seine Söhne beschäftigt sind.

Während seiner ersten Amtszeit als US-Präsident ließ sich Trump von Witkoff in Steuerfragen beraten. Im letzten Jahr seiner ersten Präsidentschaft belohnte ihn Trump dann mit der Mitgliedschaft in der "Great American Economic Revival Industry Group", die die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie bekämpfen sollte.

Millionenspende im Wahlkampf

Für den Wahlkampf 2024 spendete der Milliardär mindestens zwei Millionen Dollar für Trumps Kampagne, früher aber auch eine hohe Summer an parteiinterne Gegner Trumps. Auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner im Juli 2024 hielten Witkoff und sein Sohn Zach kurze Reden. Mit Blick auf Trumps erste Amtszeit lobte der Immobilienmanager darin unter anderem Trumps Deregulierung und Steuersenkungen, die Investitionen im Immobilien- und Bausektor angekurbelt hätten. Als der 2020 abgewählte US-Präsident nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus seinen Wohnsitz nach Mar-a-Lago verlegte, folgte ihm Witkoff nach Florida.

Privat musste der Vater von drei Söhnen einen schweren Schicksalsschlag verkraften, als sein Sohn Andrew 2011 im Alter von 22 Jahren an einer Überdosis Drogen starb. Sein Sohn Zach heiratete 2022 auf Trumps Landsitz Mar-a-Lago.

Trumps Erwartungen an Witkoff, für den Präsidenten weitere "Deals" im Nahen Osten vorzubereiten, sind hoch. "Steve wird eine unerbittliche Stimme für den Frieden sein und uns alle stolz machen", formulierte Trump bei der Ernennung seines langjährigen Freundes zum Nahost-Beauftragten.

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