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Die Entwicklung der Fatah

Diana Hodali25. April 2014

Erst wollte sie Israel bekämpfen, jetzt verhandelt sie seit Jahren mit dem ehemaligen Erzfeind: Die Fatah, die stärkste Fraktion innerhalb der PLO. Welchen Wandel hat sie durchgemacht?

Palästinensiche Flaggen
Bild: Getty Images

Unter der Führung von Jassir Arafat hatte sich die Fatah eigentlich dem bewaffneten Kampf gegen Israel verschrieben. Viele Jahre später erst erkannte sie unter seiner Führung das Existenzrecht Israels an. Seit Arafats Tod hat die Fatah an Popularität und Einfluss eingebüßt, obwohl sie heute unter der Führung von Mahmud Abbas als einziger Verhandlungspartner von Israel und dem Westen anerkannt wird. Sie ist die stärkste Partei innerhalb der Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO).

Radikale Kämpfer im Untergrund

Auf Initiative des damaligen ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser wurde 1964 die PLO gegründet. Sie sollte ein Dachverband verschiedener nationalistischer Fraktionen sein, der als Vertretung aller Palästinenser - auch der im Ausland - fungiert. Als die PLO gegründet wurde, gab es die Fatah bereits. Fatah, ein rückwärts zu lesendes Akronym für "Harakat al-Tahrir al-Filistiniya" - "Palästinensische Befreiungsbewegung", wurde 1958 von Jassir Arafat und einigen weiteren Palästinensern im Exil in Kuwait gegründet. Ihre Mitglieder hatten es sich zum Ziel gemacht, Palästina im bewaffneten Kampf zurückzuerobern. So begann die Fatah 1965 mit Guerillaaktionen gegen Israel und entwickelte sich schnell zur stärksten Untergrundorganisation der Palästinenser. Wichtigste Führungspersönlichkeit war ab 1968 Jassir Arafat.

Jassir Arafat auf einem Porträt von 2002Bild: Getty Images

Er wurde auch der Vorsitzende der PLO: Hielt sich die Fatah anfangs noch fern von dem Dachverband, trat sie ihm 1969 bei. Etliche Gruppen verließen kurze Zeit darauf die PLO, weil Arafat die Gruppen als ineffektiv oder zu moderat betrachtete. So wurde die Fatah schnell zum Kern der Befreiungsorganisation. Nach der Zerschlagung der palästinensisch-arabischen Stützpunkte in Jordanien 1970 (Schwarzer September) bildete Beirut die wichtigste Operationsbasis der Fatah. Nach der Evakuierung der militärischen Verbände der PLO aus dem südlichen Libanon wurde Arafats Verhandlungsstrategie pragmatischer.

Auf Friedenspfaden, aber weniger populär

Als es 1987 zur Ersten Intifada kam und die Hamas das erste Mal auftrat, geriet die Fatah in Bedrängnis. Die Fatah erkannte schließlich das Existenzrecht Israel an und verhandelte fortan mit Israel über eine Zwei-Staaten-Lösung. Das erste Abkommen mit Israel unterzeichnete Arafat 1993 in Oslo. Aber eine vollständige Umsetzung der Oslo-Verträge zeichnete sich schnell als schwierig ab. Der Frust innerhalb der Gesellschaft wuchs.

Während der Zweiten Intifada ("Al-Aksa-Intifada") kam es zu zahlreichen Anschlägen in Israel. Die israelische Regierung reagierte. Die Al-Aksa-Brigaden, ein loser Zusammenschluss jugendlicher Fatah-Mitglieder, beging immer wieder Anschläge, die Israel nicht unbeantwortet ließ. Arafat und seine Fatah wurden zunehmend geschwächt. Arafats Hauptsitz in Ramallah wurde belagert, der mutmaßliche Anführer der Al-Aksa-Brigaden, Marwan Bargouthi, inhaftiert. Der Druck auf Arafat stieg, er unterschrieb eine Erklärung, in der er Angriffe auf die israelische Zivilbevölkerung verurteilte und ablehnte. 2004 starb Arafat in Frankreich. Seine Todesursache ist bis heute nicht geklärt.

Der aktuelle Fatah-Chef Mahmud AbbasBild: Getty Images

Abbas übernimmt

Mahmud Abbas wurde Arafats Nachfolger in der Fatah und auch als Vorsitzender der PLO. Doch die Partei, die Abbas geerbt hatte, war zersplittert und reformbedürftig. Nach und nach verlor sie weiter an Ansehen. Die palästinensische Bevölkerung zeigte sich zunehmend unzufrieden, es gab Vorwürfe von Vetternwirtschaft und Korruption.

2006 verlor sie haushoch die Parlamentswahlen gegen die Hamas. Das Wahlergebnis schockierte die Fatah. 2007 kam es zu einem offenen Bruderkampf zwischen beiden Parteien. Nach heftigen Kämpfen übernahm die Hamas im Juni 2007 die alleinige Kontrolle über den Gazastreifen, und das bis heute. Die Fatah hatte fortan nur noch im Westjordanland das Sagen. Eigentlich endete bereits 2008 die Amtszeit von Mahmud Abbas, weshalb seither die Legitimität seiner Führung infrage gestellt wird.

Bruderzwist beigelegt?

Etliche Friedensverhandlungen haben zu keinem Ergebnis geführt. Israel weigert sich, den Siedlungsbau zu stoppen, ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden. 2011 und 2012 bemühten sich Fatah und Hamas unter Vermittlung ihren Zwist beizulegen, doch die guten Vorsätze hielten nicht lange. Am 23. April 2014 gingen Hamas und Fatah wieder aufeinander zu: Binnen fünf Wochen wollen die rivalisierenden Gruppen eine gemeinsame Regierung bilden und ein halbes Jahr danach Neuwahlen für Parlament und Präsidentenamt abhalten.

Fatah und Hamas haben im April ein Versöhnungsabkommen angekündigtBild: picture-alliance/dpa

Obwohl sich die meisten Palästinenser über die Einigung zwischen Hamas und Fatah gefreut haben, überwiegt die Skepsis, ob beide Parteien ihre inhaltlichen Differenzen tatsächlich überwinden können. Denn während die Fatah in Sicherheitsfragen gemeinsam mit Israel an einem Strang zieht, erkennt die Hamas Israels Existenzrecht bis heute nicht an. Und der militärische Arm der Hamas verschreibt sich weiterhin dem bewaffneten Kampf gegen Israel, auch wenn de facto seit 2012 ein Waffenstillstand existiert.

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