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Regenerative Medizin

Gudrun Heise21. Oktober 2015

Unser Organismus besteht aus mehr als 200 Zelltypen. Sie sind genetisch zunächst gleich, spezialisieren sich dann aber. Diese Zellen sind Materialquelle für die regenerative Medizin - Hoffnung für viele Patienten.

Stammzellenforschung
Bild: picture-alliance/dpa

Die besten Möglichkeiten für die regenerative Medizin bieten Stammzellen - die Zellen also, von der alle anderen in unserem Körper abstammen. Durch Teilung entstehen aus einer Stammzellen eine Tochterzelle, die sich auf Funktionen spezialisiert, sowie wiederum eine Stammzelle. Diese erhält sich also selbst - eine unendliche Geschichte, denn durch diese Fähigkeit erneuert sich ein Organismus in gewissem Rahmen immer wieder.

Stammzellenforschung in der Kritik

1998 gelang es Forschern in den USA erstmals, menschliche embryonale Stammzellen zu gewinnen. Den Wissenschaftlern eröffneten sich neue Möglichkeiten zur Therapie. Neue embryonale Stammzelllinien werden aber durch die Zerstörung von Embryonen gewonnen; das hat Ethiker und Kritiker auf den Plan gerufen. Wann beginnt menschliches Leben? Mit dem Embryo? Als Embryo gilt, was direkt nach der Verschmelzung von Eizelle und Spermium entsteht. In Deutschland trat 1991 das Embryonenschutzgesetz in Kraft. Es verbietet, aus Embryonen Stammzellen zu gewinnen. Nur unter strengsten Auflagen dürfen embryonale Stammzellen aus dem Ausland nach Deutschland importiert werden. Das Robert-Koch-Institut in Berlin muss diese Importe genehmigen.

Die Stammzellenforschung hat viele KritikerBild: Getty Images/S. Platt

Ethisch unbedenklich

Die sogenannten induzierten pluripotenten Stammzellen (IPS-Zellen) hingegen sind ethisch unbedenklich, denn sie werden nicht aus Embryonen gewonnen. Es sind ganz normale Zellen eines erwachsenen Menschen. Sie lassen sich mithilfe von vier Genen in eine Art embryonalen Zustand versetzen und im Labor kultivieren. Sie dienen für die Zelltherapie oder als Grundlage für Medikamententests.

Nimmt man beispielsweise Hautzellen eines Parkinson-Patienten und reprogrammiert sie zu Gehirnzellen, tragen sie noch immer das Krankheitsgen in sich. Forscher erforschen so den Verlauf dieser Erkrankung oder testen Medikamente direkt an den Zellen.

Regeneration von Organen

Nicht alle Organe und Körperteile können sich regenerieren, also wieder erneuern. Dazu gehören die Augen, das Herz und das Gehirn. Mit zunehmendem Alter nimmt die Regenerationsfähigkeit ab. Zellen sterben, Organfunktionen lassen nach. Ein Ziel der regenerativen Medizin ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers wieder zu aktivieren.

Ersatz mit Tissue Engineering

Beim Tissue Engineering geht es darum, Gewebe nachzuzüchten. Das lässt sich etwa bei Verbrennungen einsetzen oder beim Aufbau von Gefäßen oder Organen. Die Methode unterstützt auch Selbstheilungsprozesse. Die Forschung ist hier bereits weit fortgeschritten und bietet viele Möglichkeite. So beschäftigen sich Forscher beispielsweise damit, mit Tissue Engineering ganze Organe wie etwa Leber oder Nieren zu ersetzen.

Zelltherapie

Ziel der Zelltherapie ist es, regenerative Prozesse anzuregen. Außerdem sollen so defekte Zellen oder Zellen, die in ihrer Funktion gestört sind, ersetzt werden.

Bekanntes Beispiel ist die Transplantation von Blutstammzellen aus dem Knochenmark, etwa bei Leukämie. Intensive Chemo- und Strahlenbehandlung zerstören das blutbildende System und das Immunsystem der Patienten. Ihnen werden gesunde Blutstammzellen transplantiert, die sich dann selbständig im Knochenmark ansiedeln.

Gentherapie

Die Gentherapie ist umstritten. Bei ihr wird ein neuer Erbgutabschnitt in Stammzellen eingefügt, der einen Gendefekt kompensieren soll. So ersetzt ein gesundes Gen ein fehlerhaftes in den Zellen eines Patienten. Die Behandlung kommt vor allem bei Erbkrankheiten infrage, etwa bei Krebserkrankungen, bei denen einzelne, kranke Zellen zerstört werden sollen.

Als problematisch gelten bei der Gentherapie vor allem die Genfähren, die Genmaterial in die Zellen einschleusen. Ein wirkungsvolles Transportmittel sind etwa Viren. Sie schleusen sich auch natürlicherweise in den Körper ein, um ihr Erbgut zu verteilen.

Der anfänglichen Euphorie folgte in den 1990er Jahren Ernüchterung. Denn das Verfahren birgt hohe Risiken, es starben sogar einige Patienten. Die Forschung zur Gentherapie läuft aber nach wie vor auf Hochtouren, und in den letzten Jahren haben Wissenschaftler neue Genfähren entdeckt, bei denen die Risiken für den Patienten wesentlich geringer sind.

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