Am Sonntag beginnt der G7-Gipfel im bayerischen Elmau. Gastgeber in diesem Jahr ist Deutschland. Worum geht es bei dem Treffen und was sind die G7? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Anzeige
Wer sind die G7?
Zur "Gruppe der Sieben" gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA. Von 1998 bis 2014 war auch Russland Mitglied, in dieser Zeit hieß die Gruppe G8. Wegen der Annexion der Krim wurde Russland ausgeschlossen.
Bei ihrer Gründung Mitte der 70er-Jahre waren die G7 die weltweit größten Volkswirtschaften. Heute bezeichnen sie sich als "die wirtschaftsstarken Demokratien der Welt", wie Bundeskanzler Olaf Scholz kürzlich sagte. Eine Wertegemeinschaft, deren Mitglieder sich zu Freiheit und Menschenrechten, Demokratie und Rechtstaatlichkeit sowie Wohlstand und nachhaltiger Entwicklung bekennen.
Die G7 sind keine internationale Organisation, sondern ein informelles Forum. Sie können keine rechtsverbindlichen Beschlüsse fassen, sondern stimmen gemeinsame Positionen und Initiativen in unterschiedlichen Politikgebieten ab. Die Ergebnisse werden in gemeinsamen Erklärungen der Staats- und Regierungschefs, sogenannten Kommuniqués festgehalten.
Worum geht es bei den Treffen?
Während die Staats- und Regierungschefs anfangs nur in kleinem Kreis über Finanz- und Währungsfragen sprechen wollten, stehen heute nahezu alle global wichtigen Themen auf der Agenda. In den letzten Jahren ging es vor allem um die Themen Weltwirtschaft, Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklung und Migration und den Klimawandel.
Die inhaltliche Ausrichtung der Gipfel wird vom Gastgeber geprägt. Deutschland hat die diesjährige G7-Präsidentschaft inne. Der Gipfel findet im Schloss Elmau im südlichen Bayern statt und steht unter dem Motto "Fortschritt für eine gerechte Welt". Ursprünglich sollten der Kampf gegen den Klimawandel und die Beschleunigung einer globalen Energiewende dominieren. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine rückt das Klima auf der Agenda etwas in den Hintergrund. Bundeskanzler Scholz hat den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eingeladen, er wird virtuell am G7-Gipfel teilnehmen.
Das Märchenschloss: G7-Tagungsort Schloss Elmau
Vom 26. bis 28. Juni findet zum zweiten Mal ein G7-Gipfel auf Schloss Elmau statt, im Süden Deutschlands. Warum gerade hier? Was macht das Fünf-Sterne-Hotel so besonders? Wir haben es herausgefunden.
Bild: Marco Müller/DW
Drei Dinge sind bei einer Immobilie wichtig
Lage, Lage, Lage. Das ist eine bekannte Immobilienmakler-Weisheit. Diese drei Punkte scheint Schloss Elmau schon mal zu erfüllen. Die Lage ist traumhaft. Das Schloss liegt ganz im Süden Deutschlands nahe der Grenze zu Österreich - rund 100 Kilometer südlich von München in einer der schönsten Regionen der Alpen. Und es ist abgelegen. Wichtig für Ruhesuchende - und Staatschefs.
Bild: Marco Müller/DW
Sonne? Egal!
Selbst wenn die Sonne nicht scheint, strahlt die Landschaft. Überall auf dem weitläufigen Gelände gibt es kleine Holzplattformen mit zwei Liegen und einem Sonnenschirm, auf denen man in aller Ruhe die Landschaft genießen kann. Hideaway, also Versteck, ist der Name des Haupthauses, weil man sich gut zurückziehen und verstecken kann. Verstecke gibt's aber auch auf dem Gelände genug.
Bild: Marco Müller/DW
Eins, zwei, drei - ich komme
Versteck passt auch deshalb so gut, weil laut Hotelangaben nur rund 35 Prozent der Fläche vermietbar ist - eine Seltenheit. Der überwiegende Teil ist öffentlich. Darum wirkt Schloss Elmau auch nie überfüllt. Man kann sich hier gut aus dem Weg gehen. Diese Lounge ist eine der öffentlichen Flächen. Hinzu kommen Bibliothek, Buchhandlung, Einrichtungs- und Bekleidungsgeschäft und so weiter.
Bild: Marco Müller/DW
Überall Elefanten
Nicht versteckt, sondern allgegenwärtig sind Elefanten - auf Stoffen, Untersetzern, Flaschen etc. Der Grund: Schlossherr Dietmar Müller-Elmau fand zufällig in einer verstaubten Ecke eines Geschäfts indischen Stoff mit Elefantenmotiv. Da er selbst länger in Indien gelebt hat und wusste, dass der Elefant dort das Symbol für Urteilskraft und Erinnerungsvermögen ist, wollte er ihn überall haben.
Bild: Marco Müller/DW
Play to Stay
Schloss Elmau hat neben vielen Elefanten auch einen Konzertsaal mit vielen Stühlen, in dem pro Jahr mehr als 200 Konzerte stattfinden. Eine Besonderheit: Die Musiker bekommen kein Geld, dürfen aber umsonst im Schloss wohnen. Play to Stay nennt sich das. Neben vielen Stühlen, verfügt Schloss Elmau auch noch über eine Bank...
