1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Stichwort: Die argentinisch-deutschen Beziehungen

Pablo Kummetz28. April 2006

Tango, Fußball und gute Steaks. Das prägt das Image von Argentinien in Deutschland. Gründe dafür gibt es genug.

Der argentinische Tango begeistert DeutschlandBild: AP

Der Tango hat in Deutschland Hochkonjunktur. Tango-Schulen und Salons sprießen. In der Bundesliga spielen etliche beliebte argentinische Kicker und ein argentinisches Steak ist der Inbegriff des guten Fleisches, gegrillt natürlich. Und sollte das nicht genug sein: Buenos Aires entwickelt sich zu einem Geheimtipp für deutsche Touristen.

Der Argentinier Martin Demichelis spielt für den FC BayernBild: AP

Auch hochkarätige Besuche sind keine Seltenheit. Argentinische Staatspräsidenten sind häufig zu politischen Gesprächen in Deutschland zu Gast. Bundeskanzler Gerhard Schröder besuchte seinerseits Argentinien im Februar 2002. Im März 2002 kam Außenminister Fischer nach Buenos Aires. Der argentinische Staatspräsident Néstor Kirchner traf im April 2005 in Berlin mit Bundespräsident Köhler und Bundeskanzler Schröder zusammen.

Wirtschaftsbeziehungen

Die Importe nach Deutschland betrugen 2005 rund 1,206 Milliarden US-Dollar, die Exporte nach Argentinien 1,297 Milliarden US- Dollar. Damit liegt Deutschland bei den argentinischen Wareneinfuhren an vierter Stelle hinter Brasilien, den USA und China, und bei den argentinischen Warenausfuhren an neunter Position. Bei den argentinischen Exporten nach Deutschland überwiegen die landwirtschaftlichen Produkte. Fleisch und Fleischwaren spielen mit einem Anteil von 23 Prozent der Exporte dabei eine große Rolle und Deutschland ist der größte Abnehmer argentinischen Rindfleischs in der EU. Argentinien steuert auch viel Süßes bei: Rund 30 Prozent des von Deutschland importierten Honigs kommen aus der argentinischen Pampa. Deutschland ist zudem ein wichtiger Abnehmer von argentinischem Kupfererz (16 Prozent der Exporte).

Deutsches Produkt mit spanischem Namen: MercedesBild: dpa

Ein spanischer Name hat die Autonarren Argentiniens verführt: Mercedes. Aber natürlich stehen auch BMW und VW hoch im Kurs. Dementsprechend sind 20 Prozent der argentinischen Importe Autos und Autoteile. Begehrt sind auch Maschinen (23 Prozent). Die Nachfrage nach deutschen pharmazeutischen und chemischen Produkten ist ebenfalls groß (17 Prozent der argentinischen Einfuhren). In Buenos Aires ist die "Deutsch-Argentinische Industrie- und Handelskammer" (CADICAA) situiert, die rund 500 Mitglieder zählt, und ein Büro der Bundesagentur für Außenwirtschaft. In der CADICAA sind über 2000 deutsche Firmen registriert. Bei den Im- und Exportverbindungen liegt die Zahl erheblich höher. Die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit beruht auf einem bilateralen Abkommen. Die Schwerpunkte sind Meeres- und Antarktisforschung, Geowissenschaften, Biotechnologie, Informationstechnologie sowie Umweltforschung und -technologie.

Kulturelle Beziehungen

Die Goethe Institute in Buenos Aires und Córdoba werden von den Argentiniern sehr geschätzt. Durch Aktivitäten von über zwölf deutsch-argentinischen Kulturgesellschaften wird die Arbeit der Institute im ganzen Land ergänzt. Die Idee der "Langen Nächte" in den Museen wurde in Argentinien begeistert aufgenommen.

HochschulzusammenarbeitBild: AP

Argentinien ist auch ein Schwerpunktland der Hochschulzusammenarbeit. Der mit einem Informationszentrum vertretene Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat im Bereich des Wissenschaftleraustauschs und der Stipendienprogramme vielfältige Kooperationsvereinbarungen mit Regierungsstellen und privaten argentinischen Stiftungen. Vom DAAD finanziert, befinden sich auch vier Lektoren und ein Lehrstuhlinhaber im Land. Zwischen Universitäten beider Länder bestehen rund 45 Kooperationen unterschiedlicher Intensität, bis hin zu einem integrierten Studiengang mit Abschlüssen an beiden Hochschulen. In Argentinien gibt es 20 von Deutschland geförderte Schulen, an denen fast 11.500 Schüler unterrichtet werden. Weitere 90 Schulen im Land bieten Deutschunterricht an.

Die Schatten der Geschichte

Adolf Eichmann konnte sich nach Argentinien absetzenBild: AP

Ein düsteres Kapitel der deutsch-argentinischen Geschichte ist die Flucht von Nazis nach Argentinien. Argentinien unterhielt während des Zweiten Weltkrieges gute Kontakte zu Hitlerdeutschland. Gegen Kriegsende flüchteten viele Kriegsverbrecher nach Argentinien. Die bekanntesten nationalsozialistischen Verbrecher, die sich in Argentinien unter dem Schutz von Juan Perón eine neue Existenz aufbauen konnten, waren Adolf Eichmann, Josef Mengele und Erich Priebke. Eine andere umstrittene deutsch-argentinische Episode sind die Beziehungen der damaligen Bundesregierung zur argentinischen Diktatoren-Junta (1976-1984). Erreichten andere europäische Länder durch energisches Eintreten die Freilassung politischer Gefangener, so setzte Bonn, während Argentiniens Armee zehntausende Menschen umbrachte, auf "stille Diplomatie". Erreicht wurde damit nichts.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen