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Stichwort: Die Familie Mann

12. Februar 2002

"Was für eine sonderbare Familie sind wir! Man wird später Bücher über uns - nicht über einzelne von uns - schreiben."

Thomas Mann, Tochter Erika und Ehefrau Katja 1939 in New YorkBild: AP

Klaus Mann, Schriftsteller und Sohn Thomas Manns, hat Recht: Es wird immer noch viel geschrieben über die Literatenfamilie, die mit ihren Werken zum deutschen Kulturgut gehört wie Goethe und Schiller. Die Geschichte der Manns ist geprägt von Genialität und Tragödien, sie sind "Die Windsors der Deutschen", wie der "Spiegel" titelte.

Nobelpreisträger Thomas Mann (1875-1955) ragt aus der Familie heraus. Schon mit 26 Jahren veröffentlicht der gebürtige Lübecker 1901 das Jahrhundertwerk "Die Buddenbrooks", für das er 1929 den Nobelpreis bekommt. Mit Werken wie "Der Zauberberg" (1924) oder "Tod in Venedig" (1913) sichert er sich in der Literaturgeschichte einen Sonderplatz. Heinrich Mann (1871-1950) steht mit seinen bedeutenden Romanen "Professor Unrat" (1905) und "Der Untertan" (1918) etwas im Schatten des jüngeren Bruders.

Erdrückendes Vorbild

Ein Schicksal, das die meisten der Kinder von Thomas und Katia Mann ähnlich empfinden. Erika, Klaus, Golo, Monika und Michael blickten oft mit Verbitterung auf ihre Kindheit und Jugend zurück. Vater Thomas wird oft als egozentrischer, kühler Patriarch geschildert. Viel ist auch über dessen angeblich unterdrückte Homosexualität geschrieben worden - ein Aspekt, den Elisabeth Mann Borgese (1918-2002) als überbewertet empfand. Die jüngste Tochter war der Liebling des Dichters und als anerkannte Meeresexpertin wohl eine der wenigen, die das Familienerbe nicht als Fluch empfanden.

In der Mann-Dynastie häufen sich die Tragödien: Zwei Schwestern von Heinrich und Thomas nehmen sich das Leben. Auch die Söhne Klaus, der seine Drogensucht nicht überwinden kann, und Michael begehen Selbstmord. Das Leben der Mittleren, Monika und Golo, ist von Bitterkeit geprägt. Erika, eine begabte Kabarettistin und Autorin, schafft es nach dem Tod des "Zauberers" nicht, aus seinem Schatten herauszutreten. Doch auch die Werke der Kindergeneration, darunter Meisterwerke wie Klaus Manns "Mephisto", gehören mittlerweile zum literarischen Kanon. Einzig Mutter Katia (1883-1980) meinte, dass es in der Familie einen geben müsse, der nicht schreibt. Ihre Memoiren gab sie mündlich zu Protokoll. (dpa, wga)