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Stichwort: Die chilenisch-deutschen Beziehungen

Pablo Kummetz28. April 2006

Sie gelten als die Preußen Lateinamerikas: Die Chilenen. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Chile sind auf vielen Ebenen eng und reichen weit zurück.

Exportschlager: chilenischer WeinBild: dpa

Wenn man in Deutschland Trauben kauft, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie aus Chile kommen. Auch chilenischer Wein ist bekannt und geschätzt: am liebsten wird der rubinrote Cabernet-Sauvignon getrunken.

Umgekehrt kaufen die Chilen nüchterne Produkte aus Deutschland: Maschinen, chemische Erzeugnisse und Automobile. Deutschland ist für Chile der Handelspartner Nr. 1 in Europa und belegt bei den Importen den fünften Platz - hinter Argentinien, den USA, Brasilien und China.

Export: Trauben, Kupfer, Lachs

Weinanbau in der Nähe von CopiapóBild: npb

Mehr als 2,3 Milliarden Euro betrug das bilaterale Handelsvolumen 2005 - wie schon im Jahr zuvor mit einem deutlichen Überschuss der chilenischen Exporte. Neben Trauben und Wein wird auch das Metall Kupfer massenweise aus Chile importiert.Ein neuer Exportschlager ist chilenischer Lachs - seit letztem Jahr produziert Chile mehr davon als der ehemalige Spitzenreiter Norwegen.

Geschichte: Auswanderer im Süden

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Chile reichen weit zurück: von Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts wanderten viele Deutsche nach Chile aus. Besonders im Süden waren die Deutschen maßgeblich an der wirtschaftlichen Erschließung beteiligt. Die "Alemanes" sind beliebt in Chile. Ihr Einfluss machte sich bemerkbar im Erziehungswesen, bei der Entwicklung des Mittelstandes und in der Organisation des Militärs. Werden die Chilenen vielleicht deswegen die Preußen des Kontinentes genannt?

Menschenrechte: die "Kolonie der Würde"

Austauschstudenten in Santiago de ChileBild: AP

Die heutige Staatspräsidentin Michelle Bachelet, die in der DDR studierte, war schon im Oktober 2004 zu Gast in Deutschland - damals noch als Verteidigungsministerin. Anlässlich des Besuches von Bundesaußenminister Fischer im März 2002 in Chile hatten beide Seiten seine stärkere Zusammenarbeit in Menschenrechtsfragen vereinbart.

Während der Militärherrschaft von General Pinochets waren auch Deutsche in Chile an Menschenrechtsverletzungen beteiligt. Das Gelände der Colonia Dignidad - zu deutsch Kolonie der Würde - des Sektenführers Paul Schäfer soll vom chilenischen Geheimdienst als Folterzentrum genutzt worden sein. Der Skandal um die Colonia Dignidad hat sich beruhigt, seit Schäfer in Haft sitzt. Einige jüngere Zugehörige der Colonia, heute umbenannt in Villa Baviera, studieren inzwischen in Santiago und Concepción.

Umweltschutz: Gemeinsame Sache

Die Entwicklungszusammenarbeit, eine wichtige Säule der bilateralen Beziehungen, erfolgt heute in drei Schwerpunktbereichen: der Modernisierung des chilenischen Staates, dem Schutz natürlicher Ressourcen und der Förderung erneuerbarer Energien. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau finanziert im Auftrag der Bundesregierung chilenische Vorhaben zur umweltfreundlichen Industrieproduktion, in der Abfallwirtschaft und bei der Förderung kleiner und mittlerer Unternehmen.

Deutsch: Mutter- und Fremdsprache

Sektenführer Paul SchäferBild: picture-alliance/AP Photo/N. Pisarenko

Die Kulturbeziehungen zwischen beiden Ländern sind eng und vielseitig. Schwerpunkte sind die wissenschaftlichen Kontakte zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen beider Länder, die Programmarbeit des Goethe-Instituts und anderer Kulturmittler sowie die finanzielle und personelle Förderung der 23 Deutschen Schulen im Lande.

Die traditionsreichen Deutschen Schulen sind sehr gut angesehen im Lande. Von den 23 Schulen verfügt allerdings nur noch die Deutsche Schule in Santiago über einen durchgehenden Zweig für deutsche Muttersprachler. Die übrigen unterrichten Deutsch als Ergänzungs- oder Fremdsprache. Die Deutschen Schulen werden landesweit von 15.000 Schülern besucht.

Kulturaustausch: Goethe, Humboldt, DAAD

Es gibt ein enges Netz von Kontakten und Kooperationen zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen beider Länder, mit bislang über 82 formalisierten Abkommen. Der DAAD fördert deutsche und chilenische Studierende, Graduierte und Wissenschaftler mit über 200 Stipendien pro Jahr. In viele Schlüsselpositionen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sitzen heute deutschstämmige Chilenen, Absolventen der Deutschen Schulen, frühere DAAD- und Humboldt-Stipendiaten oder ehemalige Exilchilenen aus der Zeit des Militärregimes.

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