Bild: Marco Müller/DW
Kennen Sie, oder?
...eine sehr große und sehr berühmte Bank. Dieses Bild ging beim letzten G7-Gipfel auf Schloss Elmau 2015 um die Welt. Der damalige US-Präsident Barack Obama sitzt entspannt auf der Bank und die damalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel scheint ihm die Welt zu erklären - oder ihm zu zeigen, wie groß die Bank ist. Wie auch immer, das Bild kennt jedenfalls die halbe Welt.
Bild: Reuters/M. Kappeler
So geht (orientalische) Entspannung
Von der harten Bank zur Entspannung. Auf Schloss Elmau gibt es ein Oriental Hamam. 500 Quadratmeter, vier Behandlungsräume, drei Kuppelräume, zwei Dampfbäder, eine Oriental Tea Lounge. Denn das türkische Bad ist auch gesellschaftlicher Treffpunkt. Entspannen, Tee trinken, unterhalten. Außerdem hat das Hotel noch weitere Behandlungsräume und diverse Pools - innen, außen und auf dem Dach.
Bild: Marco Müller/DW
Wofür sind die Hocker?
Auf Schloss Elmau kann man aber nicht nur gut entspannen, sondern auch lecker essen - in insgesamt neun Restaurants. Das Foto zeigt das Luce d'Oro, das hochwertigste und teuerste Restaurant. Es ist vielfach ausgezeichnet - unter anderem mit zwei Michelin-Sternen. Ein Fünf-Gang-Menü gibt es für 189 Euro, acht Gänge für 249 Euro. Und die Hocker? Die gibt es für die Handtaschen der Damen.
Bild: Marco Müller/DW
Hotel extra für G7 gebaut
All die Highlights reichten Eigentümer Dietmar Müller-Elmau nicht. Er wollte ein Hotel bauen, das perfekt für einen G7-Gipfel ist - in dem alle Staats- und Regierungschefs gleiche Suiten haben und im kleinen Kreis unter sich sein können. Gesagt, getan. 2015 war es fertig und sieht so aus (Bild), das Retreat (Rückzug). Es liegt ca. 100 Meter entfernt vom Hauptgebäude und hat 47 Suiten.
Bild: Marco Müller/DW
Landschaft gucken statt Fernsehen
Und so sehen die Suiten im Retreat von innen aus. Außer dem Schlafzimmer gibt es noch ein Wohnzimmer, ein luxuriöses Bad, einen Flur mit Schränken und einen Wohnraum mit zwei Sofas. Das Beste ist aber der Blick auf die Berge in drei Richtungen - da kann man auch mal den Fernseher links liegen lassen.
Bild: Marco Müller/DW
10 Bilder1 | 10
Wie oft treffen sich die G7?
Aus den anfangs jährlichen Treffen der G7 in kleiner Runde ist inzwischen eine permanente Kooperation auf der Ebene von Ministern und hohen Regierungsbeamten geworden. Sie stimmen laufend nationale Positionen ab und sorgen bereits im Vorfeld der Minister- und Gipfeltreffen dafür, dass möglichst wenig in den Chefrunden geklärt werden muss.
Die Europäische Kommission hat Beobachterstatus, an G7-Gipfeln nehmen die wichtigsten Repräsentanten der EU teil. Seit einigen Jahren werden auch Schwellen- und Entwicklungsländer als Gäste eingeladen. 2022 sind es Argentinien, Indien, Indonesien, Senegal und Südafrika.
Indien und Südafrika auf G7-Gipfel
19:11
Welche Kritik gibt es an den G7?
Die Bevölkerung der G7-Staaten hat nur einen Anteil von etwa 10 Prozent an der Weltbevölkerung, erwirtschaftet aber rund 45 Prozent des weltweiten Bruttonationaleinkommens. Die G7 sind also die besonders reichen Staaten. Auch wenn sie keine verbindlichen Beschlüsse vereinbaren können, haben ihre gemeinsam formulierten Positionen erhebliches politisches Gewicht. G7-Gipfel sind immer wieder Wegbereiter für multilaterale Initiativen und Vereinbarungen.
Die Kritik lautet, dass dabei die eigenen Interessen dominieren und vor allem der globale Süden zu wenig berücksichtigt wird. Zivilgesellschaftliche Organisationen fordern regelmäßig, dass die G7 die Ursachen des Hungers stärker bekämpfen und dafür mehr Geld zur Verfügung stellen sollen. 2015 setzten die G7 das Ziel, 500 Millionen Menschen bis 2030 von Hunger zu befreien.
Anzeige
Was kostet ein Gipfeltreffen?
Der diesjährige G7-Gipfel findet auf Schloss Elmau in Bayern statt. Am selben Ort wie schon 2015, als Deutschland zuletzt die G7-Präsidentschaft innehatte. Allein die Kosten für die Sicherheit sind mit 180 Millionen Euro veranschlagt. Bezahlt wird das vom Bund und vom Bundesland Bayern